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 Manfredo's Tagebuch: 9. Kapitel

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Faules_Kätzchen
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Manfredo's Tagebuch: 9. Kapitel Empty
BeitragThema: Manfredo's Tagebuch: 9. Kapitel   Manfredo's Tagebuch: 9. Kapitel EmptyDo Feb 10, 2011 8:49 pm

Der große Tag
Dienstag,
den 5. Mai
2009
Der Tag der Überraschungsparty! Kein Wunder, dass selbst coole Typen wie ich da nicht ganz cool bleiben konnten. Im Gegenteil, ich war furchtbar aufgeregt, ob alles gut gehen würde.
Ich stand ausnahmsweise früh auf, um tausendmal alles nachzuprüfen. Eigentlich hatte ich gar nichts mehr zu erledigen. Aber als Profi sorgte ich schließlich vor. Vorsicht ist besser als Nachsicht, wie meine Mutter immer zu sagen pflegte. Ausnahmsweise musste ich ihr damit Recht geben.
„Hör auf, dauernd nach den Luftballons zu gucken, du machst mich ganz verrückt“, beschwerte sich Zenobi, die Kofi dabei half, Kaffeetassen abzuwaschen. Er hatte geklagt, viel zu viel zu tun zu haben bei so viel künftiger Kundschaft.
„Ist ja schon gut, Zenobi. Ich wollte doch nur mal prüfen, ob auch alle noch schön prall sind. - Wie spät?“
„Zehn Minuten später als in dem Moment, in dem du mich das letzte Mal danach gefragt hast. Was ist los mit dir? Ich dachte immer, du wärst die Coolness in Person!“
„Bin ich ja auch! … Ich schau mal nach dem Geschenk.“, sagte ich und verließ das Museumscafé.
„Manfredo, ich kann dir auch so mit 100%iger Sicherheit sagen, dass es nicht weggelaufen ist oder sich in Luft aufgelöst hat!“, rief sie mir noch hinterher. Mamma mia, das wusste ich doch! Ich war einfach aufgeregt. Heute war der wichtigste Tag im Jahr, zumindest für Vanessa, wie konnte sie da nur so gelassen bleiben?
Quälend langsam verstrichen die Stunden des Vormittags. Beim Mittagessen rutschte ich die ganze Zeit unruhig auf meinem Stuhl herum. Zum Glück war Nici nicht da, sonst hätte sie mich bestimmt gleich wieder angezickt. Nicht an Vanessa's Geburtstag! Nicht mit Manfredo Zimmermann!
Es gab Dosensuppe. Birte war ziemlich schnell fertig, murmelte noch etwas von unzumutbarem Essen und war verschwunden. Ich fand's eigentlich ganz lecker, wenn es nur nicht so wässrig gewesen wäre. Vanessa seufzte. „Was hast du?“, erkundigte ich mich mitfühlend.
„Ach, ich würde einfach wenigstens an meinem Geburtstag gerne etwas Richtiges essen. Nicht immer nur Dosenfutter oder Nudeln oder Pizza...“ Bei ihrem letzten Satz verschluckte ich mich fast vor Schreck. Hatte sie gerade Pizza gesagt?! Sollte ich dann die Pizza heute Abend lieber vergessen und mir was anderes einfallen lassen? Aber es gab doch außer Pizza und Spagetti nichts, was ich zubereiten konnte! Es musste schließlich hinterher auch noch genießbar sein!
„Naja, aber wenigstens gibt’s heute Nachmittag Tee und Kekse. Hab ich extra für meinen Geburtstag aufgehoben. Ich habe auch schon ein paar Freunde eingeladen. Weißt du das überhaupt schon?“, fragte sie. Mir schien das Herz in die Hose zu rutschen. „N-nein“, stotterte ich ganz dämlich. Auch das noch! Immer in den wichtigsten Momenten konnte ich nicht normal reden!
„Aber es macht doch nichts, wenn ich hier im Haus feiere, oder? Du kannst natürlich auch dazukommen, ich hab dich jetzt nicht extra eingeladen, weil ich dachte, dass du sowieso hier bist.“
„Äh... ja, klar! Ich... freu mich schon drauf! Wann steigt denn die Party?“
„Heute Nachmittag um drei, dachte ich. Ich hoffe nur, dass ich die Kekse noch finde, die sind irgendwie verschollen. Du hast sie doch wohl nicht gegessen, oder?“ Oh Gott. Nicht etwa die Kekse aus der Vorratskammer?! Die lagen schon im Museum. „Nein! Ich meine... ich doch nicht! Könntest du denn vielleicht nach der Feier... also...“
Vanessa lächelte plötzlich ein bisschen. „...mit dir treffen?“
„Nein. Ja!“, sagte ich schnell, als ihr Lächeln erstarb. „Genau, mit mir treffen! Das wollte ich sagen! Wann ist denn die Party zuende?“
Sie schaute immernoch ein bisschen so, als wenn sie mir nicht ganz glauben konnte. „Eigentlich hatte ich kein Ende geplant...“
„Ach so, ein Open-end also! Schon verstanden, Süße. Naja, ich dachte ja nur...“
„Also, ich kann mich gerne mit dir treffen! Nur vielleicht nicht heute. Also... doch heute, aber nicht um drei. Wie wär's mit heute Abend?“ Oje, wie sollte ich aus der Nummer wieder rauskommen?
„Naja... also... könntest du nicht...“ Wie sie schon guckte! „also, mit deinen Freunden um halb drei kurz zum Museum kommen?“ Sie sah enttäuscht aus. Wahrscheinlich hatte sie gehofft, sich allein mit mir zu treffen. Das wiederum hoffte ich jedenfalls. Dann verbarg sie ihre Enttäuschung und versuchte, zu lächeln.
„Ja, warum nicht. Dann bis um halb drei.“
Hilfe, ich konnte es einfach nicht ab, wenn Mädchen traurig waren! Schon gar nicht Vanessa!
Aber da musste ich durch. Ein echter Mann musste durch sowas durch! Immerhin, sagte ich mir, wird Vanessa ja später sehen, wie viel Mühe Zenobi und ich uns gemacht haben.

