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 Manfredos Tagebuch: 7. Kapitel

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Faules_Kätzchen
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Manfredos Tagebuch: 7. Kapitel Empty
BeitragThema: Manfredos Tagebuch: 7. Kapitel   Manfredos Tagebuch: 7. Kapitel EmptyFr Feb 04, 2011 8:19 pm

! NICHT FÜR KINDER UNTER 18 GEEIGNET !
lol. Bin ja selbst noch gar nicht 18. Aber lest selbst... Wink

Manfredo und die Mädels
Samstag,
den 3. Mai
2009
Heute morgen gab es Stress am Frühstückstisch. Die Neue, diese Birte aus Hannover (keine Ahnung, wo das lag - Arsch der Welt wahrscheinlich) saß nämlich mit Nici, Vanessa und mir an einem Tisch und da war gleich klar, dass das den Bach runtergehen würde. Zum einen mochten wir uns alle nicht besonders (außer Vanessa und mir; hoffte ich zumindest) und zum anderen war es viel zu eng. Dieser kleine Tisch in diesem winzigen Haus, und dann vier Leute drum herum - mamma mia. Ich hatte ja inzwischen wieder eine recht sportliche Figur und war sowieso hart im Nehmen, aber trotzdem. Und dann meckerte mich Nici dauernd an, ich solle mich nicht so fett machen. Also bitte!
„Wenn du nicht den ganzen Raum voller Herzchenmöbel stellen würdest, Vanessa, hätten wir mehr Platz!“, schimpfte sie jetzt auch noch auf die Süße los. Vanessa sagte schon gar nichts mehr und kaute stumpf auf ihrem Toast.
„Sei du bloß leise, Nici!“, nahm ich sie in Schutz, „Vanessa hat wenigstens einen Modegeschmack, im Gegensatz zu dir! Du hast ja noch nicht mal eigene Möbel.“
„Ach ja, aber du! Ich gebe meine Sternis eben für andere Sachen aus als für sowas!“ Sie deutete abfällig auf die pinke Kommode, die neben dem Tisch stand.
„Ich möchte mal wissen, wofür!“, giftete ich zurück.
„Manfredo, lass sie doch. Das hat doch keinen Sinn.“, sagte Vanessa leise zu mir.
Doch Nici legte schon wieder los. „Wenn du's genau wissen willst, für den Hauskredit. Soweit ich mich erinnere, hat keiner von euch jemals auch nur einen Sterni davon zurückgezahlt!“
„Entschuldige bitte, dass ich erst vorgestern angekommen bin!“, meldete sich jetzt Birte zu Wort. „Außerdem - warum streitet ihr euch eigentlich? Schiebt doch einfach die Möbel weiter an die Wand, dann haben wir Platz.“
„Ich bin nicht blöd! Glaubst du etwa, ich würde zwischen den Sachen und der Wand Luft lassen?!“ Vanessa sprach leise, wie immer, aber sie war jetzt doch wütend. Ich nickte. „Genau!“
Birte lächelte bloß allwissend.
„Grins nicht so blöd! Ich guck jetzt nach.“ Nici pellte sich umständlich zwischen Tischplatte, -beinen und Beinen und ihrem Stuhl hervor und ging zu der Kommode. Mit einem Hab-ich's-doch-gewusst-Blick drehte sie sich wieder zu uns um.
„Und was ist das?“ Sie schob die Kommode fast einen Meter zurück, bis sie an die Wand stieß. Vanessa macht große Augen. „Du hast...“
„Ja, genau. Das hab ich. Es ging schneller, als ich dachte.“ Damit setzte sie sich wieder und aß weiter. Mit vollem Mund fügte sie noch hinzu: „Aber dieses Mal könnt ihr mir bitte dabei helfen.“
Vanessa schaute schuldbewusst drein, nickte, Birte lächelte immernoch, nur ich hatte keinen blassen Schimmer, wovon zum Geier die drei Mädels sprachen.
Birte schien meine Gedanken gelesen zu haben. „Der Hauskredit.“, erklärte sie. „Nici hat ihn abgezahlt und der Raum hier wurde vergrößert. Über Nacht natürlich.“
„Und jetzt haben wir einen höheren Kredit. Danach wird der Raum nochmal vergrößert, wenn wir wollen.“, mampfte Nici, während es ihr aus dem Mund krümelte. Ich muss diesem Mädchen mal normal essen beibringen, dachte ich angeekelt.
„Natürlich wollen wir!“, rief Vanessa erfreut. „Aber kann das Zimmer dann bis in alle Ewigkeit immer größer werden? Wie riesig soll das denn werden?“
Nici zuckte nur mit den Schultern. Ich war ihr dankbar, dass sie es nicht wusste. Wenigstens diesmal konnte sie nicht die große Schlaumeierin spielen.
Dafür wusste Birte natürlich wieder Bescheid. „Nein, irgendwann bekommen wir dann noch mehr Räume. Aber die Kredite werden dabei logischerweise auch immer höher.“
„Deshalb müssen wir jetzt alle mit anpacken, wenn wir jeder ein eigenes Zimmer wollen.“ Endlich schluckte Nici ihr Essen runter. „Der jetzige Kredit beträgt übrigens 280.000 Sternis. Also müsst ihr euch ausnahmsweise auch mal ins Zeug legen. - Aua! Und du musst mal aufhören, mich zu treten, Manfredo!“
