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 Manfredo's Tagebuch: 31. Kapitel

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Faules_Kätzchen
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Manfredo's Tagebuch: 31. Kapitel Empty
BeitragThema: Manfredo's Tagebuch: 31. Kapitel   Manfredo's Tagebuch: 31. Kapitel EmptySa Jun 18, 2011 12:51 pm

Zurück im Süden
Dienstag,
den 30. August
2009
Ich glaube, Katy und ich waren die ersten Menschen, die sich mit einer Gasmaske über dem Kopf umgezogen haben. Sonst waren wir schließlich immer später aufgestanden als John, aber da er heute morgen um halb fünf verständlicherweise noch in seinem Hundekörbchen schnarchte, blieb uns nichts Anderes übrig. Ab und zu murmelte John „Kia.“, im Schlaf und streichelte das Marmeladenglas, in dem er immer seine Insekten aufbewahrte, während sich zwei Krabbelviecher darin gerade ein erbittertes Duell lieferten.
Als Katy und ich unsere Koffer zu F.K. geschleppt hatten (ich hatte ihre Sachen für sie tragen wollen, aber sie hatte sich geweigert), stand dieser schon rauchend im Vorgarten. Seine Zigarette glühte in regelmäßigen Abständen in der Dunkelheit auf.
„Hi F.K.!“, rief ich, „Wo steckt denn deine Tony?“
F.K. warf die Kippe auf den Boden und zerdrückte sie mit einem seiner riesigen Füße. „Wir treffen sie am Flughafen. Ich hab eigentlich nur auf euch gewartet. Kommt, fahren wir.“
Er hob seine zwei Sporttaschen hoch, von denen eine verdächtig schwer aussah (der Kerl schleppte doch wohl nicht seine 80-Kilo-Hanteln mit?!) und bugsierte sie in den Kofferraum eines silbernen VW-Cabrios. Es war über und über mit Graffiti besprüht. Ich wunderte mich, dass mir vorher nie aufgefallen war, dass es direkt neben F.K.'s Haus stand. Vielleicht hatte er es nur geliehen? „Ist das dein Auto?“, fragte ich ihn.
„Yesse, yesse; si, si; richtig! Gerade vor kurzem gekauft und selbst gestylt. Also los! Schmeißt euer Zeug rein und ab die Post! Soll ich euch helfen?“
„Nein“, widersprachen wir wie aus einem Mund und hoben gleichzeitig unsere Koffer hoch, sodass wir sie zusammenknallten. Wir verloren beide das Gleichgewicht und stolperten nach hinten. Mir krachte die Ecke des Koffers gegen mein linkes Schienenbein. Fluchend ließ ich den Koffer fallen und hüpfte auf einem Bein herum.
„Mach schon, Manfredo“, sagte F.K., als Katy ihren Koffer verstaut hatte und ich immernoch durch die Gegend hopste, „sonst verpassen wir noch unseren Flug!“
„Mamma mia, bin ja sofort da! Einen Moment noch...“ Ich rieb mir das Bein. Das würde einen schönen blauen Fleck geben!
F.K. trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Motorhaube. „Ich komm ja schon.“, sagte ich. Ich bugsierte den Koffer ins Auto und hievte mich selbst auf die Rückbank neben Katy. F.K. schwang sich lässig auf den Fahrersitz, trat aufs Gas und wir düsten mit quietschenden Reifen davon.

