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 Manfredo's Tagebuch: 32. Kapitel

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Faules_Kätzchen
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Manfredo's Tagebuch: 32. Kapitel Empty
BeitragThema: Manfredo's Tagebuch: 32. Kapitel   Manfredo's Tagebuch: 32. Kapitel EmptyDi Jun 28, 2011 2:53 pm

Ein Männerabend mit viel Gesprächsstoff
Mittwoch,
den 1. September
2009
Mamma mia, das war gestern noch ein Festessen gewesen! Es gab bei dem angepriesenen „Buffet mit allem, was das Feinschmeckerherz begehrt!“ wirklich Alles, was das Herz begehrte. Ich wusste gar nicht, wovon ich zuerst probieren sollte, und F.K., Katy und Tony schien es genauso zu gehen, denn sie kamen alle mit sehr vielen kleinen Essensbergen zurück, sodass wir jeder insgesamt ein kaum zu schaffendes Gebirge zu verspeisen hatten. Trotzdem nahmen wir uns danach noch eine große Ladung von Vielem, was wir noch nicht probiert hatten. Tony beäugte anfangs traurig unser Essen – sie machte schließlich gerade Diät! - und meinte dann, sie müsse aber unbedingt noch etwas vom Nachtisch probieren. Als Katy, F.K. und ich also mit inzwischen vollen Mägen, aber unvermindertem Eifer Fressalien in uns reinstopften, kam Tony mit einem Teller voller Desserts an und berichtete mit leuchtenden Augen von einem ganzen Buffet allein für die Süßspeisen. Also mussten Katy und ich unsere Mägen weiter ausdehnen und uns auch von dort noch etwas holen, während F.K. und Tony schon mal zurück ins Appartement gingen. F.K. meinte nämlich zu Recht, dass niemand an einem solchen Süßigkeitenstand vorbeigehen könne, ohne sich etwas zu nehmen, und dass er seinen Bodybuilder-Körper auf keinen Fall überlasten wolle. Wie immer war er natürlich der Vernünftigste. Ich weiß nicht mehr, wie Katy und ich es schafften, in unsere Betten zu rollen.

Als ich aber heute aufwachte, knurrte mein Magen schon wieder. Zudem musste ich furchtbar dringend aufs Klo! Schnell stahl ich mich aus dem Zimmer und schlich auf Zehenspitzen ins Bad. Ich wollte das Licht anknipsen, stellte aber fest, dass ich es wohl eben schon getan hatte. Tja, ich war eben noch ziemlich verschlafen. Ich schaute auf die Uhr. Kein Wunder, es war ja erst sechs Uhr morgens! Am besten ließ ich mich gleich wieder ins Bett plumpsen und schlief bis zwölf Uhr mittags. Ja, das war eine gute Idee. Obwohl ich nicht wusste, wie mein Magen so lange durchhalten sollte. Vielleicht konnte ich ja gleich mal den Kühlschrank plündern, falls da etwas drin war.
Fast wäre ich auf der Toilette wieder eingepennt, als mich plötzlich eine leise, aber bekannte Stimme vor Schreck zusammenfahren ließ: „Hey! Manfredo! Weißt du zufällig, wie das Wasser hier angeht?“
Erschrocken, wer mich denn da auf dem stillen Örtchen überraschte, blinzelte ich herum und entdeckte ein Ei mit Sonnenbrille, das um den Duschvorhang herumlugte.
„F.K.! Willst du, dass ich 'nen Herzinfarkt kriege?!“
„Pst, nicht so laut! Du weckst noch die Mädels!“
„Doch so laut! Was machst du hier im Badezimmer?“
„Uno Momento, ich war ja wohl zuerst hier! Eigentlich wollte ich duschen, aber das Wasser will nicht angehen. Naja, Scheiß drauf. Wir gehen heute bestimmt sowieso nochmal schwimmen.“
„Wie, du warst zuerst hier?! Ach, du meinst...“ Ach du dickes Ei, das war vielleicht peinlich! Da wollte F.K. duschen und ich kam einfach hereingeplatzt! „Sorry“, murmelte ich, während ich merkte, dass meine Ohren heiß wurden.