„Hab ich doch gar nicht!“, empörte ich mich.
„Hast du wohl! Und das war Absicht!“
„Gar nicht!“
Birte räusperte sich nur leicht genervt. „Ich geh dann mal...“ Umständlich stand sie auf, räumte ihr Geschirr ab und ging zur Tür.
„Wohin?“, hakte ich nach. Nicht, dass mich diese Klugscheißerin interessierte, aber noch weniger hatte ich Bock darauf, mich weiter mit Nici zu streiten.
„Zum Nook“, sagte sie, „der hat doch gestern umgebaut. Dann bis später!“
„Der Nook hat umgebaut?“, fragte ich ungläubig, doch die Tür war schon zugefallen. Nici verdrehte die Augen. „Jaaahaaa, du Blitzmerker, sie hat's doch gerade gesagt. Was meinst du wohl sonst, warum der gestern zuhatte und überall Bauarbeiter rumgeturnt sind?!“
„Ja, ist gut, Mädchen, reg dich ab! Fragen kostet doch wohl nichts.“ Verstimmt schnappte ich meine Müslischüssel, mein Frühstücksbrett, das Besteck und meinen Becher und quetschte mich an den Mädchen vorbei. Plötzlich stellte mir Nici ein Bein. Ich sah es noch und stieg schnell darüber, kam aber etwas ins Taumeln. Stolpernd fand ich mein Gleichgewicht wieder, hielt dabei aber aus Versehen meinen halbleeren Becher schräg und kleckerte einen Schluck Kakao auf Vanessa's wunderschönes Nachthemd, das sie beim Frühstück immernoch trug. Beide Mädchen schrien entsetzt auf, Nici sogar noch lauter als Vanessa. Auch ich erschrak und stellte schnell die Tasse auf dem Tisch ab. „Oh! Entschuldige, Vanessa, das war wirklich keine Absicht! Nici hat...“-„Du ungeschickter Trampel!“, unterbrach mich Nici, „Glaubst du, eine Entschuldigung macht das wieder gut? Jetzt schau dir an, was du angerichtet hast! Ein Rie-sen-fleck! Du bist sowas von tollpatschig!“
„Ich und tollpatschig? Wer hat mir denn gerade ein Bein gestellt? Und so groß ist der Fleck doch gar nicht.“, behauptete ich.
„Oh doch! Du hast nur noch nicht genau hingeguckt! Entweder interessiert es dich nicht, oder du hast eben keinen Blick für solche Sachen, Manfredo!“, stellte Nici abfällig fest.
„Aber du natürlich!“, erwiderte ich sarkastisch.
Vanessa mischte sich ein. „Hört endlich auf, zu streiten! Dadurch wird mein Nachthemd auch nicht wieder sauber. Und ich bekomme den Fleck da schon irgendwie wieder raus...“
„Na, da wäre ich mir aber nicht so sicher!“, sagte Nici schadenfroh. „Kakao färbt genauso schlimm wie Rotwein, das geht nicht so einfach wieder raus! Das Kleid kannst du vergessen. Ich würde mir an deiner Stelle von Manfredo das Geld geben lassen und mir ein neues kaufen.“
Da riss mir endgültig der Geduldsfaden. „Jetzt hör endlich auf, so oberschlau zu reden! Natürlich geht das wieder raus. Das weiß Vanessa doch selbst am besten! Also hör auf, dich um ihre Angelegenheiten kümmern zu wollen! Du hast bei ihr doch gar nichts zu melden!“
„Ach nein, hab ich das nicht? Zugegeben, wir sind nicht die besten Freundinnen, aber ich glaube kaum, dass Vanessa in Sachen Kleidung anstatt auf mich auf einen Jungen hört, der gerade mal eine Woche hier ist und noch nicht mal geradeaus gehen kann, ohne mit Kakao um sich zu spritzen! Und jetzt bist du sogar zu geizig, den angerichteten Schaden wieder gut zu machen.“
„Wenn du Vanessa wirklich magst, warum stellst du mir dann ein Bein, damit ich ihr Nachthemd beschmutze? Du bist doch verrückt!“
„Besser, als ungeschickt zu sein! Mein Kakao ist noch in der Tasse, da, wo er hingehört, im Gegensatz zu deinem!“
Vanessa sprang auf. „Hört endlich auf zu streiten!“, schrie sie und rannte aus dem Zimmer. Wir hörten die Schlafzimmertür zuknallen. Es war plötzlich seltsam still.
Nici setzte sich mit zufriedenem Gesicht auf ihren Stuhl.
„Da haben wir den Salat“, sagte sie grinsend. „Ich glaube, die nächsten Tage wird Vanessa kein Wort mehr mit dir reden. Zu schade aber auch. Wo du doch sooo verknallt in sie bist.“, hauchte sie wimpernklimpernd.
Ich schrak auf. „Was erzählst du da für einen Schwachsinn?“, zischte ich, doch sie schaute mich nur belustigt an. Ich wurde lauter. „Du laberst Scheiße!“ Am liebsten hätte ich ihr das dreckige Geschirr an den Kopf geworfen. Wäre sie ein Junge gewesen, hätte ich mich spätestens jetzt mit ihr geprügelt.
Aber nur Weicheier schlugen Mädchen, echte Kerle suchten sich ebenbürtige Gegner. Zornesbebend verließ ich das Haus.

