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 Manfredo's Tagebuch: 22. Kapitel

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Faules_Kätzchen
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Manfredo's Tagebuch: 22. Kapitel Empty
BeitragThema: Manfredo's Tagebuch: 22. Kapitel   Manfredo's Tagebuch: 22. Kapitel EmptyMo Mai 02, 2011 8:56 pm

Mein größter Fan
Montag,
den 5. Juli
2009
Unter dem Vorwand, Onkel Fernando in der Küche helfen zu wollen, betrat ich heute das Restaurant. Schließlich hatte ich, wie immer, noch nicht gefrühstückt und heute war ich besonders hungrig. Kaum hatte ich jedoch die Eingangstür geöffnet, hörte ich einen Freudenschrei und im nächsten Moment schlangen sich zwei kleine dicke Arme ungefähr in Höhe des Bauchnabels so fest um mich, dass mir fast die Luft wegblieb. Ich blickte nach unten, sah einen kleinen Kopf mit derselben Frisur wie ich und mir war sofort klar, wer beziehungsweise was da an mir hing und vor Freude sabberte. Nur schwer konnte ich ein entsetztes Aufstöhnen unterdrücken; es war mein nervtötender Cousin Peter-Pietro-Mario! Bisher war ich zum Glück von ihm verschont worden, da seine Ferien erst später anfingen... aber jetzt sah es ganz danach aus, als würde ich ihn für den Rest des Urlaubs am Hals haben. „Hallo, Kleiner.“, sagte ich lahm.
„Hallo, Manfredo!“, lispelte er und ließ endlich von mir ab, hielt jedoch immernoch mein T-shirt umklammert. Mit Freudentränen in den braunen Augen blickte er zu mir hoch. „Ich hab dich fo vermifft!“ Mamma mia, seine vorstehenden Hasenzähne schienen auf die doppelte Größe gewachsen zu sein, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte! Ich erinnerte mich noch lebhaft an unser letztes Zusammentreffen: es war Weihnachten vor drei Jahren in der Kirche gewesen. Während alle Anderen gesungen und ich irgendwie gelangweilt mitgebrummt hatte, hatte Peterchen, wie ihn Jeder nannte, ein Loblied auf mich anstatt auf Gott gesungen und dabei eine Art Ententanz um mich herum aufgeführt. Dafür hatten seine Eltern ihm drei Wochen Stubenarrest gegeben. Es war mindestens genauso peinlich gewesen wie Onkel Fernando's Lachflash gestern. Das Schlimmste war, dass manche Leute uns auch noch verwechselten, weil sich Peterchen immer genauso anzog und frisierte wie ich. Aber dabei war ich doch viel schlanker, doppelt so groß und hatte keine Hasenzähne!
„Waf fällt dir an mir auf, Mmaannffrreeddoo?“, fragte er, wobei er meinen Namen unnötig in die Länge zog, als wollte er sich jede Silbe davon auf der Zunge zergehen lassen.
„Ähm...“, sagte ich. Wie gut, dass außer uns und einem alten Ehepaar noch niemand im Restaurant war! „Du... trägst immernoch dieselben Klamotten wie vor drei Jahren.“, bemerkte ich schließlich ein wenig geschockt. Aber was hätte ich anderes erwarten können; die Kleidung hatte er schließlich einmal von mir bekommen und war ihm deshalb wahrscheinlich heilig. Dementsprechend war sie ihm also nicht nur viel zu eng, sondern auch zu kurz, da ich schon damals aus ihr herausgewachsen war.
„Naja, alfo...“, begann Peterchen leicht enttäuscht, „daf auch. Ich meinte eigentlich etwaf anderef, aber macht ja nichtf. Guck mal!“ Er stellte sich auf die Zehenspitzen und machte die Augen ganz groß.