„Aach, null Problemo!“, kam es gutmütig hinter dem Duschvorhang hervor. „Aber kannst du jetzt mal rausgehen, ich will mich anziehen!“
„Oh, ja, klar...“
Beim Händewaschen war mein Gehirn langsam so einigermaßen in Schwung gekommen, und ich fragte nun doch: „Aber F.K., was willst du denn um...“ Ich warf einen Blick auf die Uhr, „...um kurz nach sechs Uhr morgens machen? Ich meine, es gibt ja jetzt noch nicht mal Frühstück! Und im Pool ist, glaub ich, auch erst um sieben Wasser drin.“
„Ach, Manfredo, hast du noch nie was von einem Meer gehört? Ich denke, du kommst sogar aus Italien!“
„Jaja, das schon... aber um sechs Uhr morgens?!“
„Warum nicht? Komm schon, Manfredo, du willst doch ein harter Kerl sein, oder?“
„Ich will es nicht nur, ich bin schon einer! Oder etwa nicht?!“
„Ähem... doch, doch, natürlich.“
„Was willst du damit jetzt sagen?“
„Sag mal, gehst du eigentlich endlich mal hier raus?! Ich will mich umziehen!“
„Jaja...“ Missmutig verließ ich das Badezimmer. F.K. hielt mich also nicht für einen harten Kerl?! Pah! Wenn man hart sein musste, um in aller Herrgottsfrühe im Meer schwimmen zu gehen, dann würde ich das eben machen! Das würde F.K. endlich überzeugen! Jawohl!
Schnell kramte ich meine coolste Badehose heraus und schlüpfte hinein. Meine Müdigkeit war nun endgültig verflogen und einer kribbligen Aufregung gewichen, die mir auf den Magen schlug. Ich machte noch ein paar halbherzige Dehnübungen, als auch schon F.K. aus dem Bad kam und mir einen milde überraschten Blick zuwarf. „Ach, du willst also mitkommen? Das könnten da draußen aber ganz schön große Wellen sein, kleiner Manfredo!“
„Ich bin nicht klein! Und vor Wellen habe ich schon gar keine Angst! Also was willste?“, erwiderte ich giftig. F.K. schien sich das Lachen zu verkneifen und bedeutete mir nur wieder, leise zu sein. Dann schnappte er sich den Wohnungsschlüssel und ein Handtuch und marschierte mit großen Schritten nach draußen. Ich trippelte mit einiger Verzögerung hinterher, nachdem ich noch eilig ein eigenes Handtuch an mich gerissen hatte.

Die Wellen waren überhaupt nicht so hoch, wie F.K. behauptet hatte. Auch das Wasser war längst nicht so kalt, wie ich vorher befürchtete. Trotzdem war es anstrengend, mit dem Tempo von F.K. mitzuhalten, der wie ein Dampfschiff durch das Wasser pflügte, welches vom Sonnenaufgang rubinrot verfärbt wurde
„Na, kannst du noch, Manfredo?“, fragte mich F.K. geradezu hämisch, als wir nach einer Weile bereits die Hälfte der Bucht durchschwommen und gerade die erste Reihe von Bojen hinter uns gelassen hatten.
„Was denkst du denn!“, erwiderte ich geradezu empört, obwohl ich inzwischen ganz schön schnaufte.
„Sicher?!“
„JA!“
„Also gut...“
Mit verdoppelter Geschwindigkeit planschte F.K. weiter. „Hey, Manfredo! Wo bleibst du denn plötzlich? Guck mal, kannst du das hier?“ Er streckte die Arme aus und schlängelte sich wie ein Delfin durch das Wasser. Irgendwie erinnerte er mich stark an das Ungeheuer von Loch Ness. Ich paddelte ihm im chilligen Tempo hinterher, und schließlich tauchte das glatzköpfige Ungeheuer ein paar Meter entfernt wieder komplett auf. Mir fiel auf, dass er immernoch die Sonnenbrille trug. „F.K., wieso hast du deine Brille nicht abgesetzt?“
„Nun lenk mal nicht vom Thema ab! Also, wie war ich?“
„Naja... nicht schlecht, soweit ich das beurteilen kann.“
„Nicht schlecht?!“, wiederholte F.K. ungläubig. „Dies Delfinschwimmen hab ich jahrelang geübt! Versuch du es doch mal, Manfredo!“
„Also, ich meine ja jetzt nicht, dass ich es besser kann oder so -“
„Aach, komm schon! Probier es doch einfach mal aus! Was meinst du, wie ich es gelernt habe? Probieren geht über studieren!“
Eine Weile lang schaute er mich erwartungsvoll an, während wir im blutroten Wasser dümpelten. „Ja.“, sagte ich schließlich, nur um die Pause irgendwie zu füllen.