Ich brauchte unbedingt etwas oder jemanden, um daran meine angestaute Wut auslassen zu können. Ansonsten hatte ich das Gefühl, zu platzen. Vor allem im Haus war es viel zu eng. Da fühlte ich mich im Moment eingesperrt, wie eine Sardine in der Dose.
Manfredo, die Sardine.
Ich rannte die ganze Stadt auf und ab. Immer im Kreis. Blöde Stadt. Blödes Island. Blöder Manfredo. Warum um alles in der Welt war ich in dieses kleine Kaff gezogen? Blödes Kaff. Blöder Manfredo. Blödes Kaff. Blöder Manfredo.
Die eintönige Kreisbewegung machte mich ganz verrückt. Ich musste raus hier. Schnell lief ich zum Stadttor. In der Empfangshalle blieb ich stehen. Erst jetzt merkte ich, dass ich aus der Puste war wie nach einem Marathon. Mamma mia, ich konnte nicht mehr aufhören zu hecheln und zu keuchen und zu prusten und zu pusten, und Harry und Wolfgang standen nur unbeweglich da und schauten mich seltsam an.
Ich wollte es ihnen erklären, wollte fragen, ob ich vielleicht mal raus konnte, aber so sehr ich mich bemühte, ich bekam keinen Ton heraus vor lauter Geschnaufe. Ich stützte mich mit den Händen auf die Knie. Meine Beine fühlten sich an wie in der Sekunde, als ich Vanessa zum ersten Mal sah, weich wie Wackelpudding. Oder Mandelpudding. Mandelpudding! Den hatte meine Mama immer gemacht. Ich wusste es noch. Sonntags zum Nachtisch gab es immer Mandelpudding mit Karamellsoße. Plötzlich bekam ich Heimweh. Und zwar ganz stark. Es war so heftig, dass es sogar meine Wut übertönte. Ich wollte mich nicht mehr mit gemeinen Mädchen streiten oder mit bulligen Machos herumschlagen. Ich wollte auch nicht in einer kleinen Holzbutze wohnen, mit drei Mädchen in einem Zimmer schlafen und in einem öffentlichen Duschhaus duschen. Und ebensowenig wollte ich den dummen Kredit abbezahlen, Mitglied in der Akademie des schönen Hauses sein und Bonuspunkte sammeln.
Ich wollte nach Hause! Ich wollte schreien „Mama, Papa, holt mich wieder ab, ich will wieder bei euch wohnen! Ich habe genug von Island, ich will auch wieder in die Schule gehen und den Zigarettenrauch ertragen und mir mit Maria ein Zimmer teilen, in dem lauter Pferde- und Hannah-Montana-Poster hängen, wenn ich dafür nur wieder zu euch ziehen darf! Und meine ganzen Freunde! Der dicke Roberto und Flavio, der mir immer von seinen Süßigkeiten abgegeben hat, Marius, mit dem ich so oft schwimmen gefahren bin, und natürlich Nikolas, den ich schon seit dem Sandkasten kenne! Und all die anderen! Ich will sogar wieder Hans-Peter Pietro Mario ertragen, meinen kleinen Cousin, der mir andauernd nacheifert und immer dieselbe Kleidung trägt wie ich! Ich will nicht mehr ganz allein sein in dieser fremden Umgebung! Es soll alles wieder so sein wie früher, ich will mein altes Leben zurück, mein richtiges Leben!“
Aber natürlich ging das nicht. Selbst wenn ich das alles den Wächtern entgegen-geheult hätte, hätten die doch nur noch seltsamer geguckt und mich als Weichei abgestempelt. Und geholfen hätte es gar nichts.
Und wenn ich einfach wieder abreise?, überlegte ich. Ich wusste ja, wo meine Familie wohnte. Ich konnte wieder gehen. Keiner würde mich hier vermissen. Oder? Vanessa vielleicht? Ich hoffte es sehr.
„Können wir dir helfen, Manfredo?“, fragte Harry. Ich richtete mich wieder auf. „Ja... naja... nein...“
„Etwas verloren?“, fragte Wolfgang. Ich wollte schon den Kopf schütteln, da fiel mir ein, dass Emma einmal gesagt hatte, man könnte sich aus dem Fundbüro einfach nehmen, was man wollte. Warum nicht. Ich nickte. Da setzte Wolfgang eine verständnisvolle Miene auf und verschwand kurz hinter einer Tür.
Als er wiederkam, schleppte er eine Kiste mit sich. „Es wurden... äh, vier Objekte abgegeben... also, ich denke, glaube ich.“ Er öffnete die Kiste und ich lugte hinein. Kristallpapier, Bläschenpapier, ein Sandsack und eine Falle. Ein Sandsack! Genau das brauchte ich jetzt. Ich hob ihn heraus. Er war ziemlich schwer, aber ich war schließlich stark und hatte dabei null Problemo. Mit der freien Hand nahm ich noch das Kristallpapier.
„Das war´s dann“, sagte ich. Ich versuchte, fröhlich zu klingen.
„Du hast dir da, äh, einige Sachen genommen.“, stellte Harry fest (na, das war ja mal ein ganz Schlauer!) und kratzte sich am Kopf. „Das ist in Ordnung, gar kein Problem... denke ich.“