„Ja, du, äh... hast braune Augen...“ Da fiel es mir ein: „Die waren doch mal babyblau, oder?“
„Jaa, genau!“, strahlte er und freute sich wie ein Schneekönig, „Papa hat mir endlich braune Kontaktlinfen gekauft, damit ich auch die gleiche Augenfarbe habe wie du, Maannffrreeddoo!“
Oh. Mein. Gott. Diese Familie musste wohl an vererbbarem Gehirnschwund leiden. Kontaktlinsen konnten sie sich also leisten, aber keine Zahnspange?!
„Ja, Peterchen, ich muss jetzt aber auch mal wieder weg...“
„Wohin denn, Maannffrreeddoo?“
Was sollte ich darauf antworten? Eigentlich war es egal, was ich jetzt sagte, er würde sowieso mitkommen. Da half nur eins: Ich musste ihn abschütteln.
Ohne Vorwarnung entwand ich mich urplötzlich seinem Griff und stürzte aus der Tür. „Warte auf miiiich!“, krähte mein Cousin mir hinterher. Doch ich sprintete so schnell ich konnte die Straße entlang, vorbei an parkenden Autos, deren Rückspiegel mich in der Sonne blendeten; vorbei auch an Läden und beiden Hotels, an der Eisdiele und weiteren Restaurants. Ich bog hier und dort in kleine Seitenstraßen ein, passierte das Dorfzentrum, auf dem wohl gestern Wochenmarkt gewesen war, denn es lagen überall noch Lebensmittelreste herum; in der Mitte des Platztes versteckte ich mich hinter einem Brunnen und wartete mit klopfendem Herzen.
Es dauerte gar nicht lange, da hörte ich die Nervensäge auch schon näherkommen. Obwohl er doch ebenfalls ziemlich aus der Puste sein musste, schrie er unaufhörlich nach mir wie ein Säugling nach der Flasche: „Maanfreedoo! MAANNFFRREEDDOO! Woo biift duuu? Maanfreedoo!“ Kurz erhaschte ich einen Blick auf ihn. Keuchend und mit einer Gesichtsfarbe, die dem Eisverkäufer am Strand alle Ehre gemacht hätte, schwabbelte er in eine weitere Nebenstraße. Allmählich verstummten die Maannffrreeddoo!-Rufe und ich richtete mich grinsend wieder auf. Der kleine Fettklops würde erstmal ein bisschen brauchen, bis er mich wiederfand! Bis dahin musste ich unbedingt etwas essen und trinken. Also schlenderte ich von Schatten zu Schatten bis zu Bella Italia – Ristorante, Pizzeria zurück und schnurstracks in die Küche. Hier war bereits Betrieb: Geschirr wurde abgewaschen, Arbeitsflächen abgewischt, der Boden geschrubbt. „Hi, Leute!“, grüßte ich die putzenden Mitarbeiter vergnügt, während ich über den frisch gereinigten Boden spazierte. „Morgen“, murmelten einige, die meisten warfen mir jedoch nur missbilligende Blicke zu. Ich beachtete sie nicht, sondern ging geradewegs in den Kühlraum. Was hier alles lagerte! Mir lief gleich das Wasser im Munde zusammen. Und angenehm kühl war es auch. Fürs Erste schnappte ich mir eine 1-Literflasche Mezzomix sowie eine riesige Dose Mandelbiscotti. Ich setzte mich an Ort und Stelle in ein leeres Regalfach und frühstückte.

Als ich mich wunderbar abgekühlt und gesättigt fühlte, betrat ich mit den leeren Packungen erneut den frisch gewischten Küchenboden und warf sie in den Müll. Eine Putzfrau hinter mir, die schon immer sehr griesgrämig und unverschämt zu mir gewesen war, schimpfte leise auf einer Sprache vor sich hin, die ich nicht verstand; wahrscheinlich arabisch oder so. Ich drehte mich zu ihr um und schaute sie an, bis sie meinen Blick im Nacken spürte und verstummte. Verärgert, aber auch verunsichert schaute die Schrulle zu mir auf.