„Nee, nicht ja, Manfredo! Los!“
„Jaa...“
„Worauf wartest du?!“
„Ja! ...Ist okay, ich mach ja schon!“ Ich atmete nochmal tief durch, dann streckte ich wie F.K. die Arme irgendwie nach vorne aus, wobei ich fast unterging, und tauchte unter. Allerdings wusste ich nicht wirklich, wohin mit meinen Beinen und überhaupt, und nach ein paar Sekunden hilflosem Gezappel hing ich wie ein nasser Sack an einer Boje und spuckte Wasser. Irgendwo in der Nähe hörte ich einen Elch röhren und wunderte mich, bis mir klar wurde, dass es F.K. war, der dröhnend lachte. „Ach, Manfredo, du bist ja wirklich schnuffig! Das sollte doch wohl kein Delfinschwimmen sein, oder?!“
„Du hast gesagt, ich soll es versuchen!“, beschwerte ich mich. Ich hatte das Gefühl, ein paar Fische verschluckt zu haben und hoffte nur, dass das nicht stimmte. „Also, ich schwimme wieder zurück. Mir reicht's.“
„Och Manfredo, sei doch kein Weichei! Wir sind doch gerade mal ein paar Minuten im Wasser!“
„Nein, ich gehe. Mach du mal schön weiter dein Delfinschwimmen!“ Ich betonte das letzte Wort ganz verächtlich und schwamm schnell weg, damit F.K. mich nicht einholen konnte. Sollte er sich doch Vorwürfe machen, vielleicht war er dann nicht mehr so mies zu mir!
Ich hatte gerade den Strand erreicht und rettete mein Handtuch vor der ersten nahenden Familie, die wohl auch auf Schwimmen im Sonnenaufgang stand, als mich F.K. schon wieder eingeholt hatte. „Ey, Manfredo, sei doch nicht so empfindlich! Du musst nicht immer alles gleich persönlich nehmen, okay? Ich denke, du willst ein harter Kerl sein!“
„Bin ich schon, ich brauche deine Hilfe also nicht!“ Trotzig stapfte ich in Richtung Hotel, doch F.K. hielt mit mir Schritt.
„Harte Kerle sind aber nicht immer gleich beleidigt, Manfredo.“, versuchte er es wieder und trocknete sich umständlich die Sonnenbrille ab, ohne sie abzusetzen. „Außerdem war das doch nicht so gemeint! Also, komm schon – Frieden?“ Er hielt mir seine gigantische rechte Hand hin. Ich zögerte kurz, damit er nicht dachte, er könnte mich so einfach sofort wieder umstimmen, schlug dann aber ein. „Meinetwegen. Aber dann hab ich was gut bei dir.“
„Okey-dokey, Manfredo! Mensch, du verstehst es ja, Geschäfte zu machen! Und was willst du haben?“
„Eine Antwort.“
„Auf welche Frage?“
„Warum du nie deine Sonnenbrille absetzt und wie du in Wirklichkeit heißt.“
F.K. wurde trotz seiner Sommerbräune so blass, dass es schon unheimlich war und ich meine Frage am Liebsten wieder zurückgenommen hätte. Das hatte ich bei ihm ja noch nie erlebt!
„Das waren zwei Fragen.“
„Na gut, dann nur den Namen.“, sagte ich schnell.
„Den weißt du schon. Ich heiße F.K.“
„Nein, nein, ich meinte -“
Doch F.K. lief mir einfach weg. „Hey, Mädels! Na, gut geschlafen?“, begrüßte er Katy und Tony, als wenn ich mich plötzlich in Luft aufgelöst hätte.

Ich war etwas beleidigt, dass F.K. mir meine Frage einfach nicht beantwortet hatte, sprach das Thema aber den restlichen Tag über nicht wieder an. Vielleicht konnte ich ihn ja in ein paar Tagen erneut damit überrumpeln. Irgendwann würde ich schon die Antwort aus ihm herausbekommen! Jawohl!

Heute Abend gab es ein sogenanntes Gala-Dinner, das hieß, es durfte ausnahmsweise niemand in Badesachen essen gehen. Daran hatte F.K. nicht gedacht und musste sich ein Hemd von mir leihen, in dem er wie eine Presswurst aussah.
Nach dem Essen wollte Tony einen Verdauungsspaziergang mit Katy machen, und wir begleiteten unsere Süßen natürlich im Dunkeln. Die Mädels gingen voran, wir schlenderten lässig hinterher. F.K. war schweigsam und ich fragte mich, ob er noch sauer auf mich war. Aber wenn hier einer beleidigt sein sollte, dann wohl ich!
