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 Werbezombie / Leseprobe

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Toni M Nutter
Neuling
Neuling



Anzahl der Beiträge : 7
Anmeldedatum : 24.08.11

Werbezombie / Leseprobe Empty
BeitragThema: Werbezombie / Leseprobe   Werbezombie / Leseprobe EmptySa Jul 20, 2013 3:36 pm

Aus dem Buch: Werbezombie

Ihr wollt mehr? Ihr kriegt mehr!

(Mehr als Euch lieb ist!)

Ich bin wieder hier. War nie richtig weg. Hab’ mich
nur versteckt. Ich lebe noch. I’m alive.

Nachdem ich meine erste Geschichte im Internet
veröffentlicht hatte, wollte ich mir in der Tat das Leben
nehmen. Doch ein Wunder geschah. Das Verlagshaus
hatte zwar meine Geschichte als unglaubwürdig
abgewiesen und sich davon distanziert, doch
mein Bekenntnisschreiben wurde ein Erfolg. Kein
materieller Erfolg, wie ich es mir erträumt hatte, sondern
ein Erfolg im Netz. Viele Menschen hatten meinen
Bericht gelesen und gaben tolle Feedbacks und
Kommentare hierzu ab. Hier sind einige, die mir besonders
gut gefallen haben und die ich als Zitat wiedergebe:

„Tolle Geschichte, etwas krass, aber mach weiter so!!!“
von özzy ösböürne.

„Selten jemanden mit so viel Fantasie erlebt. Es war toll, deine
Geschichte zu lesen!“ von Marie69.

„Super Schluss …HAHAHA“ von 2fast2run.

„Hast echt die BRAUT gekillt? Supiii!“ von isii61.

„Freue mich auf mehr solcher Mords-Geschichten!“
von Jeronimo.

„Geil! Einfach nur geil! Weiter so!“ von knymz52.

„Wo bleibt die nächste Geschichte? Ich wünsche mir für die
nächste Story viel mehr Blut und Gewalt.“
von bkr-Daywalker.

„Tolle Story! Habe selten so schnell einen von der Palme wedeln
können!“ von mirco7.

„Diese Geschichte glaub’ ich dir nicht. Wo sind deine Quellen?“
von Yenee.

„Hast jetzt zwei neue und treue Fans in Köln. Her mit neuen
Geschichten!“ von Göki und Nihi.

„Ich steh auf Dich und Deine geile Story! Du weißt, wie man
Frauen behandelt ;)Lust auf ein Date? Das Kätzchen möchte
spielen! Treffpunkt vor dem Wuppertaler Schauspielhaus und
am Ende des Tages bekommst Du einen Kuss, den Du nie
vergessen wirst!“ von Pussycat.

„Yippie yah yeh Schweinebacke“ von Bruce-will-es.

„Echt gruselig ;)Ich will mehr!“ von SchwarzerLöwe.

Eine Leserin oder ein Leser war sogar dermaßen
schreibwütig, dass er/sie mir ein langes und ausführliches
Feedback schenkte! Danke an die Person mit
dem Nickname Quarty Pant. Hier deine Zeilen:

„Hallo mysteriöser Poet,
was soll ich sagen? Ich bin wirklich begeistert.
Ein Freund hat mir deine Erzählung am Dienstagabend
per Twitter empfohlen und obwohl ich schon ziemlich müde
war, konnte ich nicht aufhören, es zu lesen. Es entsteht
sofort so ein Sog – und auch so ein typischer Horrorfilm-
Grusel-Schauer…(Wie es wohl weitergeht? Will ich das
wirklich wissen?)

Ich finde den Text genial. Toll zu lesen, spannend und
schockierend (also die eigene Neugier oder Sensationslust???
treibt einen wohl weiter in den Text, hmmm).
Die Gewalt-/Sexszenen sind sehr intensiv, das muss
schwierig gewesen sein, es so zu schreiben. Ich finde aber, sie
müssen genau so sein, um in die Geschichte zu passen:
Krass, abstoßend und blutig. Da ist man dann völlig
benommen davon.

