Der Schornstein

Der Schornstein

Es knarzt der Stuhl über Dielenbretter
Die Scheibe pocht, man nennt es Regenwetter
So hat sich mancher Nachbar doch schon so oft gefragt
Wieso der Schornstein noch auf Daches Spitze ragt

Ganz wacklig auf den Ziegeln ist er dort angebracht
Schiebt morgens, abends, täglich seine Wacht.
Herum herum sind viele Steine schon abgetragen,
So sollt man sich nicht in Hauses Nähe wagen

Auch der Garten wie wild doch unbelebt,
Hat man ihn schon seit Jahren nicht mehr gepflegt
Das tat die Frau, man spricht umher
Seit ihrem Tod wachsen dort keine Blumen mehr

Genauso hat der schöne Schein das Haus verlassen
Die meisten Möbel leicht im Staub verblassen
Die Küche leer, alles verfällt
Weit weg eine Sirene, und ein Hund der bellt

Das alles braucht ihn nun nicht mehr zu interessieren
Er hatte eh nichts mehr zu verlieren
Es ging schön schnell, so wünscht man sichs,
Das Motiv auch nicht groß verwunderlich

Schon so lang hat er geplant es so wie sie zu tun
Können sie alsbald zusammen ruhn
Ob oben oder unten, es ist ihm ganz egal,
Sah er denn keine andere Wahl

Zuerst ein Ruck und dann ein Zuck danach sieht er wie die Decke bebt,
Während sich die Lampenschnur aus letzten Angeln hebt
Mehr sieht er nicht, alles verweißt
Ihm nach und nach der Sinn entgleist

Der Stuhl fällt um, nun ist es still
Der Schornstein dagegen stehen will.

Ah..sehr schön, du hast ne gute simple, staubige und zerfallene Stimmung geschaffen. Obwohl ich ich denken musste es wäre ein witziges Gedicht durch den 3. und 4. Vers, musste ich grinsen.
Ich fasse das Gedicht mal so auf, das in diesem alten Haus mal mindestens zwei Menschen gelebt haben müssen, ein Mann und eine Frau und seit die Frau gestorben ist geht es auch mit dem Haus und damit auch mit dem Mann total den Bach runter bis er ihr dann in den tot folgt. Der Schornstein, hm, entweder weil er ja immer noch steht ist er die Welt die sich fortwährend weiter dreht oder er ist das Symbol der Liebe der beiden , die obwohl sie schon bröckelt und die beiden schon fort sind trotzdem besteht und noch von Existenz ist.
Allgemein sehr schön, aber ein paar stellen sind vielleicht ein klein wenig ungünstig.

Zitat :

Die Küche leer, alles verfällt
Weit weg eine Sirene, und ein Hund der bellt

Hm, also naja, Ein hund der bellt, ist dir da vielleicht nichts anderes eingefallen? Mir fällt auf die schnelle auch nichts ein, aber es wirkt so als hättest du nur nach etwas gesucht das sich reimt. Finde ich grade nicht so schön.
Und dieser Vers:

Zitat :

Zuerst ein Ruck und dann ein Zuck danach sieht er wie die Decke bebt,

Der ist einfach zu lang und fällt damit völlig aus dem Konzept, es wäre ja nicht schlimm wenn du einfach daraus zwei Verse gemacht hättest, und diese damit aus der Reihe gefallen wär, weil du, ausgenommen bei der letzten in jeder Strophe versucht hast nur 4 Verse zu benutzen. Dann hätte sich eine Strophe vielleicht nicht gereimt, aber das muss ja nicht gleich schlimm sein.
Außerdem hast du nur Paarreime verwendet was ich ein wenig, tut mir leid, langwelig finde ;/
Aber sonst finde ich das Gedicht sehr schön, besonders weil am Anfang und am Ende der Stuhl ist und somit ein guter, runder Schluss gemacht wurde.
Gelungene Arbeit, obwohl ich Selbstmord aus Liebe eher äußerst dumm finde.
Weiter so!

P.S: Warum heißt das Thema Fernlicht, wenn das Gedicht aber 'Der Schornstein heißt? XD

Erst einmal ein Dankeschön für die ehrliche, konstruktive Kritik.

Ja, es geht darum, dass ein Mann seiner Frau in den Tod folgt. Sie selbst hat Suizid begangen, nun tut er es auch:

Zitat :

Schon so lang hat er geplant es so wie sie zu tun

Der Schornstein steht - richtig, für die Welt im Allgemeinen, die sich nicht darüber interessiert, was passiert.
Zudem ist es eine Art Vergleich. Der Schornstein hat genauso wie der Mann eigentlich keinen so festen Halt mehr:

Zitat :

Ganz wacklig auf den Ziegeln ist er dort angebracht

Doch er bleibt im Gegensatz zum Mann weiter fest ("im Leben") stehen.

An ein Symbol der Liebe habe ich noch gar nicht gedacht - doch es passt finde ich, ebenso ganz gut.

1.)
Es ging es mir darum, zu zeigen, dass sich die Handlung weitab vom Geschehen der heutigen Gesellschaft abspielt. In einer eher dünn besiedelten ruhigen Gegend. Dabei ist auch diese Art Zwangsreim entstanden, das stimmt.

2.)
Ja, dann mach ich aus der Zeile 2 Verse und trenne bei dem Wörtchen "danach".

3.)
Mich interessiert mehr das Metrum^^ - ich wollte so eine lockere Art hineinbringen, die erst später ihr "wahres Gesicht" zeigt. Deswegen der Paarreim.

4.)
Ob dumm oder nicht, es ist ja eine Reaktion auf ein temporäres Gefühl.

5.)
Ja, das habe ich mich auch gerade gefragt - war da wohl in Gedanken an ein anderes Gedicht von mir. Habe es nun geändert.

topflappen schrieb:

3.)
Mich interessiert mehr das Metrum^^ - ich wollte so eine lockere Art hineinbringen, die erst später ihr "wahres Gesicht" zeigt. Deswegen der Paarreim.

Uh >.< ich hasse das Metrum! Ich bin irgendwie immer zu blöd das zu bestimmen, deswegen lasse ich das bei Arbeiten auch immer aus, obwohl alle anderen dadrum immer so ein Drama machen! Ich achte eher auf andere sprachliche Mittel, wie Anaphern, Metaphern, Alliterationen, Wiederholungen und den ganzen anderen endlosen Mist, äh Zeugs. Außerdem versteh ich mich eher auf die Deutungen -.-
Deswegen finde ich es auch wahnsinnig schwer ein Gedicht zu schreiben! Wenn ich dann sowas versuche und anfange über männliche und weibliche Kedenzen nachzudenken Schön das du das machst xD
Das der Mann sozusagen der Schornstein ist, hätte ich auch drauf kommen können. Hast dir echt Gedanken gemacht, finde ich echt gut

Das nenn ich mal ein Gedicht!
Hat alles was es braucht und ist gleichzeitig schlicht.
gibts mehr davon?