Nachdem ich meine Wut auf Nici an dem Sandsack ausgelassen hatte, fühlte ich mich schon wesentlich besser. Doch wieder überkam mich Heimweh und ich überlegte, ob ich wegziehen sollte. Ich saß oben im Schlafzimmer auf meinem Bett, die Mädchen waren nicht da, und grübelte. Mein Blick wanderte dabei durchs Zimmer und checkte alles ab: Ein aufgewühltes Bett von Nici, ein großes Herzchenbett von Vanessa und ein ordentliches von Birte. Eine kleine Kommode und ein Telefon. Alte Socken und T-shirts auf dem Boden verteilt. Es war wirklich nicht ordentlich, aber ich wollte nicht wissen, wie es ausgesehen hätte, wenn wir uns nicht darauf verständigt hätten, hier keine privaten Möbel hinzustellen. Plötzlich entdeckte ich in dem ganzen Gewühle einen Briefumschlag. Ich hob ihn auf. Es war der Brief, den mir meine Familie geschickt hatte.

Sie wettet um ihren Porsche, dass du es kein ganzes Jahr ohne Eltern aushältst...
Enttäusch uns nicht, unser Auto steht auch auf dem Spiel!


Ein ganzes Jahr!
Ich ließ mich auf mein Bett plumpsen. Nein, keiner wäre glücklich, wenn ich zurückgehen würde. Höchstens Frank, Ronaldo und Zita. Meine Eltern wären enttäuscht und Vanessa, Emma und Conny bestimmt auch. Nicht mit mir, dachte ich trotzig, was sollen die von mir denken, wenn ich jetzt abhaue? Dass ich ein verwöhntes Muttersöhnchen bin? Ich werde allen beweisen, dass ein Zimmermann niemals aufgibt! Mamma mia! Und die Herzen der Mädchen werde ich alle im Sturm erobern. Zeit für eine Flirtatacke à la Manfredo Zimmermann!
Tatendurstig sprang ich vom Bett. So schnell ließ ich mich nicht unterkriegen! Mein Leben musste unbedingt wieder spaßiger werden. Jetzt oder nie.
Ich nahm mir das neue Briefpapier vor und begann, Briefe zu schreiben.

Liebe Conny!
Ich habe gerade an dich gedacht und an deine schönen Haare. Wir sollten uns mal treffen, findest du nicht? Wie wär's mit morgen früh, noch bevor die Sonne aufgeht, bei dir?
Manfredo;)


Liebste Zenobi!
Ich überlege gerade, wie du wohl küsst. Wollen wir es ausprobieren? Heute Nacht bei dir?
Ich werde da sein.
Anonym

Liebe Emma!
Heute kommt K.K. In die Stadt. Wollen wir zusammen feiern?
Manfredo;)

Liebste Zita!
Deine Augen strahlen wie zwei Diamanten und dein Lächeln ist süßer als die Schachtel Pralinen, die ich für dich habe! Ich denke jede Nacht an dich. Heute will ich sie mit dir verbringen...
Ich warte auf dich am Stadttor.
Dein heimlicher Verehrer


...und da ich wusste, dass Ronaldo in Zita verliebt war, schrieb ich auch noch einen an ihn:

Hey Ronaldo!
Komm heute Nacht mal zum Stadttor! Aber erst, wenn's dunkel ist! Da gibt’s was äußerst Interessantes zu sehen.
Anonym
P.S.: Du magst Zita, oder? Na, dann... Wink


Hehe, der würde sich ja freuen! Endlich war ich wieder happy und freute mich wie ein Schneekönig auf den Abend, der mir hoffentlich mein angebröckeltes Selbstbewusstsein zurück geben würde.
Ich verteilte die Briefe kurz vor der Dämmerung. Nicht, dass noch jemand auf die Idee kam, hinter dem geheimnisvollen Unbekannten her zu forschen. Dann kaufte ich noch schnell einen Zylinder und eine Schachtel Pralinen.
Wieder zu Hause, lief ich schnell hoch ins Schlafzimmer, um den Anzug zu finden, den ich von Zuhause mitgenommen hatte. Ich wühlte lautstark in meinem Koffer, sodass ich Vanessa erst bemerkte, als sie neben mir stand. Ich schaute auf und schob schnell die Pralinenschachtel unter mein Bett.
„Ich wollte mich nochmal bei dir entschuldigen, Vanessa“, sagte ich und stand auf. Ich war kaum größer als sie. Nur meine Frisur überragte sie. „Wegen dem Nachthemd. Es war wirklich keine Absicht, glaube mir!“
„Ich glaube dir doch, Manfredo!“ Vanessa lächelte mich zuckersüß an. Ich grinste ganz dümmlich zurück. „Du brauchst mir auch kein Geld zu geben. Deshalb bin ich auch gar nicht gekommen...“
Na, komm schon, sprich es aus! Sei nicht immer so verdammt schüchtern!, versuchte ich ihr in Gedanken zu übermitteln. Ich schaute sie erwartungsvoll an.
„Ich wollte dir nur sagen...“ Sie sprach sehr leise, noch leiser als sonst, aber sie stand so dicht vor mir, dass ich jedes Wort verstand. Sie holte tief Luft. „Ich...“ Ein Poltern hinter ihr ließ uns beide zusammenzucken. Sie drehte den Kopf, um nachzusehen, wer dort gekommen war, und ich reckte mich wie ein Erdmännchen, um an ihr vorbeischauen zu können. Es war Nici. Ausgerechnet jetzt. Wie versteinert blieb sie am Treppenabsatz stehen, als sie uns sah.
„Was macht ihr denn da?“, entfuhr es ihr, „Rumknutschen oder was?“
„Nein, natürlich nicht!“, sagte Vanessa schnell, ging zu ihrem Bett und ließ sich darauf fallen. Ich verschränkte beleidigt die Arme. Warum verzog sich Nici nicht wieder? Merkte sie denn nicht, dass sie hier nicht erwünscht war?
Nein, sie merkte es nicht. Also kramte ich weiter, bis ich den Anzug hatte, knautschte ihn zusammen, damit die Mädchen nicht sahen, was es war, und wickelte ihn noch um die Pralinenpackung. „Ich verzieh mich für'n paar Stunden.“, verkündete ich unbestimmt und wandte mich zum Gehen.
„Wohin?“, wollte Nici wissen. Ich warf ihr einen genervten Blick zu. „Das geht dich gar nichts an.“