Ich finde den Text mutig, komplex und musste mehrmals lachen
…Mir gefällt’s also, mehr muss ich dazu nicht sagen.“
von Quarty Pant.

Wie Sie sehen, gehen die meisten Leser und Leserinnen
davon aus, dass es sich bei diesem Text um
eine Fiktion handelt. Leider liegen sie falsch. Mein
Konzept ist aufgegangen und die Realität gefällt den
Leuten, auch wenn sie es als solche nicht erkennen
mögen. Ich habe vielleicht meinen Traum von Geld
und Reichtum nicht verwirklicht, doch bin ich meinem
Traum des erfolgreichen Schreibens näher gekommen.
Ich genieße die Aufmerksamkeit der Leser.
Die Leute interessieren sich für meine Berichte und
so will ich den Lesern das geben, wonach sie verlangen.
Alles aus Liebe, der Liebe zu meinen neuen
Fans.

Die erste Tat liegt ungefähr einen Monat zurück und
die anfängliche Medienflut ebbt langsam ab. Die Polizei
tappt immer noch im Dunkeln und hat bis jetzt
keine dringenden Tatverdächtigen. Zumindest standen
sie noch nicht bei mir vor der Wohnungstür.
Nicht immer, aber immer öfter kursiert in den Medien
das Gerücht eines geistig verwirrten Mörders,
doch darüber kann ich nur lachen. Wenn die nur
wüssten. Von wegen Mörder oder geistig verwirrt.
Trotzdem möchte ich meine nächste Tat etwas vorsichtiger
angehen, um die Diskussionen nicht noch
mehr anzuheizen und die Polizei auf meine Spur zu
führen. Ich habe mir intensiv Gedanken darüber gemacht,
was meinem Publikum gefallen könnte. Aber
es ist nicht so einfach, kreativ in diesem Genre zu
sein. Eines kann man dem Publikum nicht abstreiten:
Blutrünstigkeit! Mein Publikum ist blutgeil!

Neben dem technischen Fortschritt und dem materiellen
Wohlstand tritt eine grundlegend menschliche
Eigenschaft mehr und mehr in den Vordergrund und
verbreitet sich rapide: die Gewalt. Wir können den
Medien exemplarisch entnehmen, dass zum Beispiel
Computerspiele von Folge zu Folge mehr Gewalt
enthalten und diese gewaltverherrlichend präsentieren
und kommerzialisieren. Es geht sogar soweit, dass
sich gerade diese Spiele, aufgrund ihres Gewaltpotenzials,
als Bestseller entpuppen. Die Entwicklerfirmen
von Spielen wie „GTA“ (Erstveröffentlichung (EV):
1997), „Battlefield“ (EV:2009), „Duke Nukem“
(EV:1991), „Hitman“ (EV:2000), „Counter Strike“
(EV:2000), „Manhunt“ (EV:2003) und vielen, vielen
ähnlichen Titeln, setzen auf Gewalt und Realitätsnähe.
Doch sie bedenken nicht oder wollen nicht bedenken,
dass je realer die Gewalt in Spielen dargestellt
wird, desto gewaltiger wird die Realität vor unserer
Haustür. Die Hemmschwelle zur Gewaltbereitschaft
sinkt bei den Spielekonsumenten immer weiter ab.
Die Spieleindustrie versucht nicht einmal diesem
Trend entgegenzuwirken. Genau die entgegengesetzte
Tendenz ist zu beobachten: Immer mehr fotorealistische
Spiele werden auf den Markt gebracht, die eine
bewusste Überschreitung der Gewalthemmschwelle
anvisieren, um aus der ungeheuren Masse von Killer-
spielen hervorzustechen und somit die eigenen Verkaufszahlen
anzukurbeln. Je mehr Gewalt, Sex und
Tabubrüche in einem Spiel auftauchen, umso besser
lässt es sich erfolgreicher vermarkten.