Endlich war es halb drei. Ich tigerte schon seit mindestens einer halben Stunde vor dem Museum herum und empfing aufgeregt jeden Gast, der sich hier noch herumtrieb. Hoffentlich kamen auch alle rechtzeitig! Hoffentlich tauchte Vanessa nicht zu früh auf! Hoffentlich zettelte Frank nicht wieder irgendeine Dummheit an!
Bis um halb drei war er glücklicherweise noch nicht aufgekreuzt. Als ich Vanessa mit Conny und Emma kommen sah, schlug ich natürlich sofort Alarm: „Schnell, alle ins Museum! Sie kommt!“ Hektisch scheuchte ich alle hinein und wir zückten unsere Wunderkerzen. Strahlend kam ich Vanessa entgegen. Sie schaute mich ganz komisch an.
Da zündete ich meine Wunderkerze an. Das war das Zeichen. Die Anderen kamen mit ebenfalls brennenden Wunderkerzen aus dem Museum.
„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“, riefen wir alle im Chor. Vanessa war ganz sprachlos. Dann strahlte sie. Ich erlaubte mir, sie zu umarmen. Als ich sie wieder losließ, war sie schon wieder rot angelaufen. Sie war es wohl nicht gewohnt, von Checkern wie mir umarmt zu werden. Aber sie sah so süß dabei aus!
„Das wäre doch nicht nötig gewesen!“, hauchte sie ergriffen. Ich lachte. „Für dich doch immer!“ Mit einem letzten unwiderstehlichen Lächeln entließ ich sie an ihre anderen Freunde. Die wollten ihr schließlich auch noch gratulieren.
„Möchtest du erst die Geschenke auspacken oder den Kuchen essen?“, fragte Zenobi sie.
„Was, Kuchen habt ihr auch gebacken?!“ Für einen kurzen Augenblick meinte ich, in Vanessa's Augen Freudentränen glitzern zu sehen. Wie leicht man so ein kleines Mädchen doch glücklich machen konnte!
„Auch von mir alles Gute zum Dreizehnten!“, hörte ich Gustav gratulieren. Heiliges Kanonenrohr! Das Häschen war ja ein halbes Jahr älter als ich!
Wenigstens eine Ausrede dafür, dass sie fast größer war als ich.
Oder war sie sogar größer? Ich wagte nicht, länger darüber nachzudenken.
„Ey Vanessa! Ich hab auch noch ein Geschenk für dich, ey!“
Ey? Das konnte nur Frank sein. Kein Wunder, dass plötzlich alle so leise geworden waren.
Aber mich konnte der mit seinem Macho-Gehabe nicht einschüchtern! Ich war kurz davor, mich auf ihn zu stürzen, als ich sein pinkes Geschenk erblickte und mir alles wieder einfiel.
„Hey Frank! Ist in dem Geschenk wirklich etwas so Tolles drin?“, fragte ich scheinheilig. Er schaute mich abschätzig an, während er Vanessa bedrängte, die dabei nicht sehr glücklich aussah.
„Lass dich überraschen, Zimmerman!“, sagte er und grinste. Es sah eher so aus, als würde er die Zähne fletschen.
Zu Vanessa gewandt schleimte er mit klebriger Stimme: „Was ganz Besonderes für dich, meine Hübsche! Als kleine Entschuldigung, ich war bisher ja nicht immer so freundlich zu dir. Hier, extra für dich, ey! Pass auf, es ist zerbrechlich!“
Skeptisch begann Vanessa, es auszupacken. „Was da wohl drin ist?“, murmelte sie und zwang sich zu einem Lächeln. Sie wollte wohl gute Laune verbreiten.
„Ja, Frank, gib doch mal einen Tipp, was das sein könnte!“, rief ich fröhlich.
Frank guckte, als wenn ich ihm einen Heiratsantrag gemacht hätte. Zu Vanessa sagte er: „Also es ist romantisch, ey, verbreitet angenehme Stimmung - vielleicht bekommt es ja einen Ehrenplatz in deinem Zimmer und wenn ich dann mal zu Besuch komme, ey, können wir uns davor setzen und - ey, was ist das denn?!“ Noch ungläubiger als Vanessa schaute er in die mit Sand gefüllte Schachtel.
„Und? Sagt schon, was ist es?“, fragte ich. Auch die anderen Gäste sahen neugierig aus. Doch als Frank nur fassungslos den Kopf schüttelte und Vanessa sagte: „Ähm... naja... dankeschön.“, kamen alle wie auf ein Kommando näher und lugten hinein. Die tellergroßen Augen, die alle machten, waren fast genauso amüsant wie Frank's Herum-gestottere, indem er versuchte, die unerklärliche Sache zu erklären.
Dann brachen alle in Gelächter aus.
„Was ist das denn für 'ne Schnapsidee?!“
„Sag mal, ist das jetzt 'n Insider, oder wie?“
„Frank, du bist echt drollig!“
„Romantisch? Frank, du hast einen merkwürdigen Geschmack!“
„Ich weiß ja nicht, ob das einen Ehrenplatz bekommt. Höchstens in einem Sandkasten!“
„Aber mit der angenehmen Stimmung hatte er recht: Urlaubsstimmung!“