Mir stand eine aufregende Nacht bevor. Eine Route hatte ich mir schon überlegt: Erst Ronaldo am Stadttor neidisch machen und die Pralinen loswerden, dann zu Zenobi, nach Hause und umziehen, zu Emma und schließlich zu Conny. Heidewitzka, es konnte losgehen! Der Italiano war bereit, den Mädels die Herzen zu brechen!
Während ich am Stadttor auf Zita wartete und mich nervös nach Ronaldo umschaute, überlegte ich, ob sie mich erkennen würde. Leider passte meine Sportsonnenbrille nämlich überhaupt nicht zu dem feinen Anzug. Was ich gebraucht hätte, war eine Pilotensonnenbrille, so ein stylisches Teil, mit dem man immer aussah wie eine Fliege. Wäre doch sehr passend - 'ne Fliege mit 'ner Fliege. Aber das war jetzt eben nicht mehr zu ändern. Ebensowenig wie das leicht zerknitterte Aussehen des Anzugs. Egal. Ich hatte ihn extra nochmal platt gedrückt, es würde im Halbdunkeln sowieso nicht auffallen.
Endlich näherte sich eine Gestalt. Sie schien mich nicht gesehen zu haben, obwohl ich die Pralinenpackung doch allzu deutlich vor meinen Bauch hielt. Und das schlimmste: Ronaldo kam gerade aus dem Rathaus und war kurz davor, sie zu entdecken.
Also winkte ich mit den Armen wie ein Albatross im Landeanflug, und endlich sah sie mich. Erst schien sie ein wenig enttäuscht über meine Körpergröße, kam dann aber doch lächelnd auf mich zu. Mamma mia, hatte sich das Mädel aufgebrezelt! Handtellergroße Goldkreolen, dick geschminkte Augen, hochtoupierte Haare, ein pinkes Glitzerkleid, das sie wohl extra ein paar Nummern zu klein gekauft hatte, was aber nicht sexy, sondern eher wie eine Wurstpelle aussah - ich wusste gar nicht, wo ich zuerst hinschauen sollte.
Langsam kam ich ihr entgegen. Sie stöckelte blitzschnell über das Gras. Hoffentlich sah sie nicht, dass die Absätze meiner Schuhe fast genauso hoch waren wie die von ihren; ich hatte sie erhöht und konnte nicht sehr gut darauf gehen.
„Sorry, dass ich so spät bin, Hasipups!“, flötete Zita mit ihrer penetranten Stimme, „Mir ist ein Absatz abgebrochen und ich musste mir andere Schuhe anziehen.“
„Ich hätte auch bis zum Ende der Nacht auf dich gewartet.“, schleimte ich mit klebriger Stimme und streckte ihr die Süßigkeiten entgegen. „Die sind für dich, mein Engel.“
Während sich Zita über die Pralinen freute, die Schachtel öffnete und welche probierte, schaute ich neugierig über ihre Schulter zum Rathaus. Das war bestimmt Ronaldo, der dort herumlungerte. Hoffentlich schaute er auch her.
„Hmm, die schmecken aber supi! Willst du auch eine probieren?“
„Nichts lieber als das. - Jaa, wirklich delikat. Genauso süß wie du, wie schon gesagt.“ Auf einmal bemerkte ich, dass links von mir Licht vom Stadttor kam. Wenn es unter den Zylinder leuchtete und Zita mich erkannte, wäre das die größte Blamage meines Lebens. Ich drehte mich also ein wenig zur Seite, sodass mein Gesicht definitiv im Schatten lag und rückte dabei auch gleich näher an Zita. Nur die Pralinenpackung war noch zwischen uns. Ich nahm noch eine Praline heraus und hielt sie Zita vor die aufgespritzten Lippen. Und tatsächlich - sie öffnete sie und nahm den Schokoladentrüffel mit ihren schneeweiß gebleichten Zähnen entgegen. Ich war zufrieden. Ja, so ist es gut, Zita, friss dem netten Onkel aus der Hand! Ich war mir nun sicher, dass Ronaldo und zuschaute. Kein Mensch stand so lange nachts bewegungslos im Gelände herum.