„Wenn du so etwas nochmal sagst, wird das nicht ohne Folgen bleiben.“, sagte ich mit schneidend kalter Stimme und musste mich sehr zusammenreißen, um dabei nicht zu grinsen. „Ich bin immerhin der Neffe deines Chefs und verstehe zufällig viel mehr Sprachen als nur spanisch und italienisch. Also überleg dir in Zukunft besser, ob du mich hinter meinem Rücken beleidigen willst, wenn dir dein Arbeitsplatz lieb ist.“
Ich zog die Augenbrauen hoch und machte ein arrogantes Tja-das-kommt-davon-Gesicht. Sie glotzte mich nur mit leicht offenem Mund ganz dämlich an. Da warf ich hochmütig den Kopf in den Nacken und stolzierte so schnell, dass es gerade noch würdevoll war, aus der Küche. Kaum war die Küchentür ins Schloss gefallen, brach das Lachen aus mir heraus. Was die für ein Gesicht gemacht hatte! Herrlich! Zu schade, dass ich davon kein Foto gemacht hatte!

Ich trödelte noch ein wenig durch die Straßen und am Strand entlang, denn ich hatte sowieso nichts zu tun. Ich überlegte, welche Hose wohl heute Abend am Besten zu meinem neuen T-shirt passen würde.
„Hey, Manfredo!“, hörte ich plötzlich ein hohes Stimmchen rufen. Ich wirbelte herum und befürchtete schon das Schlimmste (sprich: Peterchen), doch es war zum Glück nur Bernardo, der mit einigen Anderen aus dem Hotel auf einer Gartenmauer saß. „Hey, Bernardo!“, rief ich erleichtert zurück und kam zu ihnen. „Was geht denn bei euch so ab?“
Bildete ich es mir nur ein oder warfen sich zwei Mädels bei meinem Anblick belustigte Blicke zu? Hatten sie den peinlichen Lachflash von Fernando gestern mitbekommen? „Ach, wir hängen hier nur so'n bisschen rum. Ich hab ja vorgeschlagen, dass wir schwimmen gehen könnten, doch die Anderen wollen nicht.“, beschwerte sich Bernardo, der nichts zu bemerken schien.
„Bernardo meinte, dass er meine Cousine zum Strand gehen gesehen hat. Da wollte er natürlich hinterher.“, erklärte ein großer, muskulöser Glatzkopf und schaute mich durch seine Sonnenbrille bedeutungsvoll an.
„Hmm“, machte ich und konnte nur neidisch auf seine durchtrainierten Oberarme starren. Wenn seine Cousine der Schwarm von Bernardo war, was wohl so sein musste, lag das gute Aussehen anscheinend in der Familie.
„Das meine ich nicht nur, es war wirklich so!“, quiekte Bernardo protestierend. „Katy hat es mir selbst gesagt, ich hab sie gefragt!“
„Katy?!“, entfuhr es mir. Waren Katy Koolfree und Bernardos Schwarm etwa ein und dieselbe Person?
„Yesse.“, stimmte der Glatzkopf zu, „Katy Koolfree. Ich bin übrigens F.K., wir kennen uns noch nicht, oder?“
„N-nein“, stotterte ich. Diesen Schock musste ich erstmal verdauen. Bernardo stand also auf dasselbe Girl, mit dem ich zur Party gehen wollte! Das konnte ja heiter werden. Vielleicht sollte ich Katy absagen, sonst würde die Party noch in einem Zwergenaufstand à la Bernardo enden!
„Wieso fragst du? Kennst du Katy schon?“, hakte F.K. nach.
„Ja, ähm... Naja, ich -“, begann ich äußerst unwohl.
„Da kommt sie ja schon!“, kiekste Bernardo aufgeregt, der uns eben gar nicht zugehört zu haben schien. Er zog sein Shirt gerade – ich hätte schwören können, dass er es sich wieder von Patrizio geliehen hatte, denn er sah darin wie eine Presswurst aus – und winkte Katy hoffnungsvoll zu, als sie sich uns stöckelnd näherte. Es handelte sich wirklich um dasselbe Mädchen, mit dem ich gestern am Strand gewesen war! Oje.