Nachdem wir am Flughafen Tony eingesammelt hatten – echt eine scharfe Biene! Aber abgesehen davon, dass wir beide schon vergeben waren, wäre sie sowieso zu alt für mich gewesen -, machten wir uns ganz chillig ans Einchecken. Diesmal hatten wir wenigstens genug Zeit!
Als wir dann jedoch von den Sicherheits-Heinis abgesucht wurden, fing irgendwas ganz hässlich an zu piepen. Im selben Moment fiel es mir ein: Ich hatte meinen Gürtel noch um! „Sorry, ist nur mein Gürtel“, erklärte ich und zog mein T-Shirt etwas hoch, um es dem Fritzen zu zeigen. Doch trotz meines charmanten Lächelns bestand der Miesepeter darauf, dass ich ihn für die Kontrolle ausziehen sollte. Na gut, na gut! Ich mach ja schon, du alter Sauertopf!, dachte ich mir nur, während ich ihm giftige Blicke zuwarf und die Gürtelschnalle löste. Ich pfefferte ihm den Gürtel entgegen und sagte: „Hier, sehen sie? Kein Sprengstoff, keine Drogen, keine Pistole und kein Buschmesser. Kann ich ihn jetzt wieder anziehen?“
Was guckten Katy, F.K. und Tony denn so entsetzt? Erwarteten sie etwa, dass ich einen Typen, der von mir praktisch Striptease erwartete (ok, nur der Gürtel, aber trotzdem!), auch noch mit Samthandschuhen anfasste?
Im eingefallenen Gesicht des Security-Lulatsches zuckte ein Mundwinkel. „Jaa, nehmen sie ihn mal lieber schnell wieder an sich.“ Jetzt grinste er richtig.
„Gut, danke auch!“, schnaubte ich, drehte ihm demonstrativ den Rücken zu und machte mich daran, den Gürtel wieder in die Hose einzufädeln – doch da war keine Hose. Sie war mir runtergerutscht! Und zu allem Überfluss hatte ich mich beim Herumwirbeln auch noch mit den Füßen darin verheddert! Ich versuchte noch, das Gleichgewicht wiederzufinden und gleichzeitig die Hose hoch zu ziehen, aber zu spät: Wild mit Armen und Gürtel um mich schlagend und mit einem lauten Plumps! purzelte ich auf den Boden. Ich hörte mehrere Leute kichern. Wie peinlich!
„Ist alles in Ordnung mit dir?“, vernahm ich Tony's besorgte Stimme, die sich über mich gebeugt hatte.
„Jaja...“, grummelte ich, sprang schnell auf und zog mir die Hose hoch. Meine Ohren glühten mal wieder auf Hochtouren. Na, die musste ja einen tollen ersten Eindruck von mir haben!

Während des Fluges schaute ich beschämt aus dem Fenster, um nicht den Blicken von meinen Homies zu begegnen. Katy wusste ja, dass ich normalerweise cooler drauf war, und auch F.K. kannte mich bereits länger, aber Tony musste mich jetzt für einen ausgemachten kleinen Tollpatsch halten. Doof! Doof! Doof! Wieso musste immer ausgerechnet mir sowas passieren?