Zita schien entweder furchtbar zutraulich oder furchtbar verliebt in den Fremden zu sein, denn sie rückte mir noch mehr auf die Pelle und schwang mir die Arme um den Hals. In ihren Händen klackerten leise die Pralinen in der Packung. Schau mir in die Augen, Kleines. Obwohl, besser doch nicht. Auch ich wickelte irgendwie meine Arme um sie, was gar nicht so einfach war, ohne ihren Riesenbusen zu zerdrücken. Der war bestimmt auch nicht echt. Ich fragte mich langsam, was an diesem Mädchen überhaupt noch natürlich war.
„Willst du mir nicht deinen Namen verraten?“, raunte Zita, „Das wäre echt supi!“
Halleluja, immer die mit ihrem supi! Das nervte! „Ist es nicht viel romantischer, wenn du ihn nicht weißt?“, murmelte ich zurück. Sie lächelte. „Du hast recht.“ Und dann kamen plötzlich diese riesigen Lippen auf mich zu, dass ich es schon fast mit der Angst zu tun bekam. Bis mir klar wurde, dass sie mich küssen wollte, vergingen schon ein paar Sekundenbruchteile. Lange genug, dass Zita die Augen schon wieder halb öffnete und mich ganz bekifft anglubschte. Da drückte ich ihren Kopf schnell an meinen und sie klappte ihre Gucklöcher wieder zu. Ich behielt meine offen, um Ronaldo im Blick zu behalten. Der ärgerte sich bestimmt grün und blau, hehe! Was war ich doch für ein Schelm!
Naja, aber dann musste ich wohl oder übel mitspielen und es nicht einfach nur über mich ergehen lassen. Immerhin war ich ja der Verehrer! Ich versuchte, mir einfach vorzustellen, dass es Vanessa war und nicht Zita und hoffte, dass meine Absätze nicht ausgerechnet jetzt abbrechen mussten. Irgendwie ging's, aber Zita wollte gar nicht mehr aufhören. Mir wurde langweilig. Wenn die sich so viel Zeit ließ, verpasste ich meine anderen Mädchen! Aber ich musste ihren Monsterknutschmund noch eine Weile ertragen. Wenigstens hatte sie kein Lippenpiercing, das wäre ja die Krönung!
Als Zita dann aber anfangen wollte, mich auszuziehen, wurde mir das doch etwas zu viel. Ich wehrte mich so nett, wie es eben ging und widerstrebend wie ein Saugnapf löste sie sich endlich von mir.
„Och Hasi, jetzt geht’s doch erst richtig los!“, jammerte sie. Mir wurde richtig schlecht. Mit so einer hatte ich geknutscht! Mit einem Mädchen, dass mit jedem Hanswurst gleich in die Kiste wollte! Ekelhaft, einfach ekelhaft!
„Ein andernmal. Okay, Schatzi?“ Ich versuchte, sie abzuschütteln. Sie seufzte, gab aber schließlich nach. „Na gut.“ So schnell, wie das auf meinen Absätzen eben ging, stokelte ich davon. „Wann sehe ich dich wieder?“, rief Zita mir hinterher und winkte mit der Pralinenpackung.
„Schon bald! Jeder Tag ohne dich ist ein verlorener Tag!“, antwortete ich.
Mamma mia, das war ja gerade nochmal gut gegangen! Jetzt aber schnell, Zenobi wartete wahrscheinlich schon!