Ich überlegte fieberhaft, wie ich mich verhalten sollte, ob ich eventuell für heute Abend absagen oder einfach schnell verschwinden sollte, schließlich hatte sich ja Bernardo in sie verknallt und ich wollte nicht, dass er Falsches von mir dachte; doch Katy nahm mir diese Entscheidung schon ab.
„Hi F.K.! Hi, Elly und Lisa! Hallo Manfredo!“, rief sie. Mit ihrer Strandtasche in der linken Hand umarmte sie mit dem rechten Arm F.K. und die beiden Mädchen, die eben über mich gelästert hatten, dann drückte sie auch mich kurz zur Begrüßung an sich. Bernardo würdigte sie keines Blickes. Der Ärmste sackte förmlich zusammen vor Enttäuschung und ihm schien allmählich zu dämmern, dass ich mich mit Katy im Gegensatz zu ihm tatsächlich schon bekannt gemacht hatte, denn sein Blick huschte zwischen ihr und mir hin und her. Ich schaute zurück und schüttelte den Kopf, als Zeichen, dass es nicht so war, wie er es wahrscheinlich dachte, doch er starrte nur mit einem Wie-konntest-du-nur-Ausdruck in den Augen zurück und wandte sich schließlich ab.
„Geht ihr auch heute zur Party im Bella Italia?“, fragte F.K. gerade die Anderen.
„Du meinst das Bella Italia – Ristorante, Pizzeria dort vorne am Strand?“, stirnrunzelte ein Typ mit einer Brille und blonden Haaren, den ich nicht kannte.
„Yesse-yesse; si, si; richtig.“, bestätigte F.K. „Genau das!“
„Also, ich komme wahrscheinlich.“, meinte der Blonde.
„Ja, ich auch“, sagte Katy, „Wir können uns ja um zehn vor dem Restaurant treffen, ich hab mich da sowieso schon mit Manfredo verabredet.“
Ruckartig sprang Bernardo von der Mauer auf, floh im Laufschritt ins Hotel und knallte die Tür hinter sich zu.
„Was hat er denn?“, fragte Katy überrascht, die sich keiner Schuld bewusst war. Ich schloss verzweifelt die Augen. Das durfte ja wohl alles nicht wahr sein.

Den restlichen Tag über war Bernardo unauffindbar. Er war zwar nicht mein bester Kumpel, doch trotzdem hatte ich ein wenig schlechtes Gewissen ihm gegenüber.
„Ach, der fängt sich schon wieder“, meinte Patrizio zuversichtlich, als ich ihn auf mein Dilemma hinwies. „Einfach cool bleiben, dann renkt sich das schon wieder ein. Mit ihm und Katy konnte das doch eh nie was werden, oder?“
„Naja, das stimmt schon...“, begann ich, verstummte aber, da Isabelle auftauchte und begann, Patrizio auf französisch zuzuquasseln.

Eigentlich ließ ich mir ja von niemandem was sagen, doch da ich selbst keine bessere Idee hatte, hörte ich ausnahmsweise auf Patrizio's Rat und suchte nicht weiter nach Bernardo. Ich machte mir auch nicht die Mühe, mich von Katy fern zu halten, was ohnehin unmöglich war, wenn ich mit ihrer Clique zusammen am Strand abhing.
Abends nach der Dämmerung, als das Meer und der wolkenlose Himmel optisch nur noch von einen schmalen roten Streifen am Horizont getrennt wurden, stieß ich vor Bella Italia zu den Anderen. Alle waren sichtlich gut gelaunt und Katy trug ein silbernes Paillettentop, dass mir schon von Weitem entgegenglitzerte, doch meine Stimmung sank ein bisschen, als ich bemerkte, dass Bernardo wieder nicht dabei war.
„Hi, Manfredo!“, rief Katy munter, die meine Ankunft als Erste bemerkt hatte.