„Alles okay, F.K.?“
„Natürlich, Manfredo. Wieso fragst du?“
„Ach, nur so.“
Schweigend stapften wir weiter. Katy und Tony schnatterten ununterbrochen und schlugen den Weg auf die Klippe rechts von der Bucht ein. Wir hatten das Gelände der Ferienanlage inzwischen wieder durch einen weißen Torbogen verlassen und schlenderten nun eine gut beleuchtete Straße entlang. Zu beiden Seiten standen reihenweise Wohn- und Ferienhäuser, die im selben Stil wie die der Hotelanlage gebaut und ebenso alle weiß waren.
„Sag mal, F.K. - hattest du eigentlich vor Tony schon mal eine Freundin?“, fragte ich, nur um Irgendetwas zu sagen.
„Wie kommst du denn jetzt darauf?“
„Keine Ahnung. Hab ich mich irgendwie gerade gefragt.“
„Yesse, natürlich hatte ich schon andere Freundinnen. Du doch sicher auch, oder?“
„Naja, vor Katy eigentlich nur Vanessa, ansonsten -“ Ach du dickes Ei. Jetzt hatte ich mich aber gründlich verplappert! Bevor ich jedoch auch nur hoffen konnte, dass F.K. den Namen überhört hatte, hakte er schon überrascht nach: „Vanessa? Aber Manfredo, hattest du nicht gesagt, dass das deine Schwester ist?“
„Ja... Nein... Doch... Äh...“ Ich wäre am liebsten im Boden versunken. „Also, die heißen beide Vanessa! Aber die Vanessa, die vor kurzem bei uns in Island war, war meine Schwester! Mit der anderen hab ich schon vor Jahren Schluss gemacht!“
Höchst misstrauisch beäugte mich F.K., runzelte die Stirn und zog eine Augenbraue so weit hoch, dass sie weit über den Brillenrand lugte. Unter seinem Blick fingen meine Ohren an, zu glühen. „Das stimmt wirklich!“, beteuerte ich geradezu verzweifelt und verfluchte mich dafür, noch während ich es aussprach. Diese Bemerkung würde mich in F.K.s Augen nicht gerade glaubwürdiger erscheinen lassen!
„Also, Manfredo, wenn ich ehrlich sein soll, glaub ich dir kein Wort von dem, was du da zusammenstotterst. Warum sagst du mir nicht einfach die Wahrheit?“
„Hab ich doch!“
Obwohl ich F.K.s Augen nicht sehen konnte, sprach sein Blick Bände.
„Nein, wirklich, F.K., glaub mir doch! Das stimmt! Vanessa ist nicht meine Freundin! Ich meine...“ Verdammt, was laberte ich denn jetzt wieder für Dünnpfiff? „Also, doch, sie war meine Freundin -“
„Erzähl das deiner Mudda, Manfredo. Mensch, Alter, mir geht es doch am Arsch vorbei, ob Vanessa jetzt deine Freundin ist oder war oder nicht. Ich will einfach die Wahrheit wissen. Also raus damit! Wer ist jetzt diese Vanessa?“
„Nun... äh... also... ich...“ Ich versuchte, mich zusammen zu reißen, und räusperte mich. Es hatte ja keinen Sinn, F.K. weiter anzuflunkern. Ich warf noch schnell einen Blick zu den Mädels herüber und versicherte mich, dass Katy außer Hörweite war. „Na gut, ich erzähl dir Alles. Aber nur, wenn du versprichst, Katy davon nichts zu sagen!“
„Yesse, yesse; si, si; ich verspreche es.“
„Also gut...“ Ich atmete nochmal tief durch, dann begann ich, F.K. alles von Anfang an zu berichten: Wie ich Vanessa kennen gelernt und mich auf den ersten Blick in sie verliebt hatte; wie wir dann auch tatsächlich ein Paar geworden waren; wie das Erdbeben uns dann aber getrennt hatte (F.K. wollte mir anfangs nicht glauben, dass ich es ohne weiteres überlebt hatte); wie ich Vanessa überall gesucht und nicht gefunden hatte; wie ich dann Katy kennen gelernt hatte; wie ich mir zuerst Vorwürfe gemacht hatte, mich in sie verliebt zu haben, mir aber schließlich vorgenommen hatte, Vanessa zu vergessen; und wie sie dann doch eines Tages in Island aufgetaucht war und Alles wieder auf den Kopf gestellt hatte.
