Sehnsucht nach Grün
Vier Füße traten ein.
Er ließ die Tür laut zu fallen, verfolgte ihre Gestalt mit den Augen.
Warum sie immer so sei, rief er ihr hinter her. Ihre Absetze ließ sie über den dunklen Holzboden stampfen. Sie sei es? Brüllte sie zurück. Wer sei es den ständig der solche Sachen sagte?
Seine Muskeln spannten sich an. Ihre Finger wurden knochig. Vorwürfe und Anschuldigungen dröhnten im Sekundentakt aus ihnen heraus, füllten den Raum. Mit kraftvoller Stimme zählte sie jeden seiner Fehler auf, ließ ja nichts aus. Es reizte ihn und immer wieder konterte er zwischendurch lauthals. Der Raum brannte zwischen ihnen. Der Puls steigerte sich. Rotes Blut raste durch die Adern. Blicke loderten. Die Küchenuhr tickte laut, gab den Takt des Kampfes an. Jetzt war es ganz heiß. Seine Fäuste schlugen lauten Donner auf dem Tisch. Stimmen die sich unterbrachen und übertönen wollten. Die aufgerissenen Augen sahen sich direkt entgegen.
Da ließ er plötzlich Wörter fallen, die er nicht hätte sagen sollen, die verboten waren, die verschlossen bleiben sollten. Diese kurzen Worte. Sofort schäperte eine grüne Tasse vor seine Füße. Scherben verteilten sich im hitzigen Raum, ließen groben Staub und einen Windzug zurück. Er drückte sich die Hand vor den Mund. Ihrer stand weit geöffnet, doch stumm-die Worte fehlen irgendwie.
So ginge das nicht mehr weiter, flüsterte er und starrte zu Boden, zu dem Trümmerhaufen den sie verursacht hatten.
Pause.
Tippelnd setzte er sich auf einen Stuhl. Ließ sich sinken, war ganz weit unten. Sie war stehen geblieben, ihr Herz wurde langsam ruhiger. Der Raum kühlte ab. Der Atem wurde flacher, hielt an. Beide Blicke senkten sich und flohen einfach nur irgendwo hin. Einfach woanders. Zwischen ihnen warf sich ein transparenter Vorhang hin und trennte sie. Zu durchsichtig zum sehen, aber zu sehr da um ihn zu ignorieren. Der Vorhang floss über die taube Haut. Er fühlte sich unbeweglich und verrostet, die Kehle war ihm ganz trocken. Weiße Staubteilchen schwebten durch das matte Licht. Ihr Zentrum war leer und die Zeiger der Uhr verschwommen-verschwommen von dem Wasser in ihren Augen. Die Schläge der Uhr vergessen, waren irgendwo, weit fern. Sein Mund bildete eine eine verschlossene, flache Linie. Ein Zustand wie in Trance überkam beide, völlig ungewiss wie lange, vielleicht unendlich.
Tonlose Erwartung und geräuschlose Hoffnung kauerte in den Ecken. Sehnsucht nach grün, nach der zerbrochenen Tasse.
Ob nach einer Stunde oder schon nach einer halben, das wussten sie nicht, ließen sie sich zu Boden sinken, der übersät war mit Scherben. Ängstliche Finger suchten die Scherben und Splitter zusammen, schnitten sich. Die zitternden, blutenden Finger suchten sich subtil, zwischen den Scherben und berührten sich. 10 finger die sich berührten und zusammen inne hielten.
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Ich bin grade so unglaublich faziniert von kurzen Prosa texten :'D ich hoffe es hat euch gefallen.
Es ging mir hierbei ganz besonders um den Unterschied zwischen Lärm und Stille. Ist mir das wohl gelungen?