Es war wirklich zum schieflachen. Enttäuscht, verwirrt und beschämt schlich Frank von dannen. Viel zu schnell hatten sich alle wieder beruhigt, und die anderen Geschenke konnten ausgepackt werden. Natürlich drängelte ich mich dabei vor, um Vanessa als Erster das Geschenk zu geben; sie war ganz entzückt von der Lavalampe und der farblich passenden Rose, die ich ihr dazu überreichte. Hoffentlich verstand sie den Wink. Tina und Sina schenkten ihr einen Margeritenschirm und ein rosa kariertes Himbeer-Outfit, in dem sie bestimmt süß aussehen würde, von Conny und Emma bekam sie einen Zitrus-Teppich, Nici schenkte ihr eine neue Gießkanne...
Irgendwann fand ich es nicht mehr so interessant und stahl mich ins Museum davon, um schon einmal die Torten anzurichten. Zenobi hatte nämlich zwei Stück gebacken: eine Marzipan-Sahne-Torte und einen gedeckten Apfelkuchen mit Zimt, falls jemandem die andere Torte zu kalorienreich war. Zudem musste ich noch die Schokokekse auf den Tisch stellen, die bisher mit den Torten in einer Kühltruhe lagerten.
Als ich jedoch den Kaffeeraum betrat, kam mir schon Kofi entgegen, der grimmig Frank aus der Tür schob. „Frank? Was willst du denn schon wieder hier? Verschwinde sofort!“, rief ich so leise es ging, damit die Leute draußen nichts mithörten.
„Das mit dem Sand warst doch du, ey“, zischte er mir zu, „tja, Rache ist süß...“ Er schleckte sich noch einen Rest Sahne vom Finger, dann war er verschwunden. Ich verstand nur Bahnhof.
Bis ich sah, was er angestellt hatte. „Mamma mia!“, entfuhr es mir. Ich hatte das Gefühl, gerade von meinem Vater ins Polarmeer geschleudert worden zu sein.
In der kurzen Zeit, als niemand im Kaffeeraum gewesen war, weil Kofi wahrscheinlich gerade auf dem Klo war oder weiß der Geier was, war Frank hier hereinspaziert, hatte den kompletten Marzipan-Überzug und einen Teil der Apfeltorte gegessen sowie im Rest der Sahnetorte mit einer Gabel herumgestochert. Der treue, wenn auch schweigsame Kofi war schon dabei, in Windeseile das dreckige Geschirr und den Teller abzuwaschen, den Frank verwendet hatte. Und ich musste mir den Kopf darüber zerbrechen, was nun zu tun war. Klar war nur, dass ich schnell handeln musste, bevor die anderen Gäste und vor allem Vanessa hereinkamen. Ich war verzweifelt, mir wurde abwechselnd heiß und kalt, es war schlimmer als Grippe mit Schüttelfrost.
Dann hatte ich die rettende Idee. „Ich brauch mal schnell deinen Mixer, Kofi!“, rief ich und wühlte hektisch in seinem Schrank. Teller, Tassen, Käsereiben - wo steckte bloß der verdammte Mixer?
Kofi tippte mir auf die Schulter. Dann reichte er mir seelenruhig den Mixer.
„Immer mit der Ruhe“, nuschelte er. Ich riss ihm das Teil aus der Hand und stopfte die Überreste der Sahnetorte hinein. Ich mixte es auf der höchsten Stufe und hoffte nur, dass Frank nicht hineingesabbert hatte.
Zum Henker nochmal, das dauerte ja ewig! Ich machte mich währenddessen also schon einmal daran, die angekauten Stellen am Apfelkuchen abzuschneiden, den Rest ebenfalls in Stücke zu zerteilen und sie auf die Teller zu legen.
Fast war ich damit fertig, da hörte ich die lachende und lärmende Geburtstagsmeute vor der Tür. Ich hechtete zu ihnen, steckte nur meinen Kopf durch den Türrahmen und sagte schnell: „Ich bin noch nicht so weit, wartet 'ne Sekunde, okay?“
Damit schlug ich ihnen wieder die Tür vor der Nase zu. Ich verteilte den Rest des Kuchens, wobei noch ein unförmiges Stück übrig blieb. Kurzentschlossen stopfte ich es mir mit wenigen Happen selbst in den Mund. Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss.
Der traurige Überrest der anderen Torte hatte sich inzwischen in eine cremige Masse verwandelt. Schlagsahne-Ersatz. Ich stellte den Mixer aus und gab sie in eine Schüssel, die Kofi mir in Zeitlupe reichte. Ich fragte mich unwillkürlich, wie es aussehen musste, wenn Kofi mal wütend war. War er dann immernoch so langsam und leise?
Doch darüber hatte ich nun wirklich keine Zeit, nachzudenken. Ich stellte noch schleunigst die Kekse neben den selbst gepflückten Blumenstrauß auf den Tisch, dann rief ich: „Okey-dokey, ihr könnt kommen!“

