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 Manfredo's Tagebuch: 40. Kapitel

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Faules_Kätzchen
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Manfredo's Tagebuch: 40. Kapitel Empty
BeitragThema: Manfredo's Tagebuch: 40. Kapitel   Manfredo's Tagebuch: 40. Kapitel EmptySa Dez 17, 2011 12:01 am

Viel los in Island
Dienstag,
den 14. September
2009
Der Tag begann mit einem lauten Aufschrei aus Katys Richtung und einem gepfefferten Klatschen mitten in mein Gesicht. Ich schrie ebenfalls auf und fuhr hellwach in meinem Bett hoch. Katy, die wie ich immer noch ihre Gasmaske trug, wütete im Zimmer umher und schlug mit einer gigantischen, schwarzen, spinnenförmigen Fliegenklatsche um sich. „Was geht denn jetzt ab?“, rief ich empört.
„Hier – sind – überall – KA-KER-LA-KEN!!“, kreischte sie und schlug mit jeder Silbe auf die Krabbeltierchen ein, die ich erst jetzt im ganzen Zimmer herumwuseln sah. Ich kreischte noch schriller als Katy und wollte unter meine Decke kriechen, als ich auch dort eine Kakerlake entdeckte. Wieder kreischte ich und krabbelte panisch ans äußerste Ende meines Bettes.
„Hilf mir lieber, die Viecher um die Ecke zu bringen!“, rief Katy, die leicht rosa angelaufen war und ohne zu zögern auch auf John einschlug, als ihm ein Insekt über sein hässliches Gesicht krabbelte. Im Gegensatz zu mir schien ihn das aber nicht im Geringsten zu stören, denn er schnarchte unbekümmert weiter. „Ich habe aber keine Fliegenklatsche!“, versuchte ich, mich aus der unangenehmen Aufgabe heraus zu reden.
„Aber alleine schaff ich das nie!“, jammerte Katy, „Dann erschlag sie eben mit einem Badelatschen oder sowas!“
Ich schauderte allein beim Gedanken daran. Ich wusste ja, dass Katy Hilfe brauchte, aber ich konnte es einfach nicht! Nicht, dass ich Mitleid mit den Viechern hätte, aber trotzdem... Plötzlich spürte ich etwas Pelziges an meiner Hand entlangstreichen und zuckte wie elektrisiert zurück. Doch es handelte sich zum Glück nicht um eine Monsterkakerlake, sondern... „Hast du Haschisch?“ … um meine entzückende Hausratte! Dass er auch immer in den unpassendsten Momenten auftauchen musste! Aber Augenblick mal – vielleicht war der Moment ja doch gar nicht so unpassend.
„Ja, hab ich, aber du bekommst es nur, wenn du Katy jetzt hilfst, die Kakerlaken zu vernichten!“, erklärte ich. Seine Augen begannen zu glitzern und ich dachte schon, er würde die Aufgabe ohne Weiteres annehmen. Doch da hatte ich mich zu früh gefreut. „Erst will ich mein Haschisch!“, verlangte die Ratte unbeirrt.
„No, das bekommst du hinterher!“, erwiderte ich bestimmt. Ralf Rolf Rudolf blinzelte mich misstrauisch an. „Na gut. Dann zeig es mir vorher!“
Ich raufte mir die Haare, ließ es aber schnell wieder bleiben, da ich sie so nur noch mehr verstrubbelte, als sie ohnehin schon waren. „Jetzt pass mal auf“, begann ich, doch Katy unterbrach mich: „Ey, Fredo, kannst du mal aufhören, Selbstgespräche zu führen und mir endlich helfen?!“
„Ich führe doch keine Selbstgespräche!“, empörte ich mich, „Ich spreche mit Ralf Rolf Rudolf!“
Katy machte eine kurze Pause und schaute mich leicht außer Atem an. Zumindest glaubte ich das, ich konnte ihr Gesicht nicht genau erkennen, da sie ja immer noch die Atemmaske trug. „Wer bitte?!“
„Ralf Rolf Rudolf! Meine... Ratte.“, wiederholte ich ziemlich lahm. Wie sollte ich ihr auch erklären, dass er sprechen konnte? Wortlos hob ich einfach die quiekende Ratte am Schwanz hoch und hielt sie Katy vor die Nase. Der Ratterich begann, zu kichern und gleichzeitig zu zetern, dass ich ihn runterlassen sollte, da das doch so kitzelte. Katy machte große Augen. „Der kann ja sprechen!“
„Natürlich!“, rief Ralf gackernd. „Du doch auch! Hast du Haschisch?“
„Haschisch? Manfredo, was hast du dir denn für eine Drogenspürratte zugelegt?“
„Um genau zu sein ist es eine Laborratte.“, berichtigte ich Katy.