Kommen wir zur Filmindustrie: In den Kinos erlebt
man, dass Filmreihen wie zum Beispiel „Saw I“ bis
unendlich? (2004-20??) das Publikum in Scharen anziehen.
Interessant wird es jedoch erst im Vergleich. Ältere
Filmklassiker des Horrorgenres, wie zum Beispiel
„Tanz der Teufel“ (1981), wurden vor Kurzem noch
indiziert, mit der Begründung des Gewaltpotenzials
beziehungsweise der Gewalt verherrlichenden Bilder.
Heutzutage stellen diese Filmklassiker, mit den aktuellen
Horrorfilmen verglichen, nur noch eine ungewollte
Komödie dar.

Wir als Gesellschaft haben die Gewalthemmschwelle
in den letzten zehn Jahren nicht nur überschritten,
wir haben sie förmlich überflogen. Die Bereitschaft,
sich Gewalt beinhaltende Bilder anzusehen, ist heutzutage
so groß wie nie zuvor. Ich vernehme förmlich
Ihren Protest, liebe Leser und Leserinnen, dass es
schon früher brutale und sexistische Filme gab. Natürlich
haben Sie Recht mit Ihrem Einwand. Auch
früher wurden Slasher-Filme und vulgäre Sex-
Filmchen gedreht. Die Mischung aus einer Prise Horror
mit einem Schuss Sex, schnellen Autos und Frauen
mit großen Brüsten war schon immer ein Publikumsmagnet
für Trash-Liebhaber. Begriffe wie
Exploitations-Filme, Rape-and-Revenge-Genre, Sexploitation,
Splatter, billiger B-Movie Horror sind schon
seit Langem bekannt. Die Begrifflichkeiten sind dieselben
geblieben, doch die Qualität und die Exzessivität
der Filmszenen hat sich gesteigert und ein Ende ist
noch lange nicht in Sicht. Die Darstellung von ungeschnittenen
Pädophilen-Sex-Szenen und der Totschlag
an Kindern vor laufender Kamera könnten und werden
mit hoher Wahrscheinlichkeit die nächsten Bilder
sein, die man uns im Kino präsentiert. Denn erst durch
die Durchbrechung gesellschaftlicher Tabuthemen
wird eine Grenze überschritten und die gewünschte
Reaktion der Rezipienten erreicht. Wir möchten geschockt
werden, um uns darüber aufzuregen. Leider ist
jede Schockreaktion eine vorübergehende Erscheinung,
da wir uns an die Bilder, Texte, Ideen schnell
gewöhnen. Es wird von Mal zu Mal schwieriger uns zu
schockieren und aufzuregen. Wir Menschen sind von
Natur aus voyeuristisch veranlagt und sensationsgeil.
Die kreativen Menschen in den diversen Produktionsfirmen
und der Werbebranche machen sich permanent
Gedanken darüber, wie sie ihre zahlungskräftigen
Kunden überraschen können, indem sie bewusst
Grenzen überschreiten, die dann eine intendierte Reaktion
hervorrufen sollen.

„Sex Sells“, diese Philosophie ist schon seit Langem
bekannt. Doch neu ist, dass man auch mit Gewaltund
Folterdarstellungen eine Menge Geld machen
kann. Diverse Filme, wie „Hostel“ (2005), die als einzigen
Handlungsstrang die Folterdarstellung beinhalten,
sind gewaltige Erfolge im Kino. Folterporno wird
zum modischen Etikett für derartige Filme, in denen
Bösewichte einfach nur so ihren Opfern Schmerzen
zufügen.

Um es erneut hervorzuheben: Gewalt und Sex waren
und sind ein natürlicher Bestandteil der menschlichen
Gesellschaft und stellen einen Wesenszug unserer
Spezies dar, doch neu ist, dass in unseren modernen
Massenmedien diese neue Art von sinnloser Gewalt-
und Folterdarstellung dominiert. Während ich
als Jugendlicher nur schwer an pornografische oder
brutale Splatter-Filme herankam, kann die Jugend
heutzutage jegliche Pornografie oder jedes Snuff-
Video auf ihre Handys downloaden.