Als ich geendet hatte, wartete ich gespannt auf F.K.s Reaktion. Wir hatten inzwischen den höchsten Punkt der Klippe erreicht und er schaute eine Weile nur schweigend aufs Meer hinaus. Gerade als ich es nicht mehr aushielt und die Stille endlich unterbrechen wollte, öffnete er den Mund. „Okaaaaaay...“, sagte er langsam und setzte sich ebenso gemächlich wieder in Bewegung, um zu den Mädels aufzuschließen, die sich wieder auf den Rückweg gemacht hatten. „Und das war jetzt wirklich die Wahrheit, Manfredo? Das hast du dir nicht gerade ausgedacht?“
„Natürlich ist das die Wahrheit!“, erwiderte ich empört und fuhr dann etwas kläglich fort: „Ich meine, wenn ich mir das jetzt schon ausgedacht hätte – wie schrecklich müsste dann die Wahrheit sein?“
„Aber, aber, Manfredo! So schlimm ist es ja nun auch nicht! Das kann man doch Alles wieder in Ordnung bringen.“
„Ach ja?“, fragte ich hoffnungsvoll, „Wie denn?“
„Na, das ist doch klar wie Kloßbrühe! Du musst mit Vanessa endlich Schluss machen, so einfach ist das! Und zwar sofort, wenn wir wieder in Island sind.“
„WAS?!“, erwiderte ich bestürzt, „Aber du kannst dir nicht vorstellen, wie sie da reagieren würde! Sie würde doch weinen wie ein Wasserfall, und du weißt doch, dass ich sowas nicht abkann!“
„Tja, da musst du dann eben durch! So ist das im Leben! Ich hatte auch mal eine Freundin, die so ähnlich drauf war, wie du Vanessa beschreibst. Es ist wirklich hart, sich von so einer zu trennen. Aber glaub mir, Manfredo: Wenn man die schwere Zeit erstmal hinter sich hat, ist man froh, das durchgehalten zu haben!“
„Kann ja sein, aber... ich weiß ja überhaupt nicht, ob ich mich von ihr trennen will ! Ich meine... ich liebe Katy ja auch, aber... naja...“
F.K. schaute entsetzt drein. „Willst du damit etwa sagen, dass du in zwei Mädchen gleichzeitig verliebt bist?! Aber Manfredo! Das musst du ganz dringend beenden! Das kann nicht lange gutgehen!“
„Aber wie soll ich es denn beenden?“, rief ich geradezu verzweifelt, „Ich kann mir doch nicht aussuchen, in wen ich verliebt bin!“
„Nun, wenn das so ist, dann gibt es nur noch eine Möglichkeit.“, stellte F.K. fest, „Es ist ganz einfach: Du nimmst dir ein Blatt Papier und schreibst jeweils auf, welche Vor- und Nachteile Katy und Vanessa haben. Und wer von beiden schlechter abschneidet, von der trennst du dich dann eben! Schluss, aus, Ende im Gelände!“
„Und du meinst wirklich, dass das funktioniert?“, zweifelte ich.
„Yesse, yesse; si, si; natürlich funktioniert das! Ich muss es doch wissen! Mit dieser Methode habe ich mich auch einmal zwischen zwei Mädels entschieden! Aber okay, da war es ein bisschen anders, muss ich zugeben...“
„Wirklich?“, fragte ich interessiert, „Lass hören, Kumpel!“
„Naja, da waren zwei Mädels, eine Lina und eine Rebecca. Ich fand sie eigentlich beide ganz schnuffig und sie schienen mich auch beide zu mögen, also musste ich irgendwie eine Entscheidung treffen, an wen ich mich jetzt ranmachen sollte. Ich hab mich dann für Lina entschieden. Und wie gesagt – erst durch diese Methode, die ich dir gerade erklärt hab, ist mir überhaupt klar geworden, dass ich mich eigentlich in sie verknallt hatte und nicht in Rebecca.“
„Ich hab's da aber nicht so einfach wie du! Meine Situation ist viel verzwickter, das musst du doch zugeben, oder, F.K.?“
„Jaa, könnte man so sagen. Es ist tatsächlich nicht ganz einfach. Aber es ist auch nicht unmöglich zu lösen, Manfredo, vergiss das nicht! Es wäre natürlich einfacher gewesen, wenn du sofort mit Vanessa Schluss gemacht hättest, als du sie vor kurzem wieder gesehen hast...“
„Aber da war ich total überrumpelt! Du hast sie ja nicht gesehen... Du hättest an meiner Stelle auch nicht sofort gesagt, dass du jetzt eine andere Freundin hättest, ohne mit ihr vorher Schluss gemacht zu haben!“
„Doch, ich denke schon. Vanessa muss schließlich wissen, wie es um dich bestellt ist! Sie kann doch nicht erwarten, dass du dir in der ganzen Zeit, wo ihr getrennt ward, keine neue Freundin gesucht hast! Das ist total unrealistisch. Sie hat sich ja vielleicht auch schon einen neuen Freund zugelegt, oder nicht? Du weißt es nicht.“
Über die Möglichkeit hatte ich noch nie nachgedacht. Ich war mir zwar hundertprozentig sicher, dass Vanessa keinen neuen Liebhaber hatte, aber dennoch verspürte ich allein beim Gedanken daran einen mörderischen Neid.