Den Rest der Nacht verbrachte ich mit den drei Mädels und war bis in die Morgendämmerung am Flirten. Das Einzige, was mich davon abhielt, wie ein Schluck Wasser in der Kurve in der Gegend rumzuhängen, war der Kaffee, den Kofi zubereitete. Er war wirklich ganz lecker, wie Vanessa gesagt hatte. Während Emma und ich jedoch in den nächsten Tag hinein feierten, musste ich daran denken, wie ich vor einer Woche mit Vanessa hier gesessen und der Musik gelauscht hatte. Und als ich später mit Emma den Sonnenaufgang betrachtete, bekam ich ein richtig schlechtes Gewissen. Vanessa hatte mir etwas sagen wollen, und ich wusste nicht, was es war. Es kam, wie's kommen musste, wir sprachen über Vanessa. Ich war inzwischen so freimütig im Erzählen geworden, dass ich mit meinen Gedanken auch nicht lange hinterm Berg hielt. Außerdem vertraute ich Emma. Ich war mir sicher, dass sie meine Erzählungen gut für sich behalten konnte.
„Lass ihr Zeit“, riet Emma mir, „wenn sie gedrängt wird, zieht sie sich nur noch mehr zurück. Das ist bei vielen schüchternen Mädchen so.“
Na, wenn sie es sagte...