„Kopf hoch, Manfredo“, schreckte mich F.K. aus meinem Versinken im Selbstmitleid auf, als hätte er meine Gedanken gelesen, „jeder blamiert sich mal. Ist doch voll okay, Alter, mach dir nichts draus.“
„Aber dir passiert sowas nie!“, jammerte ich.
„Ach was!“ F.K. winkte ab. „Natürlich passieren mir auch manchmal peinliche Dinge!“
„Zum Beispiel?“
„Du glaubst doch wohl nicht, dass ich dir davon erzähle, oder?“ Er griff nach der Zigarettenpackung, die aus seiner Hosentasche ragte, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne und meinte bedauernd: „Ach verdammt, darf man hier ja nicht. Wie auch immer, wo waren wir stehen geblieben? Ach, genau. Also, Manfredo, hör mir jetzt zu, das ist wichtig, wenn du ein echter Gangster sein willst.“
Echter Gangster? Oho! Jetzt kamen F.K.'s Geheimtipps! Ich spitzte die Ohren und schaute erwartungsvoll mein eigenes Spiegelbild in seiner dunklen Sonnenbrille an.
„Also, das Wichtigste ist, dass du immer cool bleiben musst. Du musst mehr Selbstvertrauen haben, Manfredo! Wenn du dich blamierst, sag einfach Scheiß drauf und vergiss die Sache. Das ist das Erste. Das Zweite ist...“
„Verzeihung, möchten sie auch Etwas essen oder trinken?“, unterbrach ihn eine Flugbegleiterin übertrieben freundlich, die Mundwinkel krampfhaft nach oben verzerrt.
„Yesse, yesse; si, si; richtig! Was gibt’s denn zur Auswahl?“
„Bifi, Brötchen, Cola, Fanta, Sprite...“, spulte sie automatisch und immernoch mit überfreundlicher, quietschig hoher Stimme herunter.
„Okay, dokay, dann nehmen wir zwei Brötchen und zwei Cola! - Ist doch okay für dich, oder?“, fragte F.K. an mich gewandt. Ich nickte.
„Schinken oder Käse?“, wollte die Flugbegleiterin wissen.
„Eins mit Schinken, eins mit Käse.“
„...und eins mit Barsch!“, kicherte Katys Stimme von irgendwoher. Ich verstand nur Bahnhof, aber Tony lachte schrill. War wohl ein Insider.
„Ich bezahl schon, Kumpel. Ich geb dir einen aus.“, sagte F.K. großzügig, als ich nach meinem Portemonnaie wühlte. Ich nickte ihm wieder dankbar zu und nahm einen Pappbecher mit Cola und das Käsebrötchen entgegen.
„Nun, Manfredo... ach, jetzt hab ich vergessen, was ich sagen wollte. Aber egal, passt schon, ich denke, du hast das Wichtigste kapiert, oder?“
„So sieht's aus, Kumpel.“
„Dann auf uns! Prost, Kollege!“ Wir stießen die Pappbecher aneinander, was natürlich überhaupt kein Geräusch machte, und ich kleckerte dabei etwas auf meine Jeans. Aber was soll's, dachte ich, ich hab schließlich noch mehr Hosen mit. Jaja, mit der Coolness klappte das schon ganz gut!