„Doch, ich weiß es, F.K. Du kennst sie ja nicht! Sie hat mich von oben bis unten abgeknutscht und will, dass ich sofort bei ihr einziehe, da wird sie wohl kaum einen Anderen bei sich zuhause sitzen haben!“
Die treue Vanessa. Und ich musste sie so hintergehen!
„Nun, es sind schon die verrücktesten Dinge passiert, Manfredo! Wie gesagt, du weißt es nicht.“
„Doch, tu ich wohl! Vanessa ist nicht so der Typ für kurze Beziehungen. Die denkt echt, ich wäre ihre einzig wahre große Liebe! Da sucht sie sich nicht so schnell einen Neuen!“
Eindringlich beäugte mich F.K.. „Und was denkst du über sie? Ist sie auch deine große Liebe?“
Die Frage brachte mich völlig aus dem Konzept. „Ich... Ich weiß nicht...“
„Manfredo, du musst dich wirklich entscheiden! Zwei Freundinnen sind eine zu viel!“
„Ich weiß, ich weiß...“
Schweigend gingen wir weiter. F.K. machte nun größere Schritte, um wieder zu den Mädels aufzuholen, die schon am Ende der Straße angelangt waren.
„Du sagst es Katy doch nicht, oder?“, wollte ich mich nochmal vergewissern, als wir den Eingang zur Parkanlage passierten. F.K. duckte sich automatisch unter dem Torbogen, um sich nicht den Kanisterkopf zu stoßen. „Ach, Manfredo, wenn ich dir verspreche, dass ich es nicht tue, dann tue ich es auch nicht. Versprochen ist versprochen. Oder vertraust du mir etwa nicht?“
„Doch, doch, natürlich...“
Die Frage hatte ich doch vor kurzem schon einmal so beantwortet...!? Ach ja, Katy hatte mich gefragt, genau. Mamma mia, ich hatte ein Déjà-vu!
Das klang cool: Déjà-vuuuu!!
„Warum grinst du jetzt so, Manfredo?“
„Ich grinse? Nee, da täuscht du dich, F.K., ich bin nur ein wenig müde.“ Ich gähnte demonstrativ. F.K.s linke Augenbraue tauchte wieder über dem Brillenrand auf. „Das ist natürlich schade, Manfredo. Ich dachte, ich könnte mit dir heute mal etwas rumgangstern gehen. Aber naja, dann hat sich das ja erledigt. Muss ich wohl allein gehen. Zu schade aber auch...“
Rumgangstern gehen?! Irritiert durchwühlte ich mein gesamtes Gehirn nach diesem Ausdruck, doch ich war mir sicher, ihn noch nie zuvor gehört zu haben. Okay, zugegeben, mein Gehirn war nicht gerade das Beste, zumindest wenn es auf Latein-Vokabeln oder Matheformeln ankam; aber coole Sprüche – also die wirklich wichtigen Dinge im Leben – konnte sich wohl keiner so gut merken wie ich.
Eigentlich wollte ich vor F.K. nicht dumm dastehen, indem ich ihn fragte, was er damit denn nun meinte, doch ich hielt das Schweigen nicht lange durch.
„Ähm, F.K. - was genau meinst du mit rumgangstern gehen?“, fragte ich und versuchte, nicht zu neugierig zu klingen.