„Hi“, erwiderte ich und ignorierte ihre albernen Begleiterinnen, die bei meinem Anblick schon wieder losgekichert hatten. „Gehen wir rein?“
„Yesse, yesse; si, si; richtig!“, frohlockte der große Glatzkopf mit dröhnender Stimme, woraufhin ich etwas zusammenzuckte; ich hatte ihn trotz seiner Größe im Halbschatten des Restaurants noch gar nicht entdeckt.
Wir hatten uns gerade in Bewegung gesetzt, als etwas Kleines, Rundes wie ein Flummi angehüpft kam und „Mmaannffrreeddoo!“, krähte.
„Verdammt“, murmelte ich und wollte hinter Katys riesenhaftem Cousin in Deckung gehen, doch Peterchen hatte mich schon entdeckt. Zu meinem Entsetzen stellte ich fest, dass er sich anscheinend dieselbe Kleidung gekauft und angezogen hatte, die ich gerade trug.
„Oh, schaut mal, Manfredo im Miniaturformat!“, rief der blonde Hotelmitbewohner von Katy und Co. hämisch, von dem ich inzwischen wusste, dass er Sven hieß. Die anderen lachten, ich warf ihm einen giftigen Blick zu, doch Peterchen schien das gar nicht zu stören. Wahrscheinlich empfand er es sogar als Ehre, als Manfredo im Miniaturformat bezeichnet zu werden. Überglücklich klammerte er sich an mein T-Shirt und strahlte zu mir hoch. „Ähm“, sagte ich, „sag mal, meinst du nicht, dass du für die Disco noch ein bisschen zu klein bist?“
„Papa hat gefagt, wenn ich mit Mmaannffrreeddoo gehe, darf ich mit rein!“, erklärte er. Katys Freundinnen kicherten wieder, doch das Schlimmste war, dass Katy diesmal mitlachte. Ich wurde langsam wütend darüber, dass mich dieses hässliche kleine Ding von einem Fan so lächerlich machte. War ich nicht mal in der Lage, einen übergewichtigen Viertklässler abzuwimmeln?! Ich musste wohl einfach mal etwas härter durchgreifen, damit er merkte, wo hier der Hammer hing!
„Tja, Peter, daraus wird wohl nichts, denn ich habe nicht vor, mit dir rein zu gehen.“
„Aber Mmaannffrree-“
„Nein, kein aber, dass ist 'ne Party und kein Kindergeburtstag. Und hör gefälligst auf, ständig so an mir zu klammern, sonst kriegst du Stress, okay?“
Energisch riss ich mich von seinen Wurstfingern los. Für einen Moment sah Peterchen so aus, als würde er in Tränen ausbrechen, doch dann drehte er sich wortlos um und schlurfte davon. Ich war überrascht, sogar ein wenig enttäuscht darüber, dass er so schnell aufgegeben hatte und ich mir kein fettes Battle mehr mit ihm liefern konnte; doch im nächsten Moment schämte ich mich schon fast wieder für diesen Gedanken. Es wäre doch nicht gerade heldenhaft, so ein kleines Viech zusammenzuschlagen.
Als ich mich zu den Anderen umwandte, waren Katys Freundinnen komischerweise immernoch am kichern und tuscheln. Sie warfen mir amüsierte Blicke zu und ich spürte wieder, wie mir das Blut in den Kopf stieg. „Gehen wir.“, sagte ich kurz angebunden und stolzierte Allen voran am Türsteher vorbei, der mal wieder so tat, als ob er unser Alter gar nicht bemerkte, hinein in die Disco.

„Wer war eigentlich dieser kleine Fuzzi vorhin?“, wollte Katy auf dem Rückweg zum Hotel wissen. Wir waren nur zu zweit unterwegs, da Fernando uns mal wieder rausgeworfen hatte, nachdem wir uns auf dem Klo vor ihm versteckt hatten und er die übrigen Unter-Sechzehnjährigen schon früher erwischt hatte.
Ich überlegte einen Moment, ob ich Katy die Geschichte über Peterchen anvertrauen konnte, doch weil ihre ständig kichernden Komplizinnen nicht in der Nähe waren, entschied ich mich dazu; während ich zu Erzählen begann, vermied ich es jedoch, sie dabei anzuschauen, aus Angst, sie könnte doch lachen.