Bis unser Flieger endlich in Teneriffa ankam, war es inzwischen Vormittag und ich hatte trotz des Brötchens mit dem Gummikäse, das mir F.K. spendiert hatte, einen Bärenhunger. Auch Tony und Katy stöhnten über Magengrummeln und dass sie ganz dringend was zu Beißen brauchten; nur F.K. ließ sich natürlich mal wieder nichts anmerken.
„Lasst uns doch 'ne Currywurst oder sowas kaufen.“, schlug ich vor, als wir an der Gepäckausgabe standen und auf unsere Koffer warteten.
„Gute Idee“, stimmte Katy zu, „ich sterbe vor Hunger!“
Sie zog ihren schwarzen Kunststoffkoffer vom Band, bevor ich ihr dabei helfen konnte. Naja, sie schaffte es ja auch allein.
„Dort kommt meine Tasche!“, quiekte Tony und stöckelte einem riesigen, pinken Überseekoffer entgegen.
„Was hat sie da bloß alles drin?“, rutschte es mir heraus. F.K. zuckte mit den breiten Schultern, während er sich in Bewegung setzte, um ihr zu helfen. „Kein Plan. Mädchenkram eben.“
Katy warf ihm einen vernichtenden Blick zu.

Ich wäre ja am Liebsten in der Haupstadt geblieben, aber stattdessen mussten wir ein paar Stunden lang in einem heißen, stickigen Bus ausharren, der uns zu unserem Hotel verfrachten sollte. „Man konnte sich bei dem Gewinnspiel leider nicht aussuchen, wo man hinreisen will. Ich hätte natürlich auch lieber irgendein Hotel am Ballermann genommen, falls es sowas hier auch gibt.“, entschuldigte sich F.K. während der Fahrt, obwohl keiner von uns sich bisher darüber beschwert hatte. Überhaupt waren selbst Katy und Tony inzwischen ziemlich still geworden und hingen schlapp in ihren Sitzen. Kein Wunder, ich fühlte mich nach der langen Reise auch nicht gerade wie neugeboren. Die Tortilla-Chips und die riesigen Wasserflaschen, die wir für ein Vermögen am Flughafen gekauft hatten, waren schon lange geleert, die stehende Luft drückend und das spanische Radiogeplänkel einschläfernd. Ich saß jetzt im Bus neben Katy, die schließlich ihren Stolz abgelegt und sich an meine Schulter gelehnt hatte, während ich im Halbschlaf an der vibrierenden Fensterscheibe klebte. Ich hatte bereits jedes Gefühl für Zeit verloren und war kurz vorm Einpennen, als plötzlich ein Ruck durch den Bus ging.
Katy und ich schraken hoch und donnerten mit den Köpfen aneinander. „Sorry“, murmelte ich benommen und rieb mir die Birne, während ich versuchte, der Durchsage des Busfahrers zu folgen: „Sehr verehrte Fahrgäste, wir halten nun am La Perla-Hotelpark. Wir hoffen, sie hatten eine angenehme Reise und wünschen ihnen noch einen schönen Urlaub.“ Es klang ganz schön auswendig gelernt.
Wir zogen unsere Koffer von der Gepäckablage über den Sitzen, und diesmal ließ ich es mir nicht nehmen, Katy zumindest behilflich zu sein. Schließlich half sie mir ja auch, aber in dem Fall war es reine Vorsichtsmaßnahme. Ich hätte es natürlich auch bestens allein gekonnt.
Wir drängten uns mit dem Gepäck zwischen den anderen Insassen des Busses entlang, die alle genauso verschlafen aussahen, wie ich mich fühlte und stark an das Gesicht von John erinnerten. Endlich hatten wir den Ausgang erreicht.
„Mamma mia, das ist hier ja noch heißer!“, stöhnte ich, während wir in der prallen Sonne auf F.K. und Tony warteten. Als sie schließlich erschienen, schleppte F.K. beide Koffer und Tony stützte sich auch noch auf ihn. Jetzt war ich froh, dass ich Katy nicht immer behilflich sein musste. „Hitze ist doch besser als Kälte, oder?“, meinte sie optimistisch. „Kommt, lasst uns einfach schnell zum Hotel gehen und in den Pool springen!“