Ich schreibe für unsere Gesellschaft, deren Konsumgier
nur noch mit harten Sex- und Gewaltdarstellungen
befriedigt werden kann. Dies spiegelt ein Gesellschaftsbild
wieder, in dem der Konsument nicht
mehr zwischen dem Mordbericht in der Zeitung und
der Morddarstellung im Kino unterscheidet. Vielleicht
kann er es auch nicht mehr unterscheiden. Es ist ein
neues Zeitalter, wo Realität und Fiktion ineinander
übergehen. Wir leben in einer Zeit, wo Pädophile und
Mörder mit ihren Taten prahlen und hierzu als Vermittlungsmedium
das Internet benutzen. Mithilfe diverser
Foren weisen diese kranken Verbrecher stolz
auf ihre Taten, doch meistens werden sie nicht ernst
genommen. Diverse Filme wie „Cannibal Holocaust“
(1980), „Blair Witch Project“ (1998) oder „Paranormal
Activity“ (2007) versuchen hingegen eine Realität
vorzutäuschen oder die Realität nachzuahmen und
finden hierdurch eine große Anhängerschaft. Die tatsächlich
existierende Gewalt, der wir durch Nachrichten
oder Zeitungen täglich ausgesetzt sind, verliert für
uns zunehmend ihre reale Form und wird zur Gewohnheit.
Es ist das Zeitalter, in dem die Realität fiktive
Formen annimmt, und die Fiktion versucht sich
aus ihren trügerischen Fesseln zu befreien, um ein
Stück real zu werden. Willkommen in der ersten Hälfte
des 21. Jahrhunderts, in dem wir die Gewalt nicht
nur zweidimensional auf dem Fernsehbildschirm verfolgen
können, sondern auch in 3D dargeboten bekommen
(in unglaublichem Dolby Surround und den
neuesten digitalen Errungenschaften unserer hochtechnisierten
Zeit). Es macht den Leuten Spaß, die
Eingeweide und Körperstücke mithilfe von 3DEffekten
in alle Richtungen fliegen zu sehen.

Sie brauchen sich nur einmal die ganzen Internetseiten
anzusehen. Sie sind massenweise mit Snuff-
Videos überfüllt, die bei den Leuten reges Interesse
hervorrufen. Diese Seiten würden nicht in dieser
Größenordnung existieren, wenn die Nachfrage hierzu
nicht vorhanden wäre. Ich kann mir gut vorstellen,
dass viele meiner Leser und Leserinnen sich öffentlich,
in ihrem Freundeskreis oder in ihrer Familie von solchen
unmoralischen Dingen distanzieren. Doch wenn
niemand zuschaut, wenn sie glauben, unbeobachtet zu
sein, dann hocken sie nachts in ihren Zimmern und
schauen sich die harten Snuff-Videos im Internet an
oder sie sind nach dem Pornostoff süchtig. Eine Hand
auf der Maus, die andere am Schwanz oder in der
feuchten Muschi. Das gleiche gilt bei den Filmen und
den Videospielen. Ohne eine entsprechende Nachfrage,
würde es diese extremen Formen der Gewalt- und
Sexdarstellungen nicht geben. Der Markt richtet sich
nach den Bedürfnissen der Konsumenten. Alles basiert
auf dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Unsere
Gesellschaft, also Sie und ich, bestimmen die Nachfrage.
Würden die brutalen und sexistischen Kinofilme
oder Videospiele sich nicht so gut kommerzialisieren
lassen, würde man keine Fortsetzungen produzieren
und auf den Markt bringen. Wir aber wollen mehr.
Mehr Sex, mehr Gewalt, alles mehr und nichts weniger!
Ich gebe euch mehr. Meine Erzählungen dringen
in Eure Gedanken ein und erzeugen gigantische Bilder.
Nur die Wirklichkeit wirkt wirklicher.

Meine Meinung soll Sie, lieber Leser, nicht abschrecken.
Ich verurteile Sie nicht. Wie Sie selbst bemerkt
haben, bin ich auch ein Fan von Horrorfilmen und
Killerspielen, die ich sogar mit dem Veröffentlichungsjahr
auswendig kenne. Außerdem würde es diese Erzählungen
nicht geben, wenn es Sie nicht gäbe!
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