1000 leere Seiten
Leere Seiten. Ungeschriebene Worte. Still gelegter Dialog. Unvergossene Tinte.
Eine ungelesene Lektüre.
Ich kann es nicht mehr. Es ist weg, fort, vergangen, zerflossen. Es ist weg. Ich kann nicht mehr schreiben. Jeder Satz klingt stumpf und hohl, nicht wie in meinen Gedanken, die kann ich nicht mehr in Worte fassen.
Streichen meine Finger über die Tasten verlangsamen sie sich, halten inne, schnappen nach Luft. Es fühlt sich nicht richtig an. Da stimmt nie etwas. Da fehlt etwas.
Ich dachte, ich hatte es mal, irgendwann mal. Mich zu erinnern ist schwer. Da war doch diese Zeit...Da füllte sich Seite und Seite und jedes Wort, jeder Satz klang schwingend und sicher. Wo ist das hin?
Wie ist das passiert? Irgendwie.
Was ist da passiert? Etwas, was mich tief zerriss.
Ich dachte vieles darüber, war
er wohl schuld? Weil
er gegangen war und mich hier zurück ließ, ohne ein Wort zu sagen? Ich wurde an gesogen von dieser tiefen, inneren Qual. Auch wenn sie noch an meinen Fersen klebt, sie besitzt mich nicht. Aber besitzt sie jetzt mein Talent? Hatte sie mir es fort genommen, hatte ich sie dort verloren? Ich entkam der Qual. Ich entkam ihr! Doch hat sie mir etwas genommen? Das eine?
Ich will es wieder finden, aber ich weiß nicht wie.
Ich versuchte wieder der Mensch zu sein von früher. Der mit Wörtern spielte, als wären sie leichte Tücher, schwerelos und anmutig. Versuchte es wieder in mir zu spüren.
Das Gefühl. Den Ton. Das Bild.
All dem ergab ich mich. Trotzdem war ich es nicht mehr. Ich spürte das bekannte Kribbeln nicht. Es war einfach nicht da. Dieses Ich scheint verschwunden und nur noch eine verblasende Erinnerung zu sein.
Ich will wieder ich sein. Ich will wieder ich sein! Ich schreie es mir zu. Würde mich schlagen, wäre ich mutig und brutal.
Da sind noch die ganzen Gedanken, die nur darauf warten los getreten zu werden. Die ganzen Geschichten, die auf ein gebührendes Ende warten. Leser die sich sehnen könnten. Ich weiß es nicht, denn ich kann es nicht mehr. Denn ich fühle nichts mehr.
Beginne ich, zerbreche ich. Selbstzweifel schäumen mich auf. Konnte ich es überhaupt jemals..oder war das nur meine eigene Lüge? Sollten doch meine Worte glühen und strahlen, so tut es jetzt nur die Verbitterung in mir, die vor sich hin ätzt. Verbitterung wie giftiger Chemiemüll.
Die Kontrolle ist mir entwischt, verschwand irgendwo mit meinem altem Ich und der Vergangenheit, ist nun vielleicht zwischen einem unbekanntem Wo und Wann.
Ich beklebe die Säulen meines Hirns mit Suchbriefen. Rufe nach ihr und all denen, die ihr leise mit gefolgt sind. Ist sie für immer fort oder wartet sie nur, lauert und überrascht mich eines Tages?
Warten, dass sie zu mir zurückkehrt und mich wieder küsst. Ich vermisse die Küsse. Es waren sanfte. Flüchtige. Leidenschaftliche. Auf viele Arten legte sie mir ihre Lippen auf meine. Ließ mich sie lieben und vergöttern. Ließ mich träumen und glauben. Ließ alles sein.
Ich bin ein Liebenstrunkener, kennt nur die eine Liebe. Ein Matrose, der nur an die eine Frau denkt . Während Monate zu Jahren werden, gäb es nur sie. Auf das Meer blickt und glaubt sie zu sehen, greift er nach ihr ist sie nur toter, formloser Nebel. Die Wellen gleiten ihn fort, weg oder zu ihr?
Küss mich! Küss mich jetzt! Wieder und wieder. Bis deine Lippen dunkelrot bluten. Lass mich mit diesem Blut die 1000 leeren Seiten füllen.
Ende