„Jaa, du hast ja Recht.“, seufzte ich und folgte ihr durch einen weiß gestrichenen, steinernen Torbogen, auf dem oben La Perla Park stand. Der weiße Kies knirschte unter unseren Füßen, als wir im Entenmarsch hinter einigen anderen Urlaubern her den Weg entlangtrotteten. Zu beiden Seiten wuchs hinter kleinen weißen Mäuerchen allerlei Grünzeug. „Bin mal gespannt, wie das Hotel aussieht.“, schnaufte F.K., der aufmerksam den Kopf hin und her drehte und wie immer die komplette Umgebung abcheckte. Der Weg wurde immer steiler, da es jedoch bergab ging, konnte ich nicht behaupten, dass es mich störte. Schließlich standen wir oben an einer weißen Treppe, von wo aus wir fast die ganze Bucht überblicken konnten. Und ich muss wirklich sagen, der Ausblick war nicht schlecht: Am Fuß der Treppe begann ein größerer, asphaltierter Weg, der bergauf nach links und bergab nach rechts führte; gegenüber unserer Treppe lag an der anderen Seite des Weges ein steiler, bewachsener Abhang, an dessen Fuße direkt der Strand begann. Soweit man das von hier aus sehen konnte, verlief der Weg einmal um die Bucht herum, wobei es etwa von seiner Mitte aus zu beiden Seiten bergauf ging und auf hohen Klippen zu beiden Seiten des Strandes endete. Abgesehen von diesem eindeutigen Hauptweg spannte sich außerdem ein Netz kleiner weißer Kieswege über die begrünten Hänge, die zu zahlreichen weißen Hotels führten. Das Beste waren allerdings die verschieden großen Pools, die hier und da in der Landschaft glitzerten und selbst von unserem Standpunkt aus verführerisch erfrischend wirkten.
„Nicht schlecht“, kommentierte Tony. „Aber weißt du auch, wo wir jetzt lang müssen?“
„Yesse, yesse; si, si; richtig! Na logo weiß ich das! Folgt mir unauffällig.“ F.K. stapfte die Treppe hinunter und bog nach rechts ab. Wir gehorchten ihm, auch wenn man es nicht wirklich unauffällig nennen konnte, wie wir mit den Rollkoffern die Treppe hinunterpolterten. Katy, Tony und ich folgten F.K., der unaufhörlich seinen Glatzkopf in alle Richtungen drehte, um sich bloß kein Detail entgehen zu lassen.
„Hoffentlich gibt es bald was zu essen.“, meinte ich, als mein Bauch mal wieder ein besonders lautes Rumoren von sich gab.
„Das musst du sagen! Du hast doch die Chips alle fast allein aufgegessen. Du glaubst nicht, was ich erst für einen Hunger hab!“, gab Katy augenzwinkernd zurück.
Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. „Ha! Frag mal F.K., wie viel der in sich reingestopft hat!“
„Na gut, wie du willst, dann frag ich ihn. F.K., wie viel hast du in dich reingestopft?“
„Leute, wir sind da.“, antwortete F.K. nur nüchtern und blieb vor einem weißen Gebäude mit Glasfront stehen, hinter der einige Schalter mit Personal und eine Sofaecke zu erkennen waren.
„Jetzt lenk mal nicht vom Thema ab!“, empörte sich Katy.
„Genau!“, rief ich grinsend, „Katy hat dir gerade eine ernst gemeinte Frage gestellt!“
Tony stöhnte auf. „Leute, könnt ihr nicht mal aufhören mit den Albernheiten? Es nervt.“
„Okay, okay! Wir sagen ja schon gar nichts mehr! Wir sind ganz still! Stimmt's, Manfredo?“
„Yesse, yesse; si, si; richtig! Beachte uns einfach nicht! Wir schweigen wie ein Grab!“
Für einen Moment sah Tony aus, als würde sie explodieren. Doch dann zückte sie nur kopfschüttelnd ihren MP3-Player, verstöpselte sich die Ohren und setzte sich auf ihren Koffer. Mir fiel erst jetzt auf, dass ein metallic-rosafarbener Hello-Kitty-Anhänger daran baumelte. Mamma mia, wie kitschig! Ich stieß Katy mit dem Ellenbogen an, zeigte darauf und wir kicherten.
„So, Leute, ich hab den Zimmerschlüssel!“, verkündete F.K., der wieder lässig aus der Glasdrehtür herausschlurfte. „Unser Hotel ist gleich dort drüben. Oh, und Essen gibt es übrigens erst heute Abend ab sechs.“
Da verging uns schlagartig das Lachen. Selbst Tony riss sich die Kopfhörer von den Ohren und starrte F.K. entgeistert an.
„Was?!“
„Um sechs?!“
„Bis dahin bin ich längst verhungert!“
„Hey, hey, hey! Leute, Leute!“, lachte F.K. und machte beschwichtigende Handbewegungen. „Keine Panik auf der Titanik! Wir werden schon nicht vom Fleisch fallen. Außerdem gibt es zur Not immernoch den Strandkiosk, wo wir uns Pommes kaufen können; also keep cool, take it easy!“
Wie aus einem Munde atmeten wir auf.