„Jaa! Ganz genau!“, quiekte Ralf, „Und ich brauche mein Haschisch! Manfredo, gib mir mein Haschisch! Gib es mir endlich! Ich bekomme schon Entzugserscheinungen! Hier...“ Mit einer seltsamen Verrenkung streckte er mir seinen pelzigen, winzigen Hinterkopf entgegen. „...mir fallen schon die Haare aus!“
„Vielleicht liegt das einfach daran, dass du alt wirst, mein Freundchen.“, entgegnete ich ungerührt. Die Ratte machte ein düsteres Gesicht. „Ich beiß dich gleich! Dann wirst du auch drogensüchtig!“
„Wehe!“, schrie ich auf und ließ den Ratterich fallen. Kieksend vor Lachen floh er unter Katys Bettdecke. „Kleiner Witz am Rande! Hahahahaha! Du bist ja sooo dumm!“
Verunsichert wandte ich mich an Katy, deren Gesichtsausdruck von der Atemmaske versteckt wurde. Ich hoffte nur, dass sie mich nicht auch auslachte. „Stimmt das denn?“, fragte ich, „Kann man Drogensucht wirklich übertragen?“
„Ich glaube nicht.“ Jetzt hörte ich tatsächlich, dass Katy leicht kicherte. „Solltest du dich mal drüber informieren, wenn du so eine Ratte besitzt. Warum setzt du ihn nicht einfach auf Entzug?“
„Weil es nicht zum Aushalten ist!“, jammerte ich. „Ich hab's ja schon mehrmals versucht, aber wenn dich den ganzen Tag über so ein bettelndes Pelztier verfolgt und dich nicht mal schlafen lässt...“ Ich schüttelte mich allein bei der Erinnerung daran. „Mamma mia. Glaub mir, Katy, das ist keine schöne Erfahrung.“
„Dann sperr ihn doch einfach weg!“ Katy sagte das, als wäre es das Einfachste auf der Welt. Ralf Rolf Rudolf schnaubte nur verächtlich. „Mich wegsperren? Das soll mal jemand versuchen!“
Hilflos hob ich die Schultern. „Siehst du, genau das meine ich.“
Katy musterte mich und überlegte eine Weile. Dann schnappte sie urplötzlich unter ihrer Decke nach der Ratte, hob das überrascht quietschende Viech am Schwanz empor und ließ ihn kopfüber nur wenige Zentimeter über Johns abscheulichem Gesicht baumeln. Der Ratterich kreischte, hielt sich die Nase zu und wand sich hin und her, um dem Gestank zu entkommen. Doch Katy hatte kein Mitleid. „Was machst du da?“, rief ich besorgt, die Augen auf meine leidende Ratte fixiert. „Du bringst ihn noch um!“
„Ach, Quatsch! Ich betäube ihn nur!“
Und tatsächlich, Ralf hörte langsam auf zu zappeln. Ein letztes Strampeln, dann hatte das John-Aroma ihn überwältigt und er hing schlaff in Katys Hand. „So.“, sagte sie zufrieden, während ich nach wie vor beklommen die bewusstlose Ratte betrachtete, die von dem Gestank grünlich angelaufen war. „Dann rück mal einen Käfig oder sowas raus.“, befahl Katy, „Da sperren wir ihn dann für ein paar Tage weg und du wirst sehen, in Null Komma Nichts wird er seine Sucht auskuriert haben.“
„Ich... ich habe aber keinen Käfig.“, gab ich zu und klang dabei so furchtbar kleinlaut, dass ich mich schnell räusperte und mit kräftigerer Stimme hinzufügte: „Ich meine, ich konnte ja nicht ahnen, dass das Viechchen wie aus heiterem Himmel wieder bei mir auftaucht...“
„Na, dann geh eben beim Nook einen Käfig kaufen. So teuer sind die doch wohl nicht.“, schlug Katy sofort vor.