„...jedenfalls rennt er mir wieder hinterher, seit er mich im Bella Italia entdeckt hat.“, schloss ich schließlich meinen Vortrag, wandte den Blick endlich wieder vom Bürgersteig ab und fixierte stattdessen erwartungsvoll Katy, die mir bisher schweigend zugehört hatte. Als sie zurückschaute, leuchteten ihre grünen Augen im Licht der Straßenlaternen belustigt, aber verständnisvoll, sodass ich es nicht bereute, ihr von meinem Peterchen-Problem erzählt zu haben.
„Muss ja ganz schön scheiße für dich sein.“, stellte Katy genau richtig fest, „Ich glaube, ich würde die Wand hochgehen, wenn ich so einen Verehrer hätte. Ich verliere ja schon manchmal die Nerven bei Elly und Lisa. - Meine Freundinnen.“, erklärte sie auf meinen fragenden Blick hin, „Sie sind eigentlich total cool, aber mit ihrem Gekicher können sie Einem schon auf den Senkel gehen.“
Ein jähes Gefühl der Verbundenheit mit Katy wallte plötzlich in mir auf, sodass mir unwillkürlich herausrutschte: „Dann ist das also normal, dass die dauernd am Gackern sind? Ich hatte bisher eher das Gefühl, das hätte was mit mir zu tun.“
„Naja, indirekt schon“, sagte Katy ausweichend und kicherte nun selbst.
„Was soll das heißen?“, fragte ich, auf das Schlimmste gefasst. Hatte ich mich wirklich so lächerlich gemacht? Ich hätte schwören können, dass meine Ohren schon wieder mit den Straßenlaternen um die Wette leuchteten.
„Ach, Manfredo, ist dir das etwa nicht klar? Sie stehn auf dich.“
Auf die emotionale Lawine, die Katy mit diesen Worten in mir lostrat, war ich nicht vorbereitet gewesen. Erleichterung, Freude, Überraschung, Belustigung – Ich wusste selbst nicht, was ich fühlen sollte. Mit Allem hatte ich gerechnet, aber nicht damit! „Sie... sie stehn auf mich?“, wiederholte ich verdattert. Jetzt kicherte Katy nicht mehr, sie lachte laut beim Anblick des Gefühlschaos, welches mir bestimmt ins Gesicht geschrieben stand.
„Ja, du hast richtig gehört! Und jetzt tu nicht so verwundert, dir rennen doch sicherlich noch mehr Mädels hinterher.“
„Was? Aber wieso?“, fragte ich noch verwirrter. Klar, ich flirtete gern so'n bisschen mit allen möglichen Mädels, die zufällig in meine Richtung schauten... Aber ich hatte bisher nicht das Gefühl gehabt, dass sie mir hinterher rannten, wie Katy es nannte!
„Wieso, fragst du dich auch noch?!“, wiederholte sie ungläubig. „Hmm, lass mich mal überlegen.“ Sie runzelte die Stirn und machte ein angestrengt-konzentriertes Gesicht wie Peterchen früher, wenn er sich in die Windel machte. „Also, erstens“ (sie spreizte ihren Daumen von der rechten Hand ab) „du bist ein Italiener. Allein das ist doch schon attraktiv. Zweitens -“
„Aber Bernardo und Patrizio sind doch auch -“, warf ich ein, doch sie schnaubte nur abwertend. „Die zählen nicht. Zweitens“, fuhr sie fort, als hätte sie mich gar nicht gehört und hob zusätzlich ihren Zeigefinger, „siehst gut aus und bist nicht so dick wie zum Beispiel Bernardo. Drittens“ (jetzt kam der Mittelfinger dazu) „du bist cool drauf und hängst nicht ständig nur mit einer Tusse ab, die sowieso nur französisch versteht. Drittens -“
„Naja, sie versteht schon auch italienisch -“, begann ich erneut meinen schwachen Protest. Wieder überging mich Katy einfach. „Viertens“ (ein breiter, silberner Ring an ihrem Finger blitzte kurz auf) „du ziehst Sachen an, die dir auch stehen, im Gegensatz zu Bernardo. Fünftens“ (jetzt streckte sie auch den letzten Finger aus) „du wohnst nicht in unserem Hotel -“
„Uno momento!“, rief ich nun doch etwas lauter, „Was soll denn daran jetzt so cool sein?“
„Sag mal, muss ich dir echt alles erklären?“, seufzte Katy, doch sie lächelte dabei. „Alle sind in diesem Hotel. Das ist nichts Besonderes mehr. Und du bist abends immer – schwupps! - einfach verschwunden!“, sagte sie und untermalte das geheimnisvolle Verschwinden durch ein Schnippsen mit der linken Hand.