Nachdem wir uns am Kiosk jeder ein gigantisches Wassereis und eine Riesenportion Pommes rot-weiß gekauft hatten, brachten wir endlich unsere Koffer auf die Zimmer. Wir hatten echt eine strategisch günstige Lage erwischt: direkt auf halbem Wege zwischen dem großen Glaspalast, wo es später auch Essen geben sollte, und dem Strand hatten wir nicht nur einen super Ausblick auf die Bucht, sondern außerdem einen großen Pool direkt vor der Tür. Auch die Häuser wirkten aus der Nähe betrachtet noch cooler: strahlend weiß, mit abgerundeten Kanten überall sowie großen Balkonen und Fenstern. Man konnte echt nicht meckern.
„Nehmen wir das vordere oder hintere Zimmer?“, fragte ich Katy. Sie zuckte mit den Schultern. „Ist mir ziemlich wumpe. Aber vielleicht sollten Tony und F.K. das erste nehmen, dann können sie immer zum Rauchen auf den Balkon.“
„Ach, wir können auch gut am Fenster quarzen...“, erwiderte Tony, doch F.K. war sofort dafür: „Yesse, yesse; si, si; dann ist es abgemacht! Ihr bekommt das Doppelbett und wir den Balkon, Kühlschrank und Fernseher! Das ist doch mal ein fairer Deal.“
„Uno momento! Was soll denn daran fair sein? Das erste Zimmer ist doch viel besser!“, beschwerte ich mich. F.K. rückte nur seine Brille zurecht und ließ sich auf das eine Sofa fallen, welches zu einem Bett umfunktioniert werden konnte. „Wie du meinst, Sportsfreund, von mir aus könnt ihr natürlich auch dieses Durchgangszimmer ohne vernünftige Betten haben... Eure Entscheidung.“
„Mensch Leute“, mischte sich jetzt Katy ein, die schon ihren Koffer ins zweite Zimmer bugsiert hatte, „ist das nicht völlig egal? Wir werden sowieso die ganze Zeit draußen sein! Also hört auf, zu labern und kommt lieber mit schwimmen!“ Damit wuselte sie wieder durch die Tür. F.K. und ich schauten uns an, zuckten beide mit den Schultern und ich folgte Katy.
„Ich hätte aber doch lieber das andre Zimmer, daneben liegt ja gleich das Bad...“, hörte ich Tony noch hinter mir murren, bevor ich die Tür zuschlug.
Katy hatte bereits einen roten Bikini mit schwarzen Sternen darauf aus ihrem sichtlich verwüsteten Koffer gefischt sowie die Vorhänge geschlossen und war nun dabei, sich die Kleider vom Leib zu reißen.
„Mamma mia, du kannst es ja gar nicht abwarten, was?!“, kommentierte ich feixend und öffnete ebenfalls meinen Koffer. Sie streckte mir nur die Zunge heraus.