„Ach ja, natürlich.“ Dass ich da nicht selbst drauf gekommen war! Nun, wozu hatte ich eine praktisch denkende Freundin?!
Während Katy ihre blecherne Schmuckschatulle entleerte, um die Ratte kurzfristig darin zu verstauen, zog ich mir schnell etwas über, gelte mehr schlecht als recht meinen Bürzel, schnappte mein Portemonnaie und eilte zu Nooks Laden. Zum Glück hatte er schon geöffnet. Wenn es um seine Öffnungszeiten ging, war der Nook so pünktlich, dass man die Uhr danach stellen konnte.
Ich kaufte, da es nichts Besseres gab, einen Vogelkäfig. Tom Nook schien noch immer etwas schlecht auf mich zu sprechen zu sein, da ich nicht sein Sklave sein wollte, und nahm nur grimmig das Geld an. Also, von mir aus musste ich nichts bezahlen! Aber das war ihm vermutlich auch wieder nicht recht. Wie man es auch machte, der olle Waschbär war nie zufrieden.
Auf dem Rückweg traf ich zu meiner Überraschung Vanessa und Richi zusammen den Weg entlangspazieren. Vanessas Gesicht nach zu schließen gefiel es ihr aber nicht sonderlich, was beruhigend war. Die Arme, ständig drängte dieser fette Sack ihr seine Gesellschaft auf! Ich hätte ihr ja gern aus der Patsche geholfen, doch unter den gegebenen Umständen war es vermutlich nicht so klug, in irgendeiner Weise in Kontakt zu Vanessa zu treten. Klar, früher oder später würde sie wieder auftauchen und auf das Thema „Umzug nach Downtown“ zurückkommen, doch damit sollte sie sich ruhig noch etwas Zeit lassen. Ohne die beiden anzuschauen, joggte ich schnell an ihnen vorüber, doch -
„Hey, M.-Fatz! Geh in den Puff! Warte doch mal!“
Ich tat so, als hätte ich ihn nicht gehört und rannte einfach weiter. Ich hörte, wie Richi mir folgte, und beschleunigte mein Tempo möglichst unauffällig. Da ich aber natürlich nicht den Anschein erwecken wollte, vor ihm davon zu laufen, konnte ich nicht zu schnell rennen und er hatte mich bald eingeholt. „Pfffft! Bleib doch mal stehen, M.-Fatz!“ Er packte mich am Arm und mir blieb nichts anderes übrig, als widerwillig stehen zu bleiben und ein überraschtes Gesicht zu machen. „Oh! Richi, du bist es! Ich hab dich gar nicht rufen gehört...“, behauptete ich.
„Hör mal, M.-Fatz, ich hab einen neuen Spitznamen für dich.“, grunzte er, ohne weiter darauf einzugehen oder mich überhaupt zu begrüßen. Tja, Höflichkeitsfloskeln waren noch nie seine Stärke gewesen. „Willst du ihn hören?“
„Öhm, ja klar...“
„Also gut, pfffft. Pass auf: Zorni!“ Erwartungsvoll musterte er mich. Ich hüstelte leicht. „Zorni?! Das ist doch nicht dein Ernst, oder?“
„Natürlich ist es mein Ernst!“, beteuerte Richi entrüstet. Er zog eine Schnute. „Gefällt er dir etwa nicht? Geh in den Puff. Nun, wahrscheinlich bin ich einfach nicht talentiert darin. Schon in Ordnung.“ Er schniefte und ich lugte nervös über seine massige Schulter in Richtung Vanessa. Sie stand in ihrem hübschen Sommerkleid wie bestellt und nicht abgeholt mitten auf dem Weg und war sich wohl noch unschlüssig, ob sie auf Richi warten oder sich schnell davonmachen sollte. Zum Glück schien sie mich noch nicht erkannt zu haben.