Zuletzt von Faules_Kätzchen am Sa Feb 05, 2011 3:52 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet (Grund : Überflüssiges "Objekt" entfernt)
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BeitragThema: Re: Manfredos Tagebuch: 7. Kapitel   Manfredos Tagebuch: 7. Kapitel EmptyFr Feb 04, 2011 9:28 pm

Hey!
An sich wieder einmal sehr schön! Total klasse geschrieben und die Handlung bleibt spannend. Du hattest auch immer neue ideen, oder? Naja, ich wollt noch sagen: Wie alt ist Manfredo nochmal? Irgendwas zwischen elf und vierzehn, oder? Oder sogar noch zehn? Der ist aber ehrlich seeeeeeeeeeehr frühreif xD
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BeitragThema: Re: Manfredos Tagebuch: 7. Kapitel   Manfredos Tagebuch: 7. Kapitel EmptySa Feb 05, 2011 1:11 pm

BlackShett schrieb:
Wie alt ist Manfredo nochmal? Irgendwas zwischen elf und vierzehn, oder? Oder sogar noch zehn? Der ist aber ehrlich seeeeeeeeeeehr frühreif xD
Manfredos Geburtstag ist am 24.12.1996, er ist also etwa 12 1/2 Jahre alt. Wink
Und ja, er ist wirklich frühreif; sozusagen eine überspitzte Parodie von solchen Jungs, die schon in der fünften Klasse eine Freundin haben (oder das zumindest behaupten Rolling Eyes ).

Ach ja, und nochmal danke dafür, dass du wirklich jedes Kapitel kommentierst. Viele Andere hier im Forum scheinen ja nicht besonders kommentier-freudig zu sein, wie man auch an anderen Geschichten sieht :/ Aber auf dich kann ich mich immer verlassen, das ist cool. Smile
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BeitragThema: Re: Manfredos Tagebuch: 7. Kapitel   Manfredos Tagebuch: 7. Kapitel EmptySa Feb 05, 2011 1:25 pm

immer gerne!
Ich denke immer daran, wie gerne ich Kommentare lese. So eine Geschichte ist ja nicht mal eben so hingekritzelt und dann will man ja auch, dass jemand das liest. Wobei ich seltsamerweise lieber Kritiken bekomme als positive Kommentare (ich bin da ein wenig seltsam)

Zu deiner Geschichte: Das ist eigentlich ne gute Idee. Ich find Manfredo irgendwie süß.. ich fands nur krass, als die Eine (wer war das gleich?) dem an die Wäsche wollte xD
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BeitragThema: Re: Manfredos Tagebuch: 7. Kapitel   Manfredos Tagebuch: 7. Kapitel EmptySa Feb 05, 2011 3:49 pm

lol XD
Bei mir ist es übrigens genau umgekehrt: ich bekomm lieber Lob als Kritik, auch wenn sie konstruktiv ist. Was natürlich nicht heißen soll, dass ich was gegen ehrliche Meinungen habe! Ich weiß ja, dass auch Kritik nicht böse gemeint ist und einem weiterhilft... Also spuckt einfach aus, was euch auf dem Herzen liegt!! Smile
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