Der Pool war im wahrsten Sinne des Wortes cool, sodass Tony schon bald wieder raushüpfte und sich mit einem Käseblatt in die Sonne legte. Daraufhin meinte F.K., er müsse ihr Gesellschaft leisten.
„Ach F.K., sei doch kein Frosch!“, rief ich. „Ich dachte immer, du bist so ein harter Kerl!?“
„Bin ich auch. Und kaltes Wasser ist auf Dauer nicht gut für die Muskeln. Also ist es langsam an der Zeit, rauszukommen. Du musst ja nicht auf mich hören, wie du willst...“
Das meinte er doch wohl nicht ernst? Aber er musste es wissen, immerhin hatte er die größten Muckis, die ich bisher gesehen hatte. Unentschlossen paddelte ich auf der Stelle.
„Hey!“ Katy spritzte mich nass. „Du wirst ihm doch wohl nicht jedes Wort glauben, oder?“
„Natürlich nicht!“, antwortete ich und setzte mich wieder in Bewegung. Doch ich sah noch aus dem Augenwinkel, wie F.K. und Tony sich angrinsten und ins Fäustchen lachten.

Als wir nach dem Schwimmen wieder in unser Appartement zurückkehrten, verkündeten plötzlich Tony und F.K., dass sie eine neue Lösung für unser Zimmerproblem gefunden hatten. Katy und ich warfen uns nur gelangweilte Nicht-schon-wieder!-Blicke zu, ließen die beiden dann aber doch ihren Plan erklären.
„Wisst ihr, es ist so“, sagte Tony und rückte ihre gepunktete Sonnenbrille mit den herzchenförmigen Gläsern zurecht, „ich find's so'n bisschen blöd, wenn wir immer nur als Pärchen Alles unternehmen. Wir sind ja alle irgendwie verwandt – okay, zumindest F.K. und du, Katy – und deshalb wäre es doch besser, wenn wir mal Jeden besser kennenlernen. Ja, und außerdem konnten F.K. und ich uns sowieso nicht wirklich einigen, welches Zimmer wir jetzt nehmen, und darum haben wir uns überlegt... Also, wie wär's, wenn wir ein Mädels- und ein Jungenzimmer machen?“
Katy zuckte relativ gleichgültig mit den Schultern. „Wie schon gesagt, ist mir völlig egal, welches Zimmer ich mit wem teile. Wir sind doch eh die ganze Zeit draußen, oder? Ich bin es zumindest.“
F.K. nickte. „Yesse, yesse; si, si; richtig! Genau das habe ich mir auch gedacht!“ und Tony wandte sich an mich: „Was meinst du denn dazu, Manfredo?“
Da ich bei Tonys Vortrag nicht wirklich zugehört und mehr überlegt hatte, von welcher Schauspielerin sie diese ganzen ausschweifenden Gesten abgekupfert hatte, schaute ich jetzt erstmal etwas dusselig in die Runde. Melanie Diva, fiel es mir ein, diese Blondine aus Kiss me, die öfter in Unterwäsche gezeigt wurde als irgendwas Anderem und in jeder Folge mit ein paar anderen Männern rummachte. Ich mochte die Serie nicht, sie war männerverachtend.
„Nun, äh... warum nicht“, antwortete ich ein wenig verspätet und nahm damit den Faden wieder auf.
„Gut, dann sind wir uns ja einig!“, sagte Tony zufrieden, und Katy fügte hinzu: „Am Besten räumen wir einfach sofort um und gehen dann essen, sonst müssen wir das danach noch machen. Und ich glaube nicht, dass ich da noch groß Bock drauf habe, wenn ich mich am Buffett vollgestopft hab!“
„Ganz meine Meinung!“, stimmte ich zu, bevor mir der Spruch wieder einfiel: „Yesse, yesse; si, si; richtig!“
F.K. reckte die Daumen hoch. Ich grinste ihm kurz zu und machte mich daran, meinen Koffer in sein Zimmer zu schleifen.
Urlaub mit F.K.! Was Cooleres gab es ja wohl nicht! Jetzt fehlte nur noch Vanessa... Stop! So etwas durfte ich nicht denken, verdammmt nochmal! Katy oder Vanessa – für eine von beiden musste ich mich schon entscheiden. Aber nicht jetzt. Erstmal wollte ich die Reise genießen, ohne mir darüber den Kopf zu zerbrechen und so die schönen Ferien zu verderben. Die Zeit drängte ja nicht. Und nach dem Urlaub hatte ich immer noch die Möglichkeit, mir in aller Ruhe über meine Beziehungsprobleme Gedanken zu machen.


Zuletzt von Faules_Kätzchen am So Jun 19, 2011 10:31 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet (Grund : Nicht zu voreilig, Manfredo! ;))
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BeitragThema: Re: Manfredo's Tagebuch: 31. Kapitel   Manfredo's Tagebuch: 31. Kapitel EmptySo Jun 19, 2011 8:39 pm

mhm... jetzt, wo du im letzten Kapitel noch ein paar Gedanken über Vanessa geändert hast, würde ich am Ende von diesem noch nicht soweit gehen, dass er schon ernsthaft daran denkt, mit Katy Schluss zu machen etc. Es klingt ein wenig heftig

Ansonsten wieder sehr schön, irgendwie ist Tony mir sympatisch xD
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BeitragThema: Re: Manfredo's Tagebuch: 31. Kapitel   Manfredo's Tagebuch: 31. Kapitel EmptySo Jun 19, 2011 10:25 pm

mit dem Teil war ich auch am Ende nicht ganz zufrieden... aber es war so spät... xD
Ok, keine Ausreden mehr, ich mach mich ans Werk! Smile
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BeitragThema: Re: Manfredo's Tagebuch: 31. Kapitel   Manfredo's Tagebuch: 31. Kapitel EmptyDi Jun 28, 2011 2:54 pm

so, jetzt ist (endlich) auch Kapitel 32 da und wartet auf deine Kritik! Smile
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