„Aber hey, M.-Fatz; wie soll ich dich denn dann nennen, pfffft?“, fragte Richi. „Der Name M.-Fatz geht nämlich nicht mehr so ganz mit der Mode.“
Fast hätte ich ihm ins Gesicht geprustet. Seit wann wusste der denn etwas von Mode? Aber okay, wenn ich mir schon meinen Spitznamen selbst aussuchen durfte, sollte er auch cool sein. Ich ließ mir einen Moment Zeit, um zu überlegen. „DJ Fresh.“, schlug ich dann vor.
„DJ Fresh?“, wiederholte Richi skeptisch, „Bist du dir da sicher, geh in den Puff?“
„Vollkommen sicher.“ Ich wollte langsam mal wieder los, denn zuhause wartete ja noch Katy mit der bewusstlosen Ratte auf mich. „Nun, ich mach mich dann mal wieder auf die Socken...“
„Hm. Pffft. DJ Fresh also...“, murmelte Richi noch nicht ganz überzeugt vor sich hin, als ich mich ihm abwandte und unser Haus ansteuerte. Doch auch diesmal kam ich nicht weit, denn hinter mir hörte ich Vanessa kreischen: „Manfredo! Schatzi!“
Das durfte ja wohl nicht wahr sein! Doch mir blieb wohl nichts anderes übrig, als kurz auf sie zu warten. Besser, als wenn sie mir bis nach hause folgte... Ich wollte mir Katys Reaktion lieber gar nicht erst ausmalen. Widerstrebend kam ich ihr entgegen und versuchte, ein höfliches Lächeln aufzusetzen. Bei ihren strahlenden Kulleraugen fiel mir das zugegebenermaßen relativ leicht. „Hi, Vanessa.“, begrüßte ich sie lässig. Sie war allerdings so aus dem Häuschen vor Freude, dass sie es nicht dabei beließ, sondern mir um den Hals fiel. „Endlich sehen wir uns wieder!“, hauchte sie in mein Ohr und gab mir mehrere zarte Küsschen auf die Wangen. Ich versuchte mit ängstlichen Blicken in Richtung unseres Hauses, sie vorsichtig von mir zu lösen, ohne grob zu wirken. „Du... Vanessa... also, ich will nicht uncool sein... aber ehrlich gesagt bin ich gerade sehr beschäftigt... also, wenn wir uns vielleicht später treffen könnten...?“
Kaum war es draußen, bereute ich auch schon, es gesagt zu haben. Ich durfte mich gar nicht mehr mit ihr treffen! Ich musste es endlich beenden!
Vanessa machte ganz große, verständnisvolle Augen. „Aber natürlich, Schatzi! Ich will dich natürlich nicht stressen. Wann hast du denn Zeit für mich?“
„Nun... in den nächsten Tagen wird das wohl schwierig... Ganz zu schweigen von den Wochen danach... mein Terminkalender ist tierisch voll zurzeit!“, behauptete ich, dabei hatte ich noch nicht einmal einen Terminkalender.
„Oh.“, machte Vanessa tief enttäuscht und allein dieser kleine Laut brach mir das Herz.
Schnell berichtigte ich mich: „Das heißt, so viel zu tun hab ich nun auch wieder nicht. Wie wäre es mit morgen Nachmittag? Für 'ne halbe Stunde oder so?“ Wir durften ja nicht übertreiben, sonst wurde Katy noch misstrauisch. Aber einmal kurz Smalltalk mit Vanessa, unter Freunden, das durfte doch wohl noch erlaubt sein. Solange es wirklich unter Freunden war. Doch so, wie Vanessa mich jetzt anstrahlte, war ich mir nicht mehr so sicher, ob sie die unausgesprochene Voraussetzung einhalten würde.
