Kapitel 1
Der süße metallene Geschmack von Blut kitzelte über meine Zunge.
Ich raste wie von der Tollwut besessen auf ihn erneut zu, erntete jedoch nur ein verdrehtes Handgelenk und kauerte auf den Knien vor ihm, während er weiterhin mein Handgelenk schmerzvoll gegen seine Natur drehte.
„Gibst du jetzt endlich auf?“ fragte er spöttisch.
Meine freie Hand schnellte hervor und griff nach dem Geldbeutel in seiner anderen Hand. Doch meine Finger rutschten lediglich an dem Leder ab, bis ich vor Schmerz aufschrie, von einem Gefühl, von dem ich glaubte, dass mein Handgelenk gleich brechen würde.
„Versprich mir, dass wenn ich dich jetzt loslasse, du mich nicht weiter angreifst.“ Seine tiefe reife Stimme, so ehrenvoll und gebietend. Doch sie würde es nicht schaffen, mich zu einer Niederlage zu zwingen. Ich mit meinen Sechszehnjahren, der keinen Schritt zurückweichen würde.
Plötzlich löste sich sein Handgriff, ich schnappte nach Luft, doch in dem nächsten Moment wurde ich gegen eine Hauswand geschleudert und bevor ich meine Hände heben konnte, lag eine silberne Klinge verführerisch an meiner Halsschlagader.
Ich sah dem Mann in die Augen dunklen Augen. Er war vielleicht knapp vierzig, strickt die Haare zurückgebunden und einen schwarzen Reisekimono.
Waren es seine Augen, die mich töten würden?
„Dann wartet nur der Tot auf dich.“ Sagte er hämisch, nahm die Klinge ein Stück zurück und sie raste auf mich zu. Mein Körper entspannte sich mit einem Mal, kein Wimpernschlag. Ehrerbittend, Perfektion und tiefe Disziplin. Selten, dass man solche Augen sah. Ein rasiermesserscharfes Stechen, ein Tropfen Blut.
Ich sah ihn verwirrt an. Seine Klinge, die mich am Hals gestreift hatte und sein tiefer Blick, der seinen Spott abgelegt hatte und plötzlich so ernst geworden war.
„Wie ist dein Name?“ fragte er.
„Shigeru.“ Antwortete ich mit hartem Blick.
„Familie?“
„Hab‘ ich keine.“
„Warum tust du mir nicht den Gefallen, Shigeru, und läufst wie all die anderen Diebe einfach panisch weg?“
„Ich dachte Ihr wolltet mich töten? Das wäre doch sicherlich hinderlich gewesen, wenn Ihr mir hättet nachrennen müssen.“ Antwortete ich jetzt spöttisch, nach wie vor verwirrt darüber, dass er die Klinge gestoppt hatte. Niemand hatte Erbarmen mit Dieben, und vor allem nicht mit solchen wie mir.