„Rumgangstern“, begann F.K. und machte eine bedeutungsvolle Pause, „das, Manfredo, bedeutet, nachts mit Graffiti durch die Straßen zu gangstern und sich dabei coole Rap-Mucke reinzuziehen. Natürlich sollte man sich dabei nicht erwischen lassen, schon gar nicht von den Bullen. Deshalb ist Rumgangstern auch eigentlich nur etwas für die erfahrensten Gangster und nicht für so kleine Dinger wie dich.“ (Also, ich musste schon bitten!) „Aber ich dachte mir, irgendwann ist schließlich immer das erste Mal. Ich wollte dich deshalb heute eigentlich mal mitnehmen, doch wenn du schon müde bist...“
„Nein, nein, ich bin überhaupt nicht müde! Was laberst du? Ich bin putzmunter! Yesse, yesse; si, si; richtig!“, rief ich und musste feststellen, dass sich der Spruch bei mir nicht ganz so cool anhörte wie bei F.K. Vielleicht schaute er mich deshalb nun so amüsiert an. „Also schön, Manfredo. Ich tu mal so, als würde ich dir das jetzt glauben. Aber dann darfst du beim Rumgangstern nicht einpennen, ich hab kein Bock, dich um drei Uhr morgens über der Schulter zum Hotel zurückzutragen. Und wenn du dann auch noch anfängst, zu schnarchen und die ganze Straße aufweckst, hat sich das mit dem Rumgangstern erst recht erledigt.“
Mamma mia! Was dachte F.K. denn von mir? Ach ja, er hielt mich ja für ein kleines Ding. Empört funkelte ich zu ihm hoch. „Als wenn ich schnell einschlafen würde, F.K.! Ich hab mal... nur zwei Stunden oder so geschlafen! Und trotzdem war ich am nächsten Tag putzmunter! Und Schnarchen tu ich genauso wenig, du bist doch der größte Schnarcher von uns!“
Den zweiten Einwand schien F.K. einfach zu überhören. „Zwei Stunden Schlaf?“, wiederholte er und schnaubte. „Kein Wunder, dass das Training bei dir nicht viel bringt. - Jaa, Muskeln brauchen auch ihren Schlaf!“, fügte er hinzu, als ich verblüfft zu ihm aufblickte. „Zu wenig Schlaf macht die Muskeln müde, zu viel Schlaf lässt aber auch wenig Zeit zum Trainieren und sie schrumpfen wieder. Man braucht eben einen strengen Zeitplan, wenn man das Maximum erreichen will! Und nur, wenn man am Ende noch Zeit über hat, kann man sich sowas wie Rumgangstern erlauben.“
„Oh, einen Trainingsplan hab ich mir auch schonmal gemacht!“, rief ich so eifrig, dass ich eine Stufe verfehlte und mich auf der Treppe zu unserem Appartement fast auf die Fresse legte.
„Und? Hat er dir was gebracht?“, fragte F.K. skeptisch und befreite sein T-Shirt von meinem Griff, als ich mein Gleichgewicht wiederhergestellt hatte.
„Äh... Naja... also, ich hab wohl ein bisschen zu hohe Anforderungen an mich gestellt...“, musste ich mit leicht übertemperierten Hörorganen feststellen.
„Ob du's glaubst oder nicht, Manfredo: Das hab ich mir schon fast gedacht.“ F.K. schloss die Tür hinter uns ab und senkte die Stimme: „Wie auch immer, zieh dir schon mal Gangster-Kleidung an; wir müssen aber leider warten, bis die Mädels schlafen. Ich glaube nicht, dass Tony es gut finden würde...“
„Yesse, yesse; si, si; richtig! Machen wir!“, raunte ich zurück. Ich hatte mich schon von ihm abgewandt und wollte Katy gute Nacht sagen, als ich hinter mir plötzlich erneut das dröhnende Elch-Geröhre hörte. „Was ist?“, fragte ich verdutzt und drehte mich wieder zu F.K. um, der sich kringelte wie eine Erdnusslocke. „Was hab ich denn jetzt wieder falsch gemacht?“
Es dauerte ein wenig, bis F.K. sich soweit beruhigt hatte, antworten zu können. „Willst du das wirklich wissen?“, fragte er.
„Yesse, yesse; si -“
Wieder brach er in Gelächter aus. „Manfredo, nimm's jetzt nicht persönlich, alte Säge; ist ja nicht schlecht, wenn du diesen Spruch auch benutzt. Aber, um ehrlich zu sein... nun, es ist ein wenig seltsam, meinen Gangsterspruch von jemand Anderem als mir selbst zu hören... und dann auch noch von.. nein, ich sag's nicht.“
„...von so 'nem kleinen Ding wie mir?“, ergänzte ich verdrossen.