„Oh, das ist ja großartig!“, fiepste sie und schmatzte mir nochmal auf die Backe. „Das ist so süß von dir! Und du hast jetzt wirklich keine Zeit mehr?“
Bei ihrem verliebten Blick wollte ich nichts lieber als endlich offiziell Schluss mit ihr zu machen, gleichzeitig aber auch nichts weniger gern als das. „Nein, nein, ich hab's wirklich eilig.“, sagte ich deshalb hastig, drehte mich schnell um und floh regelrecht nach hause.

Katy war nicht begeistert über mein spätes Erscheinen. „Wo hast du denn gesteckt?“, zischte sie leise, um die Ratte nicht endgültig aufzuwecken. Nach den Geräuschen in ihrer Dose zu schließen, begann diese nämlich langsam wieder, sich zu regen.
„Wurde aufgehalten“, murmelte ich nur, ohne sie anzusehen und öffnete den Käfig. Katy zog vorsichtig den Deckel von der Dose – und schrak zurück, als Ralf Rolf Rudolf ihr fast ins Gesicht sprang. Freudig quiekend landete er im hohen Bogen auf meinem Bett und wollte sich aus dem Staub machen, doch im letzten Moment griff ich noch nach ihm und bekam seinen rosa Spagettischwanz zu packen. „Hier geblieben, du kleines Wattebäuschchen!“, rief ich und stopfte meinen kratzenden und beißenden kleinen Freund in den Vogelkäfig.
„Wenn schon, dann Rattebäuschchen!“, kreischte er und richtete sich zornig funkelnd an den Metallstäben auf. Er lallte noch immer ein wenig wegen der zuvor statt-gefundenen John-Betäubung.
„Der scheint uns ja unsere kleinen Notmaßnahmen ziemlich übel genommen zu haben.“, raunte Katy mir zu, während ich den Käfig mit der schimpfenden Ratte unter mein Bett schob, ohne weiter auf seine Beleidigungen einzugehen. „Einfach ignorieren.“, riet ich ihr. „Der tut doch nur so. - Wo steckt eigentlich John?“ Mir war jetzt erst das leere Bett aufgefallen. Außerdem war der Gestank in diesem Zimmer nicht so schlimm wie sonst, da Katy das Fenster geöffnet hatte. Belustigt hob Katy eine Augenbraue. „Du vermisst ihn doch nicht etwa?!“
„No, no, natürlich nicht! Hab mich nur gefragt, ob du ihn aus dem Fenster geworfen hast oder ob er sich freiwillig entfernt hat.“
„Bäh, den würde ich doch nie anfassen!“, ereiferte sie sich. „Um ehrlich zu sein, hat er sich selbst aus dem Fenster geworfen.“
„WAS?!“, prustete ich.
„Ja, im Prinzip schon!“, gackerte Katy. Sie machte eine Handbewegung zum Fenster. „Dort auf dem Baum saß irgendein Krabbelvieh, das er unbedingt haben wollte. Naja... Als er sich daraufgestürzt hat, hat er wohl den Baum etwas verfehlt...“
„Echt jetzt?“ Amüsiert trat ich ans Fensterbrett und lugte neugierig nach unten.
„Manfredo, ich glaube kaum, dass John da immernoch herumliegt...“, begann Katy, doch sie wurde von meinem Lachanfall übertönt: Johns T-Shirt hatte sich an einem tief herabhängenden Ast verfangen, sodass der ganze John daran baumelte; das schien ihn aber nicht zu stören, denn er war in dieser Haltung eingeschlafen.
„Was ist denn?“, wollte Katy wissen, doch ich konnte ihr nicht antworten vor Lachen, ich konnte mich nicht einmal mehr auf den Beinen halten. Ich plumpste auf Katys Bett, welches am Fenster stand, und kringelte mich darauf laut quiekend wie ein Meerschweinchen. Katy warf mir nur einen besorgten Blick zu, konnte ihre Neugierde dann aber doch nicht unterdrücken und lugte auch aus dem Fenster, woraufhin sie ebenfalls unter lautem Gelächter neben mir auf ihr Bett fiel.