Es wurde dann doch noch ein gelungenes Kaffee-und-Kuchen-Mampfen. Alle lobten die raffinierte Schlagsahne und Vanessa freute sich über das Wiedersehen mit ihren Keksen. Wir redeten über Gott und die Welt, bis ich mich irgendwann entschuldigen musste, um das Abendessen vorzubereiten. Ich verzog mich in die Küche, die an den Kaffeeraum angrenzte. Dort band ich mir als erstes die Schürze um und setzte mir natürlich auch die Kochmütze auf. Das gehörte sich so bei Pizzabäckern!
Dann sah ich mir das Rezept an. Den Teig hatte ich zum Glück heute Vormittag schon fertig zubereitet. Doch die anderen Zutaten erschienen mir plötzlich langweilig. Also, ich liebte zwar jede Pizza, aber für Vanessa musste es schon etwas Außergewöhnliches sein!
Schließlich wollte ich nicht, dass sie sich wieder ein „richtiges Essen“ wünschte. Es musste eine Pizza genau nach ihrem Geschmack sein, eine Pizza à la Vanessa, wie ich sie kurzerhand nannte. Dann mal ran.

Kurze Zeit später hatte ich eine Zutatenliste erstellt, beim Nook alles Fehlende eingekauft und die Pizza belegt. Ich schob sie mit Schwung in den Ofen, dass das Mehl nur so staubte. Jetzt noch schnell backen, dann war es schon fertig!
In dem Moment betrat Zenobi den Küchenraum. Sie schaute mich erschrocken an.
„Manfredo, wie siehst du denn aus?“
Ich betrachtete mein Spiegelbild in der Backofentür und erschrak ebenfalls: Meine Bürzelfrisur war platt gedrückt und meine Kleidung sah aus, als wenn ich mich im Mehl gewälzt hätte. Was sollte Vanessa da von mir denken?
Schnell begann ich, das Mehl abzuklopfen, Zenobi half mir kichernd dabei.
„Hast du zufällig Haargel dabei?“, fragte ich sie hilflos. Nur mit Wasser hielt meine Frisur irgendwie nicht lange. Sie musste noch mehr lachen.
„Nee, nur Lipgloss. Geht das auch?“
„Ähm, muss wohl. Gib mal her.“ Ich nahm ihr den Lipgloss ab. Er roch nach Banane. Naja, nicht gerade sexy. Aber vielleicht mochte Vanessa ja sowas.
„Manfredo, bist du verrückt?! Nicht so viel!“ Sie riss mir das Döschen aus der Hand und verschloss es schnell, als ich ungefähr die Hälfte in meine Haare geschmiert hatte. Aber es musste schließlich auch gut aussehen!
Endlich waren mein Bürzel und die Pizza fertig. Zenobi ging wieder raus, um den Tisch zu decken. Was ich derweil tat? Ääh... ich kümmerte mich um die Pizza. Jaa, das war auch eine Kunst, sie aus dem Ofen zu holen, ohne sich die Finger zu verbrennen! Außerdem musste ich sie auch noch in Stücke schneiden.