„Ähm... yesse. Hey, das ist ja nicht persönlich gemeint oder so! Komm schon, Manfredo, verstehst du etwa keinen Spaß?“
Doch ich hatte schon begonnen, mir den Schlafanzug anzuziehen. Sollte er doch allein gangstern gehen! Anscheinend kam er sich ja zu cool für mich vor. Schön, sollte er doch! Ich wusste schließlich, wer von uns der Coolere war!
Beleidigt ignorierte ich alle Versuche von F.K., mich doch noch umzustimmen, während ich mir die Zähne putzte, und auch die Blicke, die er mir zuwarf, als wir den Mädels gute Nacht wünschten und er wohl kaum darüber reden konnte. Ich überlegte schon, Tony zu fragen, ob ich heute mit ihr das Bett tauschen könnte; so hätte mich F.K. wenigstens nicht die ganze Nacht lang vollblubbern können. Doch ich konnte mir schon bildlich Tonys Blick ausmalen, wenn sie erfuhr, dass ich mit Katy in einem Zimmer schlafen wollte. Nein danke. Dann doch lieber F.K. als eine Plaudertasche, die Gerüchte über mich verbreitete.
Als ich schließlich ins Bett kroch, zog ich mir die Decke über den Kopf. Eine Weile war es still - dann seufzte F.K.: „Tja, Manfredo, dann eben nicht. Aber dann jammere später nicht herum, ich hätte dir nie angeboten, mich zu begleiten.“ Es folgten ein paar Schritte und Schlüsselgeklimper. Gedämpft durch die Decke hörte ich, wie die Tür hinter F.K. ins Schloss fiel. Im selben Moment war ich plötzlich nicht mehr nur wütend auf ihn, sondern auch auf mich selbst, weil ich diese einmalige Chance verpasst hatte. Vor Zorn biss ich ins Kopfkissen, gab aber keinen Laut von mir. Es ist nicht meine Schuld, sagte ich mir immer wieder. Doch dadurch wurde ich nur umso wütender auf F.K. Es ist Alles meine Schuld, sagte ich mir also; aber dann wuchs wiederum die Wut auf mich selbst. Es war wie in einem Karussell, immer bewegte ich mich im Kreis; doch irgendwie verebbte dadurch langsam die Aufregung... bleischwere Müdigkeit setzte ein und spülte mich fort in ein Land, wo ich F.K. kopfüber in den Pool tunkte, sodass ihm die Sonnenbrille runterrutschte; doch statt zweier Augen kamen Katy und Vanessa aus seinem Gesicht gesprungen, und Vanessa weinte ein ganzes Meer aus Tränen, in dem Katy dann Delfinschwimmen machte, begleitet von einem grinsenden Ei, und F.K. sagte: „Siehst du, Manfredo, Katy verlässt dich, sie hat jetzt einen Anderen...“
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BeitragThema: Re: Manfredo's Tagebuch: 32. Kapitel   Manfredo's Tagebuch: 32. Kapitel EmptyDi Jun 28, 2011 9:49 pm

Dieser Traum muss einfach eine Bedeutung haben! katy wird ihn noch verlassen *freu*

Yesse, yesse, si, si, richtig. Das kam mir bei Manfredo von Anfang an komisch vor xD
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BeitragThema: Re: Manfredo's Tagebuch: 32. Kapitel   Manfredo's Tagebuch: 32. Kapitel EmptyDi Jun 28, 2011 10:42 pm

lol xD
Ich hab mich der Schreibregel widersetzt: ich habe einen Traum geschildert!! Shocked o-oh... Suspect Laughing
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BeitragThema: Re: Manfredo's Tagebuch: 32. Kapitel   Manfredo's Tagebuch: 32. Kapitel EmptyMi Jun 29, 2011 6:36 pm

das kann nur mies werden oO

Sag jetzt bloß nicht, dass er auch noch eine tragende Rolle spielen wird xD
Mhm...war aber nur knapp geschildert^^
Aber sonst natürlich wieder schön
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BeitragThema: Re: Manfredo's Tagebuch: 32. Kapitel   Manfredo's Tagebuch: 32. Kapitel EmptyFr Jul 22, 2011 8:18 pm

Jetzt ist auch Kapitel 33 endlich da! Very Happy
Tut mir leid, dass ihr da so lange drauf warten musstet... ^^
Werde mich jetzt aber um mehr Kontinuierlichkeit bemühen! Wink
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