Es dauerte wohl einige Minuten, bis wir uns einigermaßen beruhigt hatten. Irgendwann hatten wir beide Bauchschmerzen und lagen schwer atmend nebeneinander. Die Stille wurde erst unterbrochen, als Ralf Rolf Rudolf, dem unser Lärm anscheinend vorerst die Sprache verschlagen hatte, sein eifriges Gezeter wieder aufnahm. Katy und ich drehten uns zueinander um und rollten gleichzeitig genervt mit den Augen. Daraufhin prusteten wir wieder kurz los, hörten aber aus Rücksicht auf unsere Bauchschmerzen schnell wieder damit auf. „Was schaust du mich so an, Manfredo?“, fragte Katy irgendwann; wir hatten beide immernoch unseren Blick nicht voneinander abgewandt.
„Das Gleiche könnte ich dich fragen.“, konterte ich und rückte etwas näher an sie heran. Katy verstand den Wink anscheinend und grinste. Mit blitzenden Augen schlang sie die Arme um mich.
„Oh là là! Junge Liebe!“, kam da eine klebrige Rattenstimme aus der hintersten Ecke unter meinem Bett hervor.
„Ruhe auf den billigen Plätzen!“, rief ich säuerlich, doch eigentlich hätte mir klar sein müssen, dass dies den Ratterich nur noch mehr anstachelte: „Ei, ei, ei, was seh ich da: Ein verliebtes Ehepaar!“, sang er schrill und munter. Katy stöhnte auf und ließ ihr Gesicht genervt in ihr Kissen fallen, ich konnte mir nur ungläubig an den Kopf fassen. Dieses Viech schaffte es echt immer wieder, die schönsten Momente kaputt zu machen!
„Noch ein Kuss, dann ist Schluss, weil die Frau nach Hause muss!“
„Ich hab dir gesagt, du sollst still sein! Willste Stress?“, rief ich und warf einen Pantoffel unter mein Bett. Es polterte, als ich anscheinend getroffen hatte und der Käfig umkippte, doch der Gesang wurde nur noch schriller: „Warum darf der Mann nicht mit? Weil er sonst in ihre Scheiße tritt! Baahahahahaha!“
„Jetzt reicht's aber!“ Ich sprang auf und fischte wutschnaubend den Käfig mit der singenden Ratte unter meinem Bett hervor. „Was soll dieses gestörte Lied? He? Sag schon!“ Ich schüttelte den Käfig und Ralf kugelte giggelnd darin herum. „Du bist ja nur neidisch!“ Mit diesen Worten öffnete ich unseren Kleiderschrank und stopfte ihn zwischen einige Jacken. Als ich die Tür zuschlug und doppelt abschloss, drang jedoch immernoch ein fröhliches „Manfreeeedo liebt Kaaaaty! Katy liebt Manfreeeedo!“ hervor. Ich schnaubte und wandte mich an Katy, die wieder am Fenster stand und sich vermutlich über den hirnlosen John amüsierte. „Komm, Katy, tu dir doch nicht länger den Anblick von diesem Hängeaffen an. Verzieh'n wir uns.“
„Hängeaffe?“, wiederholte Katy kichernd mit hochgezogenen Augenbrauen. „Wenn du John meinst: nein, der ist es nicht, den ich gerade beobachte. Da lungert noch so'n anderer Affe vor unserem Haus herum, komm mal gucken...“ Sie winkte mich zu ihr ans Fenster.
„Der sieht aber eher aus wie ein... Otter. Ein Fischotter.“, stellte ich sachlich fest.
Katy prustete los. „Was bitte?! Wie kommst du denn darauf?“
Ich zuckte mit den Schultern. „Na, schau ihn dir doch an: glatte schwarze Haare, Schnurrbart, kleine Kulleraugen – ist doch eindeutig ein Fischotter!“
„Na, wie du meinst.“, sagte Katy nicht ganz überzeugt. Sie schien sich aber nicht länger auf eine solche Diskussion einlassen zu wollen. „Ich frage mich nur, was dieser Affe oder Otter oder Affenotter vor unserem Haus zu suchen hat!“ Grübelnd zupfte sie sich an der Unterlippe. Ich fasste einen Entschluss. „Hey, sie da unten!“, rief ich dem Kerl zu, der vor Schreck in die Luft sprang und fast seine Aktentasche fallen ließ. Wütend zupfte er die Falten aus seinem etwas schäbigen Anzug und drehte sich auf der Suche nach dem Ursprung des Rufens hektisch auf der Stelle.