Als dann alle erwartungsvoll um den Tisch saßen, kam ich mit meinem Kunstwerk herein, welches ich vorsichtshalber erstmal unter einer Käseglocke verborgen hatte. Pelly schnupperte und meinte: „Riecht nach Pizza. Oh Mann, wann habe ich das letzte Mal Pizza gegessen? Wird mal wieder Zeit...“
„Pizza?“, fragte Vanessa.
„Nein“, antwortete ich schnell, „also, jedenfalls keine Tiefkühlpizza, sondern eine eigene Kreation für Vanessa, vom Küchenchef höchspersönlich. Von mir, meine ich. Tadaah!“ Ich öffnete die Haube. Ohs und Ahs waren zu hören. „Knusprig dünner Hefeteig in einer Kreation mit... Mousse au Tomate sowie zarten Artischocken, saftigen Auberginenscheiben, aromatischen Pilzen und frischer Petersilie, überbacken mit echtem Mozzarella aus Italien... äh... aus dem Feinschmecker-Regal beim Nook! Guten Hunger!“
Noch bevor ich die duftende Platte auf dem Tisch platziert hatte, griffen die Ersten schon zu. Ich ließ den Gästen natürlich gönnerhaft den Vortritt und warf einen neugierigen Blick zu Vanessa. Doch sie schien mich gar nicht zu bemerken, da sie gerade genießerisch ihr Gesicht im Käse versenkte. Umso besser, dachte ich, es schien ihr zu gefallen. Ich konnte also mit meinem Werk zufrieden sein.