„Und das finden die so toll?“, fragte ich, immernoch etwas skeptisch.
„Ja, klar! Das ist doch echt mysteriös, dass keiner weiß, wo du in Wirklichkeit wohnst; ich übrigens auch nicht.“, fügte sie hinzu. „Es werden schon die abenteuerlichsten Geschichten über dich erzählt.“
Das wollte ich lieber gar nicht erst detaillierter wissen. „Okay, okay, ich hab's kapiert!“, sagte ich stattdessen schnell, als Katy schon den Mund öffnete und den Daumen ihrer zweiten Hand hob.
„Hoffentlich.“, erwiderte sie und ließ die Hand sinken. „Dann bis morgen.“
Wir umarmten uns nochmal und sie ging hoch ins Hotel, während ich mich auf den Weg ins Beachhotel machte und die Gedanken in meinem Kopf umherschwirrten wie die Motten um die Straßenlaternen. Langsam hatte ich das Gefühl, dass vielleicht auch Katy auf mich stehen könnte; wenn man mal überlegte, was sie da gerade alles aufgezählt hatte! Im Prinzip hätte ich auch gar nichts dagegen gehabt; doch beim Gedanken an eine Beziehung mit ihr regten sich Schuldgefühle in mir, da ich Vanessa nicht untreu werden wollte.
Andererseits, sobald dieser Urlaub vorüber war, hatten Katy und ich sowieso nichts mehr miteinander zu tun, wen kümmerte es da schon, was hier auf Mallorca lief...?


Zuletzt von Faules_Kätzchen am So Mai 22, 2011 10:48 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet (Grund : Erklärung)
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BeitragThema: Re: Manfredo's Tagebuch: 22. Kapitel   Manfredo's Tagebuch: 22. Kapitel EmptySa Mai 07, 2011 9:28 pm

Kapitel Nummer 3 heute Abend und ich hab natürlich noch nicht genug.
Ein bisschen ungewöhnlich finde ich es zwar schon, dass das arme kleine Peterchen den Manfredo erst nach 2 Wochen entdeckt hat (der ist doch der Sohn von dem Onkel, oder?), aber ist ja nicht si schlimm, du erklärst mir das jetzt bestimmt =)
Sonst natürlich wieder klasse :-*
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BeitragThema: Re: Manfredo's Tagebuch: 22. Kapitel   Manfredo's Tagebuch: 22. Kapitel EmptySo Mai 08, 2011 9:50 am

DANKE! Very Happy
(Für Peterchen fangen die Ferien später an, weißt du Wink )
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BeitragThema: Re: Manfredo's Tagebuch: 22. Kapitel   Manfredo's Tagebuch: 22. Kapitel EmptySo Mai 08, 2011 10:44 am

achsoo
(Nachdem du die anderen kommentiert hattest, dachte ich, die übrigen kommen direkt danach und warte so geduldig, aber nein, natürlich brauchst du ewig *pff*^^)
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BeitragThema: Re: Manfredo's Tagebuch: 22. Kapitel   Manfredo's Tagebuch: 22. Kapitel EmptySo Mai 08, 2011 11:06 am

Sorry xD
Ich musste Brötchen holen (Scheiß Muttertag -.-) Wink
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