„Hier oben!“, riefen Katy und ich wie aus einem Mund. Da entdeckte er uns und sprudelte hastig hervor: „Ihr da! Wartet, stopp, wartet. Hört mal, seid ihr mit dem Leben zufrieden?“
Perplex starrten wir ihn an, wie er da ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat, als müsste er dringend mal aufs Klo. „Äh... Ja, ich denke schon...“, antwortete ich und ließ es wie eine Frage klingen.
Er quiekte doch tatsächlich vor Aufregung. „Ehrlich? Ganz sicher? Erwischt. Ja. Sicher. Wollt ihr in der Welt was werden? Natürlich wollt ihr. Zack!“ Er schlug sich mit der Faust in die Handfläche und Katy und ich tauschten einen befremdeten Blick. Dann öffnete der Ottertyp so eilig sein Köfferchen, dass er fast die Schnallen auseinanderriss. „Hier, lasst mich euch helfen. Ich will euch helfen. Klingt gut? Ist es auch. Ruhig. Was ist zu tun? Dieser Fragebogen. Füllt ihn aus. Leicht? Sicher doch. Ziel? Haben wir alle. Du, ich, jeder hat sie. Also los.“
Klang ja vom Sinn her nicht schlecht, was der Typ da behauptete. Ich überlegte schon, mir den Fragebogen wenigstens mal anzuschauen, doch Katy kam mir zuvor: „Nein danke, wir haben zu tun.“
Der Freak, der sowieso schon die ganze Zeit am Dampfen war, wurde jetzt wirklich zu einem Wasserkocher. Er lief rot an wie eine Tomate und fast glaubte ich schon, Rauchwölkchen aus seinen Ohren steigen zu sehen. „Oh, da platzt mir der Kragen. Er PLATZT mir! Warum machst du sowas?“ Doch unter Katys giftigem Blick schrumpfte er plötzlich ziemlich schnell wieder zusammen und wurde ganz kleinlaut. Irgendwie schien er immer im Stress zu sein, sodass selbst seine Wutausbrüche so kurz ausfielen. Er zog den Kopf ein und plapperte beschwichtigend: „Ja, gut, vielleicht nächstes Mal, stimmt's? Stimmt, genau, stimmt. Stimmt. Stimmt genau. Stimmt...“ Vor sich hinmurmelnd hastete er davon, ohne davon Notiz zu nehmen, dass der Koffer, den er mitschleppte, noch gar nicht wieder geschlossen war. Einige Papiere flatterten heraus. Ich öffnete schon den Mund, um ihm nachzurufen, dass er sie verloren hatte, überlegte es mir dann aber anders. „Kommst du mit runter, Katy? Ich würde mir zu gern mal diese sogenannten Fragebögen reinziehen...“
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BeitragThema: Re: Manfredo's Tagebuch: 40. Kapitel   Manfredo's Tagebuch: 40. Kapitel EmptySa Dez 17, 2011 1:11 am

Ich hab vergessen 39 zu lesen :DDD Bisher sehr geil, wenn auch für mich gerade ein klein wenig verwirrend
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Faules_Kätzchen
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BeitragThema: Re: Manfredo's Tagebuch: 40. Kapitel   Manfredo's Tagebuch: 40. Kapitel EmptySa Dez 17, 2011 1:24 am

haha kein wunder, dass du verwirrt bist! Very Happy 39 wird für dich wahrscheinlich einiges aufklären. Wink
(Wenn ich die Kapitel Korrektur lese, muss ich manchmal über mein eigenes Geschreibsel lachen o.O Das ist irgendwie... eigenartig xD)
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