Die Stunden schienen wie im Flug zu vergehen. Nach dem Essen gab es genug Gesprächsstoff, auch Vanessa redete mehr als sonst. Und als schließlich K.K. für Vanessa ein Ständchen sang, war sie wieder mal vor Begeisterung den Tränen nahe. Sie wollte ihn gar nicht wieder gehen lassen, doch ich war ganz froh, als er sich endlich wieder davonmachte. Vanessa gehörte mir!
Plötzlich jedoch machten sich auch die ersten Gäste auf den Heimweg, ich wunderte mich schon, warum. Da fiel mein Blick auf die Wanduhr. Schon kurz vor Zehn! Mamma mia! Es kam mir noch viel früher vor.
Schleunigst räumten Zenobi und ich den Tisch ab, als fast alle Freunde gegangen waren. Sie gähnte und murmelte etwas von langer Tag und dass sie jetzt schnell ins Bett müsse, doch ich war noch hellwach. Okay, fast hellwach. Auch ich war inzwischen ein bisschen müde geworden. Aber ich ließ mir das natürlich nicht anmerken. Gentleman-mäßig wie ich war, nahm ich Zenobi einen Teil ihrer Arbeit ab und sie dankte mir gähnend. Dann war sie hinausgewankt.
Schließlich war auch ich fertig, verabschiedete mich von Kofi, der jetzt noch alles abwusch (ich fragte mich, ob der auch mal irgendwann schlief; aber andererseits befand er sich sowieso immer im Halbschlaf) und hätte draußen fast Vanessa über den Haufen gerannt. „Oh, Vanessa! Was machst du denn noch hier?“
„Na, auf dich warten, was sonst.“
Was war sie doch süß! Wartete extra nachts vor dem dunklen Museum auf mich!
Etwas kleinlaut fügte sie noch hinzu: „Und außerdem hab ich Angst im Dunkeln.“
„Ach, das brauchst du doch nicht! Ich bin ja jetzt bei dir.“ Ich legte ihr einen Arm um die Schultern und wir gingen langsam los. Sie trug immernoch nur ein Top, obwohl es inzwischen kühler geworden war.
„Ist dir kalt?“, fragte ich. Als sie nickte und zugab: „Ein bisschen.“, zog ich mir kurzerhand meine Jacke aus. „Hier, du kriegst meine Jacke!“
Es war wie in den ganzen Liebesfilmen! Wie gut, dass ich eine Jacke mit hatte, sonst wäre es nur halb so romantisch gewesen. Auch, wenn nun ich ein wenig fror. Aber als Mann trug man schließlich keine Jacke, damit einem warm war, sondern um sie wärmebedürftigen Mädels zu leihen. Hach, wie romantisch!
Ich fragte mich, ob mein Leben nun eine Liebesgeschichte wurde. Im Moment wünschte ich es mir fast, dabei war ich sonst immer eher auf Action aus gewesen. Mit Vanessa war eben alles anders! Die Geschichte des verliebten Italieners... Romeo und Julia... das kam doch aus Italien, oder?
Wie auch immer, das Leben war eben keine Lovestory. Sonst hätte es diese Nacht noch den großen Kuss gegeben.
Und dagegen hätte ich nichts einzuwenden gehabt...


Zuletzt von Faules_Kätzchen am So Mai 22, 2011 10:36 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet (Grund : längere Ausführung)
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BeitragThema: Re: Manfredo's Tagebuch: 9. Kapitel   Manfredo's Tagebuch: 9. Kapitel EmptyDo Feb 10, 2011 11:24 pm

Wieder einmal sehr gelungen, hätte aber, wenn du mich fragst, länger sein können. Besonders die Stelle, als er erfährt, dass Vanessa keine Pizza will, hättest du gefühlsmäßig viel mehr umschreiben können. Sonst wieder sehr schön, wobei die Sache mit der Torte (Feind isst Torte auf) ein wenig klischeehaft war
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BeitragThema: Re: Manfredo's Tagebuch: 9. Kapitel   Manfredo's Tagebuch: 9. Kapitel EmptyFr Feb 18, 2011 12:22 pm

Vielen Dank für deine Tipps! Dann werde ich den Text wohl nochmal ein bisschen überarbeiten. Smile Freut mich wirklich, dass du immernoch dabei bist und deinen Senf dazugibst! Wink
Das 10. Kapitel ist übrigens auch gleich online...
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BeitragThema: Re: Manfredo's Tagebuch: 9. Kapitel   Manfredo's Tagebuch: 9. Kapitel Empty

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