Hintergrund:
Konfirmationshintergrund und es hat mich immer wieder aufgeregt, wievielen Leuten da Gott richtig egal ist und wieviele es nur wegen Geld machen und denen das auch noch völlig egal ist. Ein kurzer Poetry Slam über Gott, Glauben und nervige beste Freunde
PS: Nina ist nur eine fiktive Figur. In Wirklichkeit hieß diese beste Freundin "Jonas" und hätte nicht so schön in den Kontext gepasst
Vater Unser"Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name
Dein Reich komme
Dein Wille geschehe"
"Sowas soll mal ein Junge zu mir sagen", flüstert mir meine beste Freundin Nina ins Ohr. Ich schaue sie genervt an und wende mich ab. "Dein Wille geschehe. Das wär Bombe!" Ich versuche, irgendwie noch genervter zu gucken und richte meinen Blick wieder auf das Kreuz vorne in der Kirche.
"Wie im Himmel"
"Auf Wolke 7 schweben..."
"So auf Erden
Unser tägliches Brot gib uns heute
Und vergib uns unsere Schuld"
"Als ob der alles vergeben kann. Der ist doch auch nur ein Mensch"
"NEIN!", denke ich. "ZUM TEUFEL, NEIN!", schreien meine Gedanken dem naiven Mädchen neben mir entgegen. Ich zucke mit den Schultern und versuche, Nina zu ignorieren. Erfolglos.
"Ich mein...stell dir mal vor, du müsstest die Schuld von allen Menschen auf der Welt vergeben", forderte mich Nina auf, während der Rest der Kirche - einschließlich mir - "Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern" spricht.
"Und führe uns nicht in Versuchung"
"Schon geschehen"
"Sondern erlöse uns von dem Bösen"
"Lass dieses Mädchen neben mir endlich verschwinden", denke ich mir. "Lasst den Pfarrer verschwinden", sagt Nina. "Ok. Verschwinden war übertrieben. Wie wär's mit Verstummen? Mh?", denke ich.
"Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit, Amen"
"Endlich", sagt Nina. Ich lege den Kopf schief und denke nach. Über Religion. Und wenn ich Nachdenke über Religion und die Welt und was ich mir wünsche, kommt so etwas heraus:
Ich wünsche mir eine Welt
In der man Religionsfreiheit nicht nur will
sondern auch braucht
In der es religiöse Menschen gibt
Und sie nicht verspottet werden
In der es Menschen gibt
Die wirklich noch auf Gott vertrauen
Und nicht nur glauben, weil sie sich davon Vorteile versprechen.
Ich wünsche mir eine Welt
In der ein Mensch glauben kann, was er will
Und ich meine wirklich, was er will
Nicht, was er glaubt zu wollen
Sondern was er glauben will
Oder eher was er glaubt zu glauben
Denn selbst der Wille wird ja heute vom Wollen der Anderen beeinflusst.
Ich wünsche mir eine Welt,
In der man Gott vertrauen kann
In der man Jesus vertrauen kann
Auf andere bauen kann
Und an sich selbst glauben kann
Ohne Angst haben zu müssen
Denn eigentlich weiß ich gar nicht, wovor